ZIN - Tourists To This World

Review

Machen wir’s kurz – ohne PLACEBOs „Meds“-Album gäbe es ZIN vermutlich nicht. Oder, um etwas fairer zu sein – dieses Album, „Tourists To This World“, gäbe es ohne die Genrevorreiter von der Insel nicht. Beides läuft allerdings auf das Selbe hinaus, denn ZIN gibt es selbst erst seit der Mitte des Jahres 2006, also ein paar Monate nach dem Release von „Meds“.

Das ist umso erstaunlicher, als ZIN ganz unbeschriebene Blätter sind, übrigens leipziger Blätter und nicht etwa solche aus London. Dafür ist diese Platte, inklusive ihrer instrumentalen und erstaunlich britisch klingenden vokalen Leistung, überraschend reif und kantenlos produziert. Die vier feschen jungen Herren rocken melancholisch-entspannt durch elf Songs, instrumentieren ihre Stücke nur auf das Nötigste mit soften Distortiongitarren, Popbass und einfachen 4/4-Beats und experimentieren dafür lieber mit einer Menge Klimperelektronik, die fast jeden Song einleitet. Das kommt ganz gut, besonders im Zusammenhang mit dem poppigen, zielsicheren (aber leicht konstruierten) Strophe-Refrain-Schema – aber das auch nicht auf Dauer.

Deutlich herausgestellt ist Iven Coles Stimme, die der Brian Molkos (insbesondere auf den älteren PLACEBO-Releases) fast aufs Haar gleicht. Hier und da (beispielsweise in „Infect Me With Lights“) merkt man Cole eine gewisse harmonische Schieflage an, in anderen Songs glänzt er hingegen mit androgyn anmutender Zitterstimme („No Fakes And Fears“), zerbrechlichem Lamentieren zu Akustikgitarrenakkorden („Melt“) oder lasziver Erzählstimme im saucoolen, mit Dancebeat und Schrammelgitarren angereicherten „Jesus Undressed“. Letzteres ist übrigens der für mich eindeutig einzige Hit der Platte – der Rest ist gut, teilweise mehr als gut, aber Kaliber wie „Drag“ oder „One Of A Kind“ haben die Leipziger noch nicht in der Kiste.

ZIN pendeln auf „Tourists To This World“ zwischen eindeutiger Chartaffinität („Symbiosis“ oder „Kiss The World Goodbye“), Underground-Club-Attitüde (wie im genannten „Jesus Undressed“), sanfter Teenierockband („My Cocain“ oder das an LIQUIDO erinnernde „Til The War Is Over“) und dreistem Plagiarismus. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass gut geklaut besser ist als schlecht selbstgemacht, teilweise sind die PLACEBO-Parallelen dann aber doch zu offensichtlich, gerade hinsichtlich des Gesangs und der Textthemen, aber sogar beim Vokabular, dem typisch alternativen Coverartwork (schönen Gruß an MUSE…) und den Bandfotos.

Sicher ist ZINs erstes Album trotzdem eine ziemlich gute, bestens hörbare und recht aalglatte Platte – aber wahrhaft interessant, in künstlerischer Hinsicht, wird’s erst dann, wenn die Band aus den ziemlich großen Fußstapfen ihrer Inspiratoren steigt und zeigt, was sie sonst noch so auf dem Kasten hat. Das Rüstzeug ist auf jeden Fall da. Bis dahin gibt’s gut gemeinte, aber knappe

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16.12.2007

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