Boysetsfire
30 Jahre Spaß mit Freunden und sozial-politischer Aktivismus
Special
BOYSETSFIRE: Sozialer Aktivismus und politische Botschaft
BOYSETSFIRE ist nicht nur eine Band, die für ihre musikalischen Fähigkeiten geschätzt wird, sondern auch für ihre politische Haltung. Die Bandmitglieder sind für ihren sozialen und politischen Aktivismus bekannt und haben stets Themen wie soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus und Gleichberechtigung in den Mittelpunkt ihrer Texte gestellt.
Diana: Nach „After The Eulogy“ sind ihr zu einem Majorlabel gewechselt und habt am Album „Tomorrow Come Today“ gearbeitet. Gerade weil „After The Eulogy“ so eine bahnbrechende Platte war, wie seid ihr an das nächste Album ran gegangen?
Josh: Ich erinnere mich, dass das wirklich ein unangenehmer Prozess für uns war. Wir hatten diese herausragende Platte gemacht, was sollte da noch kommen. Es ist die beste Platte die wir je hatten. Das ist in Ordnung, manche Bands schaffen nicht mal eine gute Platte, wir wussten das wir auch andere gute Platten machen können. Aber die Frage war auch was machen wir, sollen wir nochmal so eine Platte machen, weil es die Leute vielleicht erwarten? Emotional hat sich das alles nicht richtig angefühlt und auch die Sitzungen in denen wir gemeinsam an den Songs gearbeitet haben, haben weniger Spaß gemacht und waren auch einfach weniger natürlich.
Diana: Ihr habt damals auch das erste Mal mit anderen Menschen zusammengearbeitet, wie ist es dazu gekommen? Ging das von euch aus?
Josh: Ja, also das Label wollte definitiv das wir mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Aber wir lehnten das kategorisch ab. Das waren nicht wir. Plötzlich waren wir in einer Phase, die das Label Vorproduktion nannte. Und wir mussten entscheiden, machen wir das mit? Gehen wir da jetzt rein in diesen Raum und nehmen wir jeden einzelnen Song auseinander und bauen ihn neu zusammen? Ich habe da am Anfang nicht dran geglaubt, denn vorher waren unsere Songs auch gut. Aber ich sag mal so, wir haben eine gute Lernkurve gehabt. Im Großen und Ganzen war „Tomorrow Come Today“ eine schwierige Geburt, bei „After The Eulogy“ ist das einfach so aus uns herausgekommen, „Tomorrow Come Today“ tat schon weh.
Diana: Ich kann mir vorstellen, dass diese Zeit eine schwierige Zeit für euch war. Wurde in dieser Zeit vielleicht die Vision „Spaß mit Freunden haben“ gebrochen?
Josh: Naja wir waren an einem Punkt angekommen in dem wir mehr Meetings, Gespräche und Diskussionen mit dem Management hatten, als das wir gemeinsam abhingen und Musik spielten. Also normalerweise sollte es so halb und halb sein, das war es aber nicht. Du kannst es aber nur schaffen, wenn du Spaß mit deinen Freunden hast. Das ist essenziell.
Diana: Das klingt wirklich hart. Wie seid ihr zum „Spaß mit Freunden“ zurückgekehrt?
Josh: Du, dass ist wirklich eine gute Frage, denn ich weiß nicht wie es passiert ist. Wir haben wirklich großes Glück, dass unsere Freunde immer wieder rauskommen, wenn wir Shows spielen. Und, dass sie loyal sind und an uns glauben und vor allem daran glauben mit uns eine gute Zeit zu haben. Aber es ist eben auch das, wenn wir auf die Bühne gehen, dann wollen wir im Hier und Jetzt sein und gemeinsam mit den Menschen die da sind, eine gute Zeit haben. Und wenn ich auf der Bühne stehe, dann fühle ich mich den Leuten so verbunden. Es ist ein unglaubliches Gefühl, welches ich nicht beschreiben kann.
Diana: Oh ja! Die letzte Show die ich von euch gesehen habe war im Juni 2023 im Leipzig, im Conne Island. Das war unglaublich, ihr seid auf die Bühne gekommen und die Energie im Raum hat sich geändert, ihr habt den Raum sofort eingenommen.
Josh: Ich liebe das Conne Island, ein wunderbarer Ort. Dennoch muss ich sagen, es nicht eine Show wie die andere, wenn du aber diese Magie entfesselst, gibt es nichts Vergleichbares.
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Stile | Hardcore, Post-Hardcore |
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Schön dieses Interview. Und vh liebe BoySetsFire seit ihrer ersten Platten und die sind wohl mit Abstand die Band, die ich am öftesten in meinem Leben live gesehen habe.
Und auch wenn ich BSF und ihr politisches Engagement sehr schätze, wäre es auch zur Abwechslung auch mal schön, wenn die unbequemen Fragen gestellt werden. Ich weiss, dass Nat eine Menge Struggles in seinem Leben hatte, über viele sprach er, und das Coming Out muss einer Befreiung gleichgekommen sein. Aber ich finde schon, dass man sich mit Aussagen der Sorte „Rassisten haben im Umfeld von BSF nichts zu suchen“ ein bisschen bedeckter halten sollte, wenn es Zeiten gab, an dem viele Menschen, gerade auch in Deutschland, Nat zur Seite nehmen mussten, um ihr sehr deutlich mitzuteilen, dass ekelhafte reaktionäre Sprache und Symbole vielen Fans mächtig vor die Birne kloppt und, dass das null klargeht. Auch wenn die verständliche Verzweiflung Auslöser von vielem Dünnsinn scheinbar gewesen ist. Ich finde niemand muss sich emotional nackt machen, vor niemandem. Aber wenn man schnell moralische Zeigefinger hebt, dann könnte man in der Analyse bei sich selbst beginnen.
In diesem Sinne: BSF sind tot, lang lebe BSF❤️