
Metal Select: 10 Songs die unter dem Baum nicht fehlen dürfen
Special
Für die Dezemberausgabe von Metal Select gilt eine andere Logik als üblich. Statt einer persönlichen Top-10 eines einzelnen Künstlers hat die Redaktion gemeinsam eine Playlist zusammengestellt, die zeigt, wie vielfältig, widersprüchlich und überraschend weihnachtstauglich Metal sein kann. Herausgekommen ist eine Auswahl an Songs, die zwischen Pathos, Ironie, Antikriegshaltung und bewusstem Bruch mit der Weihnachtsidylle pendelt und genau deshalb unter dem Baum nicht fehlen darf.
Metal Select: 10 Songs die unter dem Baum nicht fehlen dürfen
Den dramaturgischen Rahmen setzen TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA und SAVATAGE mit „Christmas Eve / Sarajevo“. Der Song ist gewissermaßen die DNA dieser Sendung: ursprünglich von SAVATAGE veröffentlicht, später von TSO weiterentwickelt und zu einem weltweiten Klassiker gemacht. Die Geschichte eines Cellisten, der mitten im Bosnienkrieg ein Weihnachtslied spielt, verbindet harte Riffs mit orchestraler Erhabenheit und einem zutiefst humanistischen Kern. Mit „Christmas Canon Rock“ schlagen TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA die Brücke von Pachelbels Kanon zum bombastischen Symphonic Rock. Ein Paradebeispiel dafür, wie klassische Weihnachtsmotive im Metal nicht ironisiert, sondern emotional aufgeladen werden. Dieser Weihnachts-Hit-Tipp kommt gebündelt von unserem Otti (Metalkeller), Marc und Marek!
Deutlich dunkler wird es mit KING DIAMOND, der gleich doppelt vertreten ist. „No Presents for Christmas“ gilt zu Recht als Anti-Weihnachtshymne schlechthin: bissig, respektlos und mit diabolischem Augenzwinkern zerlegt KING DIAMOND den Konsumzwang der Feiertage. Passend dazu ergänzt „Christmas“ diese Perspektive um eine düstere, fast schon groteske Erzählweise. Kein Zufall, dass Eric Peterson von TESTAMENT in der Sendung ausdrücklich betont, dass genau diese Anti-Haltung zum Metal-Weihnachten dazugehört, als Kontrapunkt zur allgegenwärtigen Besinnlichkeit. Für diese beiden Songempfehlungen danken wir nicht nur Eric, sondern auch unserer Katja!
Mit „Christmas Truce“ bringen SABATON eine ganz andere Dimension ins Spiel. Der Song erzählt vom historischen Weihnachtsfrieden im Ersten Weltkrieg und reiht sich damit in die bandtypische Verbindung von Metal und Geschichtsvermittlung ein. Statt Zynismus steht hier das Innehalten im Vordergrund: ein Moment kollektiver Menschlichkeit, eingefasst in hymnischen Power Metal. Dieser Song darf für Leon unter dem Baum nicht fehlen!
Aktueller und selbstbewusst platziert ist der Beitrag von STESY, die mit „Metalcore Christmas“ ihren eigenen Song in die Auswahl bringen. Hier wird Weihnachten nicht verklärt, sondern aus der Perspektive einer modernen Metalcore-Band kommentiert: laut, direkt und ohne Scheu vor Genregrenzen. Der Song steht exemplarisch für eine junge Szene, die sich Traditionen aneignet, ohne sich ihnen unterzuordnen. Dieser Song hat sich proaktiv einfach in die Playlist geschlichen, wir danken Chris und der ganzen Band STESY für die Grußbotschaft! Protipp: schaut euch auch das Video an!
Auch COREY TAYLOR darf in dieser Runde nicht fehlen. „X-Mas“ ist alles andere als ein klassisches Weihnachtslied, vielmehr ist es ein wütender Rundumschlag gegen Oberflächlichkeit und falsche Harmonie. Persönlich, unbequem und typisch COREY TAYLOR. Dieser Anti-Weihnachtssong darf für usere Alana unterm Baum nicht fehlen!
Einen deutschsprachigen Akzent setzen DIE ROTEN ROSEN aka DIE TOTEN HOSEN mit „Weihnachtsmann vom Dach“. Humorvoll, punkig und mit klarer Haltung zeigt der Song, dass Weihnachtsthemen auch jenseits von Pathos funktionieren und dass sich gesellschaftliche Kritik bestens mit Glühwein und Stromgitarren verträgt. Unser Jannik sagt, dass ist einer der beiden Songs die seiner Meinung nach unter keinem Baum fehlen dürfen, und sogar im Sommer Spaß machen.
Mit „Carol of the Bells“ liefern AUGUST BURNS RED schließlich eine der technisch anspruchsvollsten Interpretationen eines traditionellen Weihnachtsliedes. Metalcore trifft auf Virtuosität, Präzision und Spielfreude. Ein moderner Klassiker, der zeigt, wie zeitlos diese Melodie ist, selbst dann, wenn man sie radikal neu denkt. Diesen Song hat Alex aus der Chef-Redaktion begesteuert, nicht nur, weil er Weihnachten in ein metallisches Gewand setzt, nein, auch, weil „Carol of the Bells“ in unseren Gefilden ein unterschätzter Weihnachtssong ist.
Den Abschluss bildet „Red Water (Christmas Mourning)“ von TYPE O NEGATIVE. Düster, melancholisch und schwer wie ein Winterhimmel über Brooklyn ist dieser Song die Antithese zum fröhlichen Weihnachtslied. Statt Besinnlichkeit gibt es Trauer, Verlust und bittere Ehrlichkeit und genau darin liegt seine nachhaltige Wirkung. Diesen Song steuert Diana ganz bewusst zu den Songs, die nicht fehlen dürfen, bei, um auf die mit Besinnlichkeit, Gemeinsamkeit und Andächtigkeit einhergehenden schwereren Themen aufmerksam zu machen. Denn für viele ist die Weihnachtszeit nicht die Zeit für Gesellschaft, offene Herzen und warme Worte. Viele kämpfen in diesen Zeiten besonders hart mit der Einsamkeit.
Die Dezemberausgabe von Metal Select macht deutlich: Weihnachten im Metal ist kein Subgenre, sondern ein Spannungsfeld. Zwischen Bombast und Bruch, Ironie und Ernst, Tradition und Provokation entsteht eine Playlist, die mehr über die Szene erzählt als jede kitschige Festtagskompilation. Metal unter dem Baum darf wehtun, trösten, aufrütteln und vor allem ehrlich sein.
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Diana Heinbucher
































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