Paradox
Die Griechenland-Connection - Interview mit Charly Steinhauer

Interview

Paradox

Und, habt ihr alle eure „Top Ten“ oder sonstigen Jahres-Highlights für 2012 schon notiert und gegebenenfalls preisgegeben? Ja? Fein. Und ihr seid auch ganz sicher, dass ihr nicht doch noch ein wenig hättet warten sollen? Es kann nämlich sein, dass ihr einen Schnellschuss abgegeben habt, denn kurz vor dem Jahresende, genauer gesagt am 14. Dezember, erscheint mit „Tales Of The Weird“ noch ein echtes Schmankerl für alle Thrash Metal-Freunde, die auch mit Melodien etwas anzufangen wissen.

Da es sich bei den Urhebern dieses Werkes noch dazu um eine wahre Szene-Ikone handelt, lag es auf der Hand PARADOX-Oberhaupt Charly Steinhauer ans Telefon zu bitten um die aktuellsten Neuheiten aus dem Lager der Legende aus dem Frankenland zu erfragen. Allerdings war es nicht ganz so einfach, einen Termin zu vereinbaren, denn Charly weilte bis wenige Tage vor dem VÖ-Termin im Ausland.

Diesen Umstand übernehmen wir auch gleich „volley“ und begeben uns damit in ein unterhaltsames und informatives Gespräch:

Ich war wieder einmal in Griechenland. Mittlerweile ist Athen schon so etwas wie meine zweite Heimat geworden. Ich liebe das Land und auch die Menschen und bekomme bei meinen Aufenthalten natürlich viel mehr von der aktuellen Situation mit als andere Menschen. Ganz ehrlich, phasenwiese ist es in der Stadt ganz schön gefährlich, auch mir ist es schon passiert, mitten in Ausschreitungen zu gelangen und die Kugeln vorbeizischen zu hören.

Dennoch hat dein persönlicher Bezug zu Land und Leuten sehr wohl auch auf die Band abgefärbt. Ich vermute einmal, dass man einen Musiker wie FIREWIND-Keyboarder Bob Katsionsis wohl nur auf einem solchen Weg zur Mitarbeit bewegen kann, oder?

Kann gut sein. Allerdings bin ich an Bob auch nur auf indirektem Weg gelangt, sehr wohl aber über Beziehungen in Griechenland. Vermittelt, wenn man das so sagen will hat uns Gus Drax, der ja einige Zeit auch bei PARADOX gespielt hat, was sich aber aus logistischen Gründen leider nicht auf Dauer machen hat lassen. Als ich mit Gus vereinbart hatte, dass er ein Gast-Solo auf „A Light In The Black“ geben sollte und ich noch einen Keyboarder brauchen würde, hat er sich darum gekümmert. Das coole an der Geschichte war im Endeffekt, dass nicht nur alle involvierten Musiker riesige RAINBOW-Fans sind, sondern dass Bob seit dem „Heresy“-Album PARADOX-Fan ist.

Apropos Fan: Für die eben genannte Cover-Version des alten RAINBOW-Klassikers verdient ihr nicht nur einen Sonderpreis der Abteilung „Geschmack“, sondern auch einen Orden für die überaus gelungene Interpretation. Dabei dürfte es nicht ganz einfach gefallen sein, dem Meister zu huldigen und mit dem Gesang dabei nicht völlig daneben zu liegen. Respekt mein Lieber! – meinem Dafürhalten nach hast du dabei das gesangstechnische Highlight deiner bisherigen Karriere abgeliefert!

Danke, das freut, denn ich sehe das ebenso! Und glaubt mir eines, es war nie zuvor dermaßen schwierig, meinen Gesangsbeitrag abzuliefern. Klar haben wir die Nummer als Tribut an den unvergleichlichen Ronnie James DIO eingespielt, wobei ich persönlich im Verlauf der Aufnahmen und beim immer wieder kehrenden Anhören dieser Nummer einmal mehr feststellen musste, welch‘ genialer Sänger Ronnie war, der ohne Kopfstimme auf wunderbarste Weise Songs wie „A Light In The Black“ scheinbar mühelos intonieren konnte. Der Mann war einfach phänomenal!

Kein Zweifel, aber auch PARADOX haben mit „Tales Of The Weird“ sensationelle Arbeit verrichtet, wobei ich es verdammt mutig finde, ein Album mit einem Monumentalepos wie dem Titeltrack zu eröffnen.

Ganz ehrlich, jedes Mal, wenn wir uns die Nummer angehört haben, waren wir uns einig, dass alles, wofür die Band steht, nämlich sowohl Thrash-Riffs, aber auch Melodien und epische Passagen enthalten und wir damit auch problemlos ein Album eröffnen können. Außerdem ist es uns noch nicht einmal aufgefallen, dass wir doch deutlich über der Fünf-Minuten-Grenze gelegen haben, als wir die Nummer fertig hatten, schließlich passiert dermaßen viel, dass die Zeit ohnehin wie im Flug vergeht.

Stimmt. Auffällig ist zudem auch der Druck, den ihr ab diesem, knapp mehr als neun Minuten andauernden Riff-Inferno von euch gebt. Da hat V. Santura feine Arbeit geleistet. Wie kam es denn zur Zusammenarbeit mit ihm?

Der Meinung bin auch. Denn auch wenn ich die Produktion in Eigenregie erledigt habe, ist es immer der Mix, der den Abschluss bildet und für das Erscheinungsbild einen riesigen Einfluss hat. Und eben diesen hat er auf feine Weise erledigt. Den Kontakt hat Christian (Münzer; OBSCURA – der Verf.), unser Gitarrist hergestellt. Die beiden kenne sich schon länger und von daher hat uns Christian auch im Vorfeld in etwa erläutern können, worauf wir uns einlassen, wie er auch V. wissen hat lassen, wie PARADOX klingen müssen. Eine wirklich fruchtende Liaison würde ich sagen.

Kann man unterschreiben – und weil du eben Christian erwähnt hast: Ich war mir nicht sicher, wie sich diese Zusammenarbeit entwickeln würde, schließlich dürfte er – mit Verlaub – doch um einiges jünger sein als du und zum anderen stammt er ja auch aus dem einem extremeren Bereich.

Naja, der Christian sieht zwar jung aus, aber ganz so viel älter bin ich auch nicht, haha. Er ist so gegen Mitte 30, von einem Generationskonflikt kann man also keineswegs sprechen. Viel wichtiger allerdings ist ohnehin die Tatsache, dass dieser Kerl wohl der beste Gitarrist ist mit dem ich jemals zusammenspielen konnte. Unglaublich, was der drauf hat und was bislang wohl die Wenigsten wissen dürften ist, dass Christian ein eingeschworener Fan von PARADOX ist! Dadurch war es von Anfang an sehr einfach mit ihm zusammenzuarbeiten, nicht zuletzt deshalb, weil Christian seit jeher ein Faible für Thrash Metal hat.

Hat er sich denn quasi „aufgedrängt“ um bei euch mitzuspielen?

Auch dabei hatte ich das Glück Beziehungen ausnutzen zu können. Daniel (Buld – seit kurzer Zeit als Drummer bei PARADOX engagiert) und Christian kenne sich schon seit längerer Zeit und haben obendrein bei den Thrashern HATRED zusammengespielt. Daniel war es auch, der mich auf Christian aufmerksam gemacht hat und als ich ihn zum ersten Mal spielen gehört habe, dachte ich nur: Was für ein Brett!

Und ein solches liefert ihr auch mit eurem neuen Album. Geht man eigentlich als Individualist wie du es sein musst, denn wer ein Unternehmen wie PARADOX – allen Rückschlägen zum Trotz – nach so langer Zeit immer noch am Laufen und mit jeder Faser seines Körpers „lebt“ muss ein solcher sein – mit einer bestimmten Erwartungshaltung an die Veröffentlichung eines neuen Albums heran?

Die Erwartung und auch der Anspruch sind sehr wohl vorhanden, allerdings muss ich schon zugeben, dass in erster Linie wir als Band damit zufrieden sein müssen. Das soll jetzt nicht heißen, dass wir Musik einzig und allein für uns selbst schreiben und machen, sondern viel mehr, dass wir zunächst einmal uns selbst voll vom Material überzeugen müssen, ehe auch nur irgendwas veröffentlicht werden kann. Dieses Mal gab es da aber noch nicht einmal ansatzweise Diskussionen, denn wir sind überzeugt, unser bisher bestes Album überhaupt abgeliefert zu haben. Wenn das jemand anders auch so sieht, umso besser.

Dein Selbstvertrauen in Ehren – aber sehen das die „Anderen“, die das Album bisher schon hören dürften auch so?

Dermaßen euphorische Presse-Reaktionen hatten wir bisher noch nie. Ich freue mich wirklich unheimlich darüber, dass nicht nur ich von der Qualität überzeugt bin, sondern die Presse – bis auf zwei oder drei Ausnahmen, die uns als „ganz gut“ bezeichnet haben – unisono auf das Werk abfährt. Nicht nur bei euch agab es 9 von 10 Punkten, auch in anderen Online-Zines sind wir super angekommen und abgefeiert worden. Darüber hinaus muss ich auch noch erwähnen, dass wir in den kommenden Ausgaben vom METAL HAMMER und vom ROCK HARD jeweils auf Platz 2 des Soundchecks gelandet sind – so etwas macht einfach stolz!

Nachvollziehbar, wie auch die einhellige Presse-Meinung, die sich – selten aber doch, hüstel – mit der meinen deckt. Wäre es bei so viel Euphorie nicht auch an der Zeit mal auf Tournee zu gehen?

Ganz ehrlich, ich denke, genau das war bisher immer schon das klitzekleine Problemchen von PARADOX. Unsere Alben sind nämlich immer schon recht gut angekommen, aber dennoch fristen wir ein eher bescheidenes Dasein innerhalb der Szene. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man es auch übertrieben kann, und so manche Band Gefahr läuft, sich förmlich tot zu spielen. Dennoch steht es außer Frage, dass wir einen deutlich besseren Status innehaben würden, wäre es uns gelungen, auf Tournee zu gehen. Aber was soll’s, auch mit unseren Wochenend-Gigs fahren wir ganz gut und vielleicht ergibt sich ja jetzt auch einmal etwas Größeres. Ich bin Realist genug, um zu wissen, dass eine Headliner-Tour nicht finanzierbar wäre, aber eine Support-Geschichte für eine Band, die in etwa dieselbe Zielgruppe anspricht, könnte ich mir sehr gut vorstellen. Ich kann zwar leider noch nicht wirklich etwas Konkretes vermelden, bin aber durchaus zuversichtlich, dass sich da etwas ergibt. Ein Traum wäre es zum Beispiel zusammen mit HEATHEN auf Tournee zu gehen, das wäre so eine Kombination die perfekt wäre. Ich bin dafür momentan auch mit Darren Minter (HEATHEN-Drummer) in Kontakt, mal schauen, ob das was zu machen ist.

Bevor ich jetzt zum nächsten Drogeriefachmarkt eile, um mich mit den diesbezüglich benötigten Utensilien einzudecken, wil ich zumindest versuchen möchte, der plötzlich eintretenden Inkontinenz präventiv entgegenzuwirken, wollte ich zum Abschluss noch wissen, wo auf dieser Welt Charly denn die größte Anzahl an Fans verorten kann.

Neben Deutschland muss ich da auf jeden Fall Griechenland erwähnen, aber auch Japan. Bei unseren Gigs in Griechenland geht immer schon mächtig die Post ab und außerdem war es bislang auch immer so, dass wir dort auch verdammt viele CDs absetzen konnten. Japan läuft sogar noch besser, ich würde sogar sagen, wir haben dort einen ähnlichen Status wie bei uns. Warum weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau, aber schon seit den Anfängen läuft es da drüber verdammt gut für PARADOX. Sollte es sich in die Tat umsetzen lassen, dass wir mit HEATHEN etwas zusammen auf die Beine stellen könnten, wäre es natürlich auch denkbar, nicht nur gemeinsam in Europa zu spielen, sondern auch in den Staaten. Auch dort wird unser Bälde in Kürze erscheinen und ich bin durchaus zuversichtlich, dass wir auch in den USA gut ankommen.

Keine Frage, wobei es wohl keiner Band schwerfallen kann, mit einem Hammer von Album wie “Tales Of The Weird“ im Gepäck erfolgreich zu sein, egal wo. Besten Dank Charly und viel, viel Erfolg für PARADOX noch. Ich bin mir ganz sicher, dass ihr selbst in „exotischeren“ Regionen, wo ihr bislang noch nie spielen habt können, mit offenen Armen aufgenommen werdet, wie beispielsweise in Wien…

17.12.2012

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