Entombed A.D. - Back To The Front

Review

Galerie mit 5 Bildern: Entombed A.D. - Ruhrpott Metal Meeting 2019

back to the front
you will do what I say, when I say
back to the front
you will die when I say, you must die
back to the front
you coward
you servant
you blindman
(Disposable Heroes, Metallica)

Wievielen Leuten diese Zeilen wohl noch sofort einfallen, wenn sie den Titel des ENTOMBED A.D.-Albums zum ersten Mal hören? Lyrics, deren bloß bruchstückhafte Erwähnung ausreicht, um seit frühester Jugend ins Gedächtnis eingebrannte weil rauf und runter gehörte Songtexte verfügbar zu machen, augenblicklich bereit, um rezitiert zu werden und mit passender Melodie im Ohr die Jahre Revue passieren zu lassen, als es im Rahmen der musikalischen Früherziehung noch so viel zu entdecken gab.

Was dieses gestelzt sentimentale Geschwurbel mit ENTOMBED A.D. zu tun hat? Eigentlich rein gar nichts…

…aber ginge es in „Disposable Heroes“ nicht um Manipulation und Kanonenfutter, Refrain wie Titel wären „Back To The Front“ beinahe wie auf den Leib geschrieben. Nicht unbedingt, weil sich ENTOMBED A.D. in der Promo-Info selbst in reichlich sprachlichem Säbelrasseln als „kleiner Platoon (…),um solange an der Front zu bleiben, bis der Krieg gewonnen ist!“ üben; was tatsächlich eher die Haltung gegenüber der textlichen Thematik alltäglicher menschlicher Probleme auf „Back To The Front“ widerspiegeln mag, denn eine Kampfansage L-G Petrovs an Alex Hellid in der brodelnden Auseinandersetzung um die Namensrechte an ENTOMBED zu sein.

Vielmehr wünschte man sich, die zwei letzten verbliebenen Gründungsmitglieder hätten schon früher die Köpfe aus dem Arsch gezogen, ihren Ego-Krieg ausgefochten und mit ähnlicher Kriegsrhetorik soweit gegenseitig aufgestachelt und motiviert ins Feld gezogen, dass Hellid nun nicht als offiziell einziges Mitglied von ENTOMBED allein auf weiter Flur stehen müsste und Petrov, Nico Elgstrand, Olle Dahlstedt und Victor Brandt weder die Dienstzeit von ENTOMBED mittels des unsäglichen A.D.-Addendums quasi für beendet erklären noch dazu eines der ikonischsten Bandlogos im Death Metal vergewaltigen müssten…

…um somit die Frage nach der Entbehrlichkeit der einstigen Helden beim Fronteinsatz gar nicht erst aufkommen zu lassen. Nicht bezüglich eines zweiten „Left Hand Path“/“Clandestine“ geschweige denn einem weiteren „Wolverine Blues“, was in etwa so ehrlich wie ein erneutes „Master Of Puppets“ und wahrscheinlich eh nur Grütze wäre. Und wer will das schon. Aber dafür, dass „Back To The Front“ bereits für Ende 2013 angekündigt war und durch den Nimbus der Bandhistorie eh schon zu den am meisten erwarteten Alben der letzten Jahre gehört, tritt es eindrucksvoll auf der Stelle.

„Sie waren stets bemüht“ wäre ein zu vernichtendes Urteil für ein Album, dem man zumindest den Willen anmerkt, das eher mäßig aufgenommene „Serpent Saints“ zu übertrumpfen. Ausser Frage steht, dass „Back To The Front“ heavy geworden ist, gar noch einen Zacken aggressiver als „Serpent Saints“. Die Unschärfe zwischen Death, D-Beat und Death’n’Roll verwischt wieder ein Stück mehr, man gibt sich energischer wie flotter. Das Opener-Duo „Kill To Live“ und „Bedlam Attack“ zeigt, dass diese geilen, schräg-makabren Melodien bei Bedarf noch immer ohne Anstrengung aus dem Ärmel geschüttelt werden. „Pandemic Rage“ im Refrain und das Eröffnungs-Riff zu „Second To None“ dagegen klingen so nach verrottetem Todesatem, dass man sich zwangsläufig fragt, wann sich denn DEATH BREATH endlich mal aus der Leichenstarre wiedererwecken.

Danach aber verfallen ENTOMBED A.D. selbst in Stadium partieller Bewegungslosigkeit. Zwischen „Second To None“ und „The Underminer“, einer wahren Thrash-Keule mit Blast Beats, die allen bis hierhin gedanklich Weggedrifteten die Falten aus der Fresse poliert, rauscht „Back To The Front“ fast starr vor mangelnder Begeisterungsfähigkeit vorbei. Erschreckend höhepunktarme Songs und generische Riffs, die zwar nach ENTOMBED klingen, als deren Urheber man sich aber eher irgendeine Nachahmer-Kapalle erhofft hätte. Die Sunlight-Tage mögen zudem zwar vorbei sein; das hätte aber nicht davon abhalten sollen, einen besser austarierten Sound zwischen zu leisen Gitarren und zu lautem Gesang und Drums zu finden. Wäre es nicht um einen herrlich angepisster als zuvor keifenden Petrov und den morbiden wie leicht dramatisch bollernden Rausschmeißer „Soldier Of No Fortune“, „Back To The Front“ hätte insgesamt auf EP-Länge zusammengestutzt werden können.

Die Namensrechte an ENTOMBED besitzen aktuell übrigens alle vier Originalmitglieder Alex Hellid, L-G Petrov, Uffe Cederlund und Nicke Andersson zu gleichen Teilen, wobei der Name bis auf weiteres nicht verwendet werden darf. Und das ist auch besser so, denn „Back To The Front“ ist nicht das erhoffte, geile ENTOMBED-Album. Es nicht einmal ein richtiges ENTOMBED-Album. Und in diesem Sinne leider (fast) „disposable“.

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01.08.2014

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7 Kommentare zu Entombed A.D. - Back To The Front

  1. Maik sagt:

    LG Petrov ist doch kein Gründungsmitglied von -Entombed- gewesen. Junge, Junge, ihr schreibt aber auch manchmal einen Kram.

  2. Der Erleuchter sagt:

    Aehm…doch. Petrov war sogar schon bei Nihilist dabei. Wenn man schon verbessern will, dann bitte richtig.

  3. Maik sagt:

    -Entombed- wurden in erster Linie von Andersson und Hellid ins Leben gerufen als Resultat von Nihilist. LG war dabei, ja, aber nicht als Initiator.

  4. Der Erleuchter sagt:

    Trotzdem war er von Anfang an dabei und ist daher Gruendungsmitglied. Weiß nicht, was es da zu diskutieren gibt. Und ohne LG waere Left Hand Path kein Klassiker. Fertig.

  5. Maik sagt:

    Bestreitet doch keiner. Klar wäre LHP ohne ihn nicht der Klassiker geworden. Alles andere hab ich von Hellid und Andersson direkt erfahren. Kein Grund zur Aufregung. Schön geschmeidig bleiben.

  6. Doktor von Pain sagt:

    Auch Wikipedia listet LG Petrov als Entombed-Gründungsmitglied. Aber Maik Superschlau weiß es natürlich besser. Is‘ ja klar.

  7. Doktor von Pain sagt:

    Aber auch witzig: Erst trötet Maik rum, LG sei kein Gründungsmitglied, in den nächsten Posts nimmt er das zurück („bestreitet doch keiner“) und behauptet, LG sei bloß kein „Initiator“ gewesen. Aha, so, so. Wer schreibt hier also komischen Kram?