Der Weg Einer Freiheit
"Die Vocals sind auf 'Innern' experimentierfreudiger denn je."

Interview

Am 12. September 2025 veröffentlichen DER WEG EINER FREIHEIT ihr sechstes Studioalbum „Innern“, auf dem die Band über Leiden, Transformation und die Zerbrechlichkeit der menschlichen Psyche reflektiert. Wir sprechen mit Nikita Kamprad ausführlich über die Hintergründe und Besonderheiten des Albums.

„Innern“ heißt euer neues Album und es ist sehr introspektiv. Inwiefern war das für dich eine persönliche Reise, vielleicht auch im Vergleich zum Vorgänger?

Unsere Musik ist stark von meinem Charakter geprägt und von diesem In-sich-Hineinschauen. Das ist so gesehen nichts Neues, das war schon immer so. Ich bin Main-Songwriter der Band und habe im Prinzip alle Texte geschrieben – bis auf die erste EP und auf „Unstille“, da gab es ein paar Texte von unserem alten Sänger.

Die Musik, die ich schreibe, war von Anfang an durch das Bedürfnis geprägt, mich selber kennenzulernen – besser kennenzulernen. Jeder von uns struggelt irgendwie mit der Welt um uns herum. Gerade heutzutage werden wir von Negativität bombardiert wohin man schaut. Die Frage ist: Wie geht man damit um? Wie nah lässt man Dinge an sich heran? Ich glaube, sich selber besser zu verstehen, hilft auch, die Welt um einen herum besser zu verstehen. Es geht viel um Selbstwertgefühl und Selbstliebe – und darum, das nach außen zu tragen und auf andere zu projizieren.

Das wurde mir mit der Zeit immer wichtiger, das durch die Musik, aber auch durch die Texte zu erforschen. Es gab kein einzelnes einschneidendes Erlebnis, das ich nennen könnte, aber auf „Innern“ war das noch extremer der Fall. Vielleicht hängt das mit dem zusammen, was gerade in der Welt passiert, was manchmal wirklich kaum zu fassen ist. Das hatte auf jeden Fall einen starken Einfluss. Für mich ist das Album eine extreme persönliche Bereicherung und ich hoffe, dass auch die Zuhörer:innen etwas daraus für sich ziehen können. Das ist meine große Hoffnung.

Was war für dich das wichtigste, das du über dich selbst gelernt hast im Aufnahme- und Schreibprozess für „Innern“?

Ich habe akzeptiert, und das ist äußerst wichtig für mich geworden, dass ich die meiste Energie und Kraft aus mir selbst schöpfe, aus der Ruhe. Es klingt vielleicht plump zu sagen: „Ich bin am glücklichsten, wenn ich alleine bin.“ Da klingt auch eine leichte Traurigkeit mit, so ist es aber nicht gemeint. Mir ist es extrem wichtig, nach aufregenden Ereignissen – einer Tour, einem Festival oder diesem ganzen Promo-Prozess, mit Menschen zu reden – Zeit für mich zu haben. Das macht mir unglaublich viel Spaß, aber ich brauche immer wieder Zeit, die ich mir reservieren muss, um wieder bei mir anzukommen.

Früher habe ich das oft abgetan mit „brauche ich nicht“, „ich muss da einfach durch“ oder „ich bin da eben ein bisschen anders“. Jetzt habe ich akzeptiert, dass das wirklich wichtig ist – wahrscheinlich nicht nur für mich, sondern für jeden Menschen, ein bisschen Zeit mit sich selber zu verbringen. Deshalb habe ich das Album vorwiegend alleine geschrieben. Das ist einfach mein Ding, weil mir das am meisten Kraft spendet. Ich wusste es irgendwie schon immer und jetzt habe ich es gewissermaßen akzeptiert und auch als okay befunden.

Obwohl du nach innen schaust, tauchen trotzdem Sterne und kosmische Thematik auf – wirkt das nicht wie das Gegenteil des Inneren, eher das extreme Äußere?

Sehr romantisch ausgedrückt, hat jeder Mensch einen inneren Kosmos, eine innere Welt, ein inneres Universum. Manchmal denke ich auch daran, dass jeder Mensch mehr oder weniger in seiner wirklich eigenen Welt, in seiner eigenen Realität lebt. Was das überhaupt bedeutet, ist schwer zu definieren. Im Prinzip sind das Universum und die Sterne immer eine Metapher für diese unendliche Weite, die in jedem von uns steckt und die so viele Möglichkeiten offenhält.

Das hat sich von vornherein schon immer durch alle Texte gezogen, vor allem auf „Stellar“, allein der Name sagt es ja schon. Es geht immer um Sterne, um diese Unerreichbarkeit. Du weißt, da ist etwas, du willst dahin, aber du weißt nicht genau, wie. Wenn man zu den Sternen guckt, die sind so weit weg, die sind unerreichbar. Aber es ist auch nicht das Ziel, irgendwas zu erreichen.

Mit dem Album habe ich gelernt – und auch in der Band mit den anderen sprechen wir viel darüber: Was ist überhaupt Erfolg oder woraus besteht ein Ziel, das man erreichen will? Oft ist es nicht wirklich ein Punkt, sondern der ganze Prozess. Der muss erfüllend sein, der muss Spaß machen. Es geht jetzt auf die Band bezogen nicht um gute Reviews, Chart-Einstiege oder besonders gute Zahlen, es geht uns vor allem immer darum: Macht uns der Prozess Spaß? Erfüllt er uns oder nicht? Irgendwie steckt darin immer diese Metapher mit den Sternen, mit dem All. Das ist einfach was Schönes, finde ich.

Das zieht sich auch durch die Visuals, die ihr habt, das Album-Cover oder das Video zu „Marter“. Wie wichtig sind visuelle Elemente für dich?

Da bin ich ehrlich gesagt sehr zwiegespalten. Wenn ich ein Album geschrieben habe, fühlt es sich immer so an, als wäre das jetzt fertig. Aber dann hängt noch das Visuelle dran. Das kann auch ein schöner Prozess sein, aber ich muss mir dafür ein Konzept überlegen, die Texte noch einmal durchgehen, sie verständlich machen für jemanden, der sie nicht selbst geschrieben hat – und das ist immer extrem schwierig.

In unserem Fall sagen wir dann unserem Designer, Max Löffler: „So stellen wir uns das vor.“ Wir wollen aber nicht zu viel kontrollieren, er soll ja auch seine eigenen Ideen einbringen. Das ist immer ein Prozess, für den habe ich ehrlich gesagt noch keine richtige Linie gefunden. Musik schreiben und produzieren, das ist mein Ding. Aber sobald es ins Visuelle geht, tue ich mich nach wie vor ein bisschen schwer.

Mit dem Video zu „Marter“ hat es aber super funktioniert, wir sind extrem happy. Da haben wir jemanden gefunden, der nicht einfach unsere Vision umgesetzt hat, sondern gleich mit einer eigenen kam. Das war überraschend und cool. Manchmal muss man Glück haben, die richtigen Personen zu finden. Das haben wir diesmal gehabt, aber auch im Falle von Max Löffler, der unsere Artworks macht. Wir arbeiten schon seit vier Jahren mit ihm zusammen und er weiß mittlerweile, womit wir glücklich sind, was wir wollen. Da muss man gar nicht mehr so viel drüber reden. Ich hoffe, dass er uns noch lange erhalten bleibt.

Visuelle Ästhetik ist extrem wichtig – für die Fans, für das Label und im Musikbusiness allgemein. Das Cover ist oftmals das wichtigste, es steht sogar über der Musik. Mit diesem Gedanken kann ich mich wahrscheinlich nie anfreunden, aber das ist meistens das Erste, worauf die Leute achten. Viele urteilen dann oder schließen vom Cover auf die Musik. Eigentlich unmöglich, weil bei uns immer die Musik zuerst da ist und dann erst das Visuelle. Insofern ist es ein Trugschluss, aber daran kann man auch nicht so viel ändern.

Erst gestern habe ich ein Interview mit BLOOD INCANTATION gesehen. Sie haben noch während des Entstehungsprozesses des Albums am Artwork gearbeitet. Sie hatten sogar einen Dummy vom Cover, den sie ins Studio mitgebracht und präsent hingestellt haben. Während des Schreibens und Produzierens konnten sie das immer sehen und es hat tatsächlich Einfluss auf die Musik genommen. Das fand ich einen coolen Ansatz. Vielleicht motiviert das, auch mal anders herum zu denken: erst mal was Visuelles zu starten und dann die Musik. Aber meistens denke ich da nicht dran.

Galerie mit 11 Bildern: Der Weg Einer Freiheit - Walpurgisnacht 2025 Vol. 4 in Berlin

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Quelle: Der Weg Einer Freiheit
12.09.2025

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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