Blood Incantation
"Manchmal denkst du dir nur: Ich habe keine Ahnung, was ich hier gerade tue."

Interview

metal.de: Da du live spielen erwähntest, gibt es Pläne mit „Timewave Zero“ auch auf Tour zu gehen?

Paul: Ja, wir haben unsere Alben-Release-Show sogar erst letztes Wochenende hier in Denver vollzogen. Wir haben im Gothic Theatre gespielt zusammen mit einem klassischen indischen Sitar-Spieler namens Roshan Bhartiya. Wir haben probiert, so wie TANGERINE DREAM unser Setup aufzusetzen, also viel kleine Deko, Weihrauch, kleine Obelisken, Gongs, symmetrisch arrangiert und so weiter. Es war ein bestuhltes Event und wir haben so etwas zuvor noch nie durchgeführt. Nicht in meiner ganzen Bandgeschichte, aber auch speziell mit BLOOD INCANTATION. Viele Leute hatten Death Metal erwartet, was ungewöhnlich ist, da es von Anfang an als Ambient-Show angekündigt war.

Wieso würde man auf einer Ambient-Show Death Metal erwarten? Aber ich glaube das zeigt nur, wie unvollständig Leute heute Tourplakate oder Konzertflyer lesen (lacht). Es gibt ja auch Leute, die ziehen an Türen wo drücken drauf steht, also wundert mich das auch nicht sonderlich. Aber die Leute die da waren fanden es fantastisch, was uns dann doch überrascht hat. Wir haben am Ende Standing Ovations bekommen. Wir bekommen bis zum heutigen Tag noch Nachrichten von Gästen, die sich bedanken, da der Abend für sie etwas ganz besonderes war.

Morris: Es gibt ein wenig Videomaterial von dem Konzert auf Youtube, falls du interessiert bist. Und es wurde auch gefilmt von uns. Falls wir denken, dass es veröffentlichungswürdig in Zukunft ist, könnte da noch was kommen, das ist aber noch nicht sicher.

Jeff: Wir haben auch zwei Sets gespielt. Das erste war „Timewave Zero“ von Anfang bis Ende und das zweite Set war eine Impro-Session.

Paul: Ja, die Live-Impro war ziemlich aufregend und stressig. Du bist da vor sechs- oder siebenhundert Leuten die dafür gezahlt haben, dass du etwas machst und du denkst dir manchmal nur: Ich habe keine Ahnung was ich hier gerade tue. Aber es hat funktioniert! Wie bei „Chronophagia“ wollten wir einfach zeigen, wie dieser Improvisationsprozess bei uns abläuft und natürlich auch unseren Respekt vor den Pionieren zollen, die ja selber auch oft in dieser improvisierten Art und Weise musiziert haben. Bei der Show war es aber etwas besonderes. Wir haben vorhin bereits über diese elektromagnetische Übertragung bei der normalen Metal-Show gesprochen.

Aber das hattest du hier nicht, das Publikum sitzt und kann nicht headbangen oder moshen. Das heißt diese Reaktion bleibt ein wenig aus. Und wenn du auf der Bühne stehst, an den Knöpfchen drehst und quasi in Real-Time mit dem Kosmos kommunizierst, wissen weder die Person die dir zuhört noch du selber, was als nächstes passiert. Das ist „Zen“, das ist „im Moment sein“. Selbst wenn du dich verspielst oder die Improidee nicht so toll war, es ist immer noch eine gemeinsame Erfahrung. Denk nur daran wie selten im Alltag es vorkommt, das hunderte Personen auf ein und dieselbe Sache in demselben Moment fokussiert sind, simultan. Das findet so gut wie nie statt. Dasselbe Konzept wird etwa auch bei Gruppenmeditation genutzt.

Nicht um die Musik irgendwie abwerten zu wollen, aber auch TANGERINE DREAM waren elektronische Meditation, musikalische Meditation wenn du so willst. Es waren Leute, die gemeinsam darauf fokussiert waren, was gerade passiert ist, aber auch bald passieren wird, vollkommen in der Essenz des „Jetzt“ aufgehend. Das ist eine der härtesten Sachen, die von Menschen bewerkstelligt werden kann. Leute zahlen verdammt viel Geld, um etwa in einem Yoga-Studio oder sonst wo bei zu solchen Gefühlszuständen zu gelangen. Und dasselbe kannst du prinzipiell auch mit Musik erreichen. Es war wirklich episch und komplett anders zu jeder Show die wir je gespielt haben. Wir würden es lieben, das zu wiederholen.

Morris: Es ist allerdings auch ein gewaltiger Aufwand, wir haben Stunden gebraucht um einfach nur die Instrumente aufzusetzen und zu verkabeln. Das kannst du im normalen Touralltag nicht leisten. Es muss der richtige Ort zur richtigen Zeit für so etwas sein.

metal.de Also ist es eher unwahrscheinlich, dass ihr etwa nach Europa mit einem „Timewave Zero“-Set kommen werdet. Es wird also für so ein Vorhaben bei wenigen ausgewählten Shows bleiben, nehme ich an.

Paul: Wir fänden das klasse, aber logistisch wird das wahrscheinlich nicht zu machen sein. Metalshows könnte man theoretisch von Ambientshows trennen, etwa zwei aufeinanderfolgende Abende bei derselben Location, aber insgesamt wäre das doch zu aufwändig.

Morris: Das zum einen, zum anderen fühlen wir uns auch ein wenig verantwortlich, die verschobene Tour von „Hidden History“ nachzuholen und das zu so viel Menschen wie möglich auf der Welt zu bringen. Danach können wir immer noch solche Vorhaben starten.

Paul: Wir haben viele Pläne für den Rest des Jahres, aber die beziehen sich alle auf „Hidden History“.

metal.de: Ihr seid ja selber sehr divers was Genres und Einflüsse angeht, könntet ihr euch für eine Tour zu „Hidden History“ auch vorstellen, das ins Line-Up einfliessen zu lassen?

Paul: Ja, bei den meisten Shows hast du nur durchgehend Death Metal und ein wenig mehr ruhigere Musik kann dann gut genutzt werden.

[Hier an dieser Stelle ist das Interview aufgrund einer Zeitbeschränkung leider abgebrochen und konnte auch nicht erneut aufgenommen werden. Entschuldigung an dieser Stelle, wir hoffen, das Interview war trotzdem unterhaltsam!]

Galerie mit 12 Bildern: Blood Incantation - Party.San Metal Open Air 2022

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Quelle: Zoom-Interview Blood Incantation vom 04.03
26.03.2022

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