Blood Stained Dusk
Blood Stained Dusk

Interview

Mit "Black Faith Inquisition" haben BLOOD STAINED DUSK ein Album vorgelegt, das besonders bei Anhängern klassischer Werke von OBTAINED ENSLAVEMENT für feuchte Höschen sorgen dürfte. Grund genug, Trommler Profana mit ein paar Fragen zu behelligen. Die hat der Gute prompt beantwortet, auch wenn vor Allem das englische Original seiner Ausführungen die Vermutung nahelegt, er hätte seine Zeit mit mehr als nur Schreiben verbracht. Der Übersetzung sollte man dennoch die eine oder andere Information entnehmen können.

Blood Stained DuskAnstatt uns mit der Bandgeschichte aufzuhalten, lass uns mit meinem Lieblingsauftakt anfangen: Was hat Euch ausgerechnet 1998 bewegt, eine Black-Metal-Band zu gründen? Das war ja nun wirklich nicht die beste Zeit für BM; aus heutiger Sicht waren die Jahre um die Jahrtausendwende wohl ein BM-historischer Tiefpunkt. Trotzdem habt Ihr eine Band gegründet. Warum? Was motiviert Euch heutzutage?

Ja, Du hast wohl Recht damit, dass BM damals nicht gerade auf seinem Zenit war. Im Metal allgemein bevorzuge ich die Periode von den Mittachtzigern bis in die Mittneunziger. Es liegt wohl auch daran, dass wir (bzw. ich) damals angefangen haben. Hier gab es nicht sonderlich viele Musiker, es hat lange gedauert, eine feste Besetzung zu finden; aber gerade das hat es auch zu etwas Besonderem gemacht. BLOOD STAINED DUSK gibt es jetzt schon eine Weile, und wir hatten sowohl gute als auch schlechte Zeiten. BSD ist ein wichtiger Teil meines Lebens, mein schwarzes Herz schlägt für die Band. Und jetzt treibt uns vor allem die Erinnerung an Dageth voran, den wir im Januar 2005 bei einem Autounfall verloren haben. Es war für uns als Band extrem schwierig zu entscheiden, wie es nach diesem Schlag weitergehen sollte. Doch das Material war letztendlich einfach zu gut, als dass wir die Band einfach hätte beerdigen können. Deswegen haltet ihr jetzt „Black Faith Inquisition“ in den Händen.

Um ganz ehrlich zu sein, war ich von Euren älteren Sachen nicht sonderlich angetan. Aber nach zehn Jahren habt Ihr Euch doch noch als großartige Band erwiesen. Was hältst Du für die wichtigsten Gründe, die Eure Entwicklung ermöglicht haben? War das alles lediglich „natürliches Wachstum“ oder gab es spezielle Schlüsselmomente?

Nun, jedem das Seine. Manche Leute mögen das alte Zeug mehr, andere bevorzugen das neue Album. Natürlich ist es irgendwo von Belang, was das Publikum von unserer Musik hält, aber auf die Existenz der Band hat es keinen Einfluss. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Dir die neuen Sachen gefallen. Es steckt einfach soviel von uns in diesem Album. Der ganze Schaffensprozess war sehr emotional.
Mit der Zeit wird man besser in dem, was man macht. Was uns antreibt, sind Tod und Chaos. BSD kanalisiert dies durch jeden Anschlag auf der Gitarre, durch jeden Beckenschlag, das kann ich Dir versichern.

Ich könnte an dieser Stelle einige Alben aufzählen, die „B.F.I.“ meiner Meinung nach beeinflusst haben, aber das dürfte unsere Leser kaum interessieren. Verrate Du uns doch lieber, wo Du Eure wichtigsten Einflüsse siehst, gerade auch in Bezug auf die Soli.

Wie so oft hat auch bei uns jeder seine Vorlieben und Einflüsse, und das hört man der Musik auch an. Unsere Vorbilder scheinen für meinen Geschmack recht deutlich durch und können ziemlich leicht ausgemacht werden, zumindest denke ich das.
Für einige der Soli ist Thom Mathews verantwortlich, ein unglaublicher Shredder und ein guter Freund der Band. Schon vor Dageth‘ Unfall war geplant, ihn für einige Lieder ins Studio zu holen. Und das haben wir jetzt eben verwirklicht, auch wenn leider eine letzte Ehrerbietung draus geworden ist.

Eure Musik hat diese gewisse Stiloffenheit, die auch klassischen norwegischen BM ausmachte. Natürlich war das damals alles eindeutig Black Metal, aber es gab auch jede Menge Spielraum; und der wurde auch genutzt. Heutzutage kommt es mir so vor, dass viele Bands genau ein Lied kreieren und das dann minimal variieren. Und wenn wirklich mal ein bisschen von der Formel abgewichen wird, macht man ein Nebenprojekt auf und erfindet gleich noch ein neues Subsubsubgenre. Es ist alles ziemlich begrenzt. Wann und warum ging diese Offenheit verloren? Wie habt Ihr Euch die Eure erhalten?

Danke für das Kompliment, sowas hört man immer gerne! BLOOD STAINED DUSK wurde schon oft als skandinavische BM-Band aus den Staaten bezeichnet, und ich sehe das durchaus als Lob. Es ist für uns Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein, auf dem Pfad zur linken Hand. Wir wollten uns nie verändern, wir wollten nur besser werden. Da kennen wir keine Kompromisse.

Die Musik für „Black Faith Inquisition“ enstand bereits im Jahre 2005 und davor. Warum hat es so lange gedauert, das Zeug endlich rauszubringen? Ich weiß, Ihr hattet herbe Verluste zu verkraften, aber drei Jahre ist schon eine ganze Menge. Das Material war ja schließlich die ganze Zeit fertig, oder?

Wir haben 2005 Dageth verloren und ein Jahr später Agathos, eine Menge Rückschläge für eine Band. Aber Du hast Recht, die Musik ist schon ziemlich lange fertig, und wir haben wirklich lange gebraucht, das Album fertigzustellen. Aber wir sind froh, es endlich geschafft zu haben. Und stolz auf das, was wir mit „B.F.I.“ geleistet haben. Die Hauptgründe für die ganzen Verzögerungen neben den Personalausfällen sind gesundheitlicher Natur. Der Verlust zweier Bandmitglieder war ein Schock für BSD, und es hat ewig gedauert, bevor wir uns entscheiden konnten, wie es weitergehen sollte. Viele Freunde sagten, das Material wäre einfach zu gut, um nicht angemessen verewigt zu werden. Das Ganze wäre auch eine Hommage an Dageth und Agathos. Schließlich hat es dann einfach etwas gedauert, bis einige Leute das Material auf anderen Instrumenten spielen konnten. Und da Hauptsongwriter Dageth niemandem mehr erklären konnte, wie etwas gespielt werden sollte, haben wir viel Zeit mit dem Anhören von Proberaum- und Liveaufnahmen verbracht. Praktisch wurde das Album anhand von Rehearsalmitschnitten rekonstruiert. Es war eine Menge Arbeit, für die ich meinen Mitstreitern meinen vollsten Respekt zollen muss.

Wenn man sich die Credits im Booklet durchliest, stellt man fest, dass Dageth fast allein für die kreative Seite zuständig war. Was bedeutet sein Tod für die Band?

Ja, Dageth war der Hauptverantwortliche in Sachen Musik, aber wir hatten alle unseren Anteil an der Entstehung neuer Stücke, sowohl musikalisch als auch textlich.

Für den Fall, dass es BLOOD STAINED DUSK auch weiterhin gibt: Wer wird die Musik schreiben? In welche Richtung soll es stilistisch gehen? Ihr hattet jetzt über drei Jahre Zeit, gibt es vielleicht schon in naher Zukunft etwas Neues zu hören? Denkst Du, Ihr könnt etwas ähnlich Beeindruckendes wie „B.F.I.“ ohne Dageth erschaffen?

Um ganz ehrlich zu sein: Nein, wir haben nichts Neues geschrieben. Ich glaube auch nicht, dass wir unter dem Namen BLOOD STAINED DUSK noch etwas aufnehmen werden.
Ich bin durchaus der Meinung, dass wir auch ohne Dageth und Agathos Musik erschaffen könnten, aber das wäre einfach nicht richtig. Dageth und ich, wir waren der Kern von BSD, und ich denke nicht, dass wir als BSD Musik machen sollten, an der Dageth keinen Anteil hat. Es gibt ein paar Stücke, über deren Schicksal noch nicht endgültig entschieden wurde, mal sehen, was aus denen wird. Jetzt wollen wir erstmal touren und ein paar Festivals spielen. Über die Zukunft machen wir uns Gedanken, wenn es soweit ist.

Überraschenderweise ist an den Texten fast die ganze Band beteiligt, warum das? Wie wichtig sind Euch die Lyrics eigentlich, besonders im Vergleich zur Musik? Habt Ihr das Bedürfnis, eine bestimmte Botschaft an den Hörer zu bringen?

Wenn man an nichts glaubt, sollte man auch nichts ausdrücken. Unsere Botschaft ist einfach und direkt. Es gibt nur zwei Sachen, die echt sind: Tod und Chaos. Beide sind unausweichlich, sie werden geschehen, und sie geschehen jetzt in diesem Augenblick. Wir stehen als Satan, wir kämpfen als Satan, wir sterben als Satan.

Von ein paar Ausnahmen abgesehen, ist BM aus den Staaten nie sonderlich aufregend gewesen. Zumindest in Anbetracht der Größe Eures Landes hätte da schon etwas mehr passieren dürfen als peinliche „USBM“-Schubladen für Bands, die sonst nichts zu bieten haben. In den letzten Jahren hat sich allerdings eine Menge getan. 2008 etwa gab es eine Reihe großartiger Platten aus Amiland (von denen die beste vielleicht WITHERED abgeliefert haben). Was ist passiert, und warum erst jetzt?

Unser Haupteinfluss ist skandinavischer BM, wir mögen aber auch Ami-DM. Ich bin ja schon eine ganze Weile dabei und habe sowohl die Entwicklung von USBM als auch USDM verfolgt. Die Staaten sind halt eher DM-Gebiet, während aus Europa mehr BM kommt, Punkt. Metal an sich kommt dagegen aus Großbritannien. Es gibt eine Menge guter BM-Truppen hier, aber natürlich auch sehr viele schlechte. Warum sich der BM hier so schwer getan hat, kann ich wirklich nicht sagen. Ich bin nur froh, dass auch hier endlich etwas mehr passiert.

Ihr ward gerade erst mit HORNA auf Tour in den Staaten. Wie ist die Tour gelaufen? Wieviele Leute haben Euch pro Abend ungefähr zugehört? Die Tour hat sich fast über das ganze Land ausgedehnt, wo hattet Ihr denn das beste Publikum oder die besten Shows? Ist so eine Tour finanziell überhaupt sinnvoll? Ihr müsst eine Menge umherreisen, steht da am Ende wenigstens eine schwarze Null unterm Strich?

Die „Blood Fire Death Tour“ war einfach unglaublich! HORNA sind großartige Typen und eine Killerband. Sie sind das wahre Gesicht des europäischen Black Metal (Na glücklicherweise nicht… -Ed.). Fast alle Konzerte waren sehr gut besucht, es war schön, für so viele Leute zu spielen. Es ist schwer zu sagen, welche die besten Konzerte waren, denn alle Auftritte waren großartig. Mit dabei waren auch NOCTURNAL FEAR und BAHIMIRON. Um die Organisation hat sich unser Label Moribund gekümmert, zusammen mit unserem Freund Chris von Hatewar Productions. Wir hoffen, es in näherer Zukunft auch mal nach Europa zu schaffen.

Ich will dieses Interview nicht künstlich in die Länge ziehen. Doch bevor wir Schluss machen, noch eine nicht ganz so ernste Frage: Wenn es um norwegischen BM geht, reden viele Leute gerne über den Einfluss des Klimas und den grimmigen norwegischen Winter (der dank Golfstrom übrigens gar nicht so grimmig ist). Nun klingt ja auch Euer Black Metal ziemlich norwegisch, aber in Alabama geht’s nun wettermäßig wirklich nicht gerade norwegisch zu, richtig? Ist also das ganze Wettergeschwätz im BM reiner Unsinn?

Haha, interessante Frage. Ich muss zugeben, dass es in Alabama praktisch nie schneit. Aber es wird ab und zu ziemlich kalt. Im Moment sind’s draußen fünf Grad (Huh! Geradezu arktisch, so mitten im Winter. -Ed.).
Aber ganz allgemein denke ich schon, dass Klima und Landschaft oder generell die Umgebung einen Einfluss haben können. We live in the bible belt shithole of the planet and we’re shoving our fist in their faces!! Das ist es, was uns antreibt. Es hat nichts mit der Landschaft zu tun. Jeder hat seine eigene Form von Unterdrückung, die inspirierend wirken kann.

Jetzt haben wir es tatsächlich geschafft. Letzte Worte? Ein bisschen Werbung vielleicht?

Danke für das Interview, es hat mir wirklich Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten (Ob das an den Fragen lag? -Ed.). Ein Dankeschön auch für Deine netten Worte zu unserem neuen Album. The Black Faith Inquisition is upon us all!

17.02.2009

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