Destruction
Natürliche Auslese

Interview

DESTRUCTION wehrten sich 2020 lange dagegen, eine Streaming-Show zu spielen. Am Neujahr 2021 war es dann aber doch so weit. Die anhaltende Pandemie ließ der Band kaum eine andere Wahl, um ein Lebenszeichen von sich zu geben. Die obligatorische Zweitauswertung des Konzerts erfolgt dieser Tage als „Live Attack“. DESTRUCTION-Frontmann Schmier nimmt im Gespräch zur Entstehung dieser Veröffentlichung kein Blatt vor den Mund und hält sich mit Kritik am Umgang mit der Corona-Pandemie in unserer Gesellschaft nicht zurück.

DESTRUCTION und die vergammelte Wurst

Mit „Live Attack“ steht der Mitschnitt eures Streaming-Konzerts vom Anfang des Jahres vor der Tür. Du hast vergangenes Jahr keinen Hehl daraus gemacht, dass dir Streaming-Shows vom Prinzip her nicht zusagen.

Schmier: Das ist ja auch scheiße.

Wie kam es denn, dass ihr mit DESTRUCTION trotzdem eine gespielt habt?

Schmier: Das ist genau so, wie wenn ich dir eine vergammelte Wurst vor die Nase halte. Dann sagst du: „Die esse ich nicht“. Aber wenn du drei Monate nichts gegessen hast, nimmst du die vergammelte Wurst dankend an. Nach acht Monaten Corona haben wir uns gedacht: „So geht’s nicht weiter. Also was machen wir jetzt?“ Es gab ja keine Aussicht auf Besserung. Wir haben dann bei den Fans nachgefragt und das Interesse an so einem Stream war da. Es ist am Ende auch ein neues Medium, dass man zumindest mal ausprobieren muss. Wir haben von Anfang an klargestellt, dass das etwas Einmaliges wird und wir jetzt nicht andauernd Shows streamen werden. Das war auch super viel Arbeit.

Viele Leute haben keine Ahnung, was alles dahintersteckt und fragen sich, warum sie für so ein Konzert auf dem Monitor bezahlen sollen. Aber das aufzunehmen und zu veranstalten ist mit unglaublich hohen Kosten verbunden. Deswegen ist es auch schwierig, sowas zu machen. Gemessen an den Kosten lohnen sich solche Streams nicht wirklich. Es gibt jetzt schon Firmen, die sowas wie am Fließband produzieren. Die richten in einer Konzerthalle alles ein, die Bands haben jeweils zwei Stunden Zeit, nehmen auf, bauen ab, die nächste Band kommt und dann geht’s weiter. Es ist ein Team vor Ort, das alles mitschneidet. Dann kann man sowas vielleicht machen, aber es kostet immer noch ein Heidengeld.

Abgesehen davon ist so ein richtiges Konzert einfach geiler. Deswegen wird sich Streaming meiner Meinung nach nicht durchsetzen. Es wird sicherlich ein nettes Extra sein und etwas, das man sich dazu kauft. Also zum Beispiel, wenn die neue METALLICA-Platte rauskommt, kannst du vielleicht bei einem Livestream dazuschalten, in dem man die Band im Backstage vor dem Konzert sieht und noch ein paar Fragen stellen kann. Ich denke so ein Konzept kann funktionieren. Richtige Konzerte, die gemischt werden müssen, sind extrem aufwändig. Ich denke, das wird sich nicht durchsetzen. Bei großen Bands vielleicht noch, aber für kleinere ist das unbezahlbar. Es wird ein Teil unserer Zukunft sein, aber richtige Konzerte auf gar keinen Fall ersetzen.

„An einer neuen Platte sind wir schon dran“

War es von Anfang an geplant, den Mitschnitt hinterher auf Blu-ray und Tonträger zu bannen oder kam das Thema eher dadurch auf, dass sich die Situation kaum verbesserte und mal wieder was passieren musste?

Schmier: Es war so, wir haben den Stream gespielt und direkt am nächsten Tag kamen Leute und haben gefragt, ob wir das nicht auf DVD veröffentlichen können, weil sie es verpasst hatten oder nochmal sehen wollten. Wir haben dann bei den Labels nachgefragt, aber es gibt keine Nachfrage mehr nach DVDs und Nuclear Blast haben das Projekt auch abgelehnt, was einer der Gründe war, warum wir das Label verlassen haben. Durch Believe als neuen Eigentümer wird Nuclear Blast immer mehr zum Digital-Label umgewandelt und das ist nicht die Zukunft, die ich mir für DESTRUCTION vorstelle. Wir wollen weiter Vinyl produzieren und auch mal eine Blu-ray veröffentlichen, wenn es geht.

Wir haben uns dann gesagt, wer weiß wie lange es Blu-ray überhaupt noch gibt und es sind zwei Stunden in super Qualität, auch wenn es ohne Publikum eine komische Show war. Wir haben gut gespielt, die Songs sind Kult und es gibt eine Menge Fans, die das sehen wollen. Und in ein paar Jahren schaut man sowieso ganz anders darauf zurück. Diese Corona-Zeit wird hängenbleiben und so ist das auch ein Corona-Dokument. Deswegen bin ich froh, dass wir das mit DESTRUCTION gemacht haben. „Live Attack“ ist aber auch wieder nur ein Überbrückungs-Ding für diese Zeit. An einer neuen Platte sind wir schon dran und die kommt dann nächstes Jahr.

Das ist schon mal gut zu hören. Du hast die Qualität des Konzertfilms gerade schon angesprochen. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist die ruhige Inszenierung. Insbesondere Metal-Konzertfilmen enden oft in einem Schnittgewitter, von dem einem beim Schauen fast schlecht wird, weil man nichts mehr erkennen kann. Wie viel direkten Einfluss habt ihr auf die Inszenierung genommen?

Schmier: Wir wollten das ein bisschen so haben als wären die Fans beim Konzert dabei. Die Kamera sollte das Gefühl einfangen, dass man hat, wenn man im Publikum steht. Dazu gehörte auch, möglichst ruhige Kameraeinstellungen zu haben, die nicht zu schnell geschnitten sind, damit das eben nicht in so einem Blitzgewitter endet. Auch der Livesound sollte einfach so pur wie möglich rüberkommen. Es bestimmt kein perfektes Konzert, es sind ein paar Fehler drauf und ich hab‘ mal einen Frosch im Hals. Aber es ist wirklich eine coole Show ohne großen Fuck-up geworden. Wir wollten eine Verbindung mit den Fans kreieren und ein bisschen das Livegefühl einfangen. Natürlich lässt sich das nicht wirklich rekonstruieren. Aber wenn Konzerte nicht möglich sind, ist das als Alternative ganz okay.

Ja, da muss man aktuell nehmen, was man kriegen kann.

Schmier: So siehts aus, ja, auch die vergammelte Wurst. (lacht)

Ein Umbruch für DESTRUCTION

Du hast es vorhin schon kurz angeschnitten: „Live Attack“ ist die erste DESTRUCTION-Veröffentlichung über euer neues Label Napalm Records. Wie kam es denn genau zu diesem Wechsel? Ihr wart ja doch sehr lange bei Blast.

Schmier: Ja, aber Blast ist eben nicht mehr Blast. Das ist so wie Becks nicht mehr Becks ist. Die wurden halt verkauft. Ich möchte Blast nichts vorwerfen und auch nicht schlecht über mein altes Label reden, dafür waren wir zu lange da und hatten eine viel zu gute Zeit. Aber wenn der Eigentümer wechselt und eine neue Philosophie kommt, die nicht mehr passt, dann muss man neue Wege gehen. Ich hab vor zehn Jahren etwa schon mal mit Napalm verhandelt, als wir mit Blast verlängert hatten und hab damals schon gemerkt, dass das Label cool funktioniert und da coole Leute arbeiten, deshalb war es jetzt Zeit, das mal auszuprobieren.

Ich habe auch versucht, bei Blast darüber zu reden, was mir an dem Label nicht mehr gefällt, aber die haben eben eine neue Philosophie und das muss man respektieren. Da geht man dann getrennte Wege und das ist auch nicht schlimm. Ich schätze die Zeit, die wir da waren und ich wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute. Aber Corona hat uns als Band sehr gebeutelt und ein neuer Anfang mit neuem Label gibt einem immer Power. Es freut mich sehr, dass wir da coole neue Leute haben. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, aber bisher bin ich sehr zufrieden.

DESTRUCTION sammeln gute Erinnerungen

Vor der Streaming-Show habt ihr im Sommer 2020 als eine der ersten, wenn nicht sogar die erste Band aus dem Metal-Bereich wieder ein paar richtige Konzerte gespielt, unter anderem im Juli im Z7, wo auch „Live Attack“ entstanden ist und später ein paar Social-Distancing-Shows mit BURNING WITCHES. Wie hast du das erlebt?

Schmier: Es war wahnsinnig toll, die Konzerte zu spielen. Wenn du als Musiker nicht spielen kannst, ist das die Hölle. Viele haben uns gesagt, es wird schwer, damit Geld zu verdienen, aber das war in dem Moment nicht wichtig. Wir sind mit vielen tollen Erfahrungen da raus gegangen und haben viele glückliche Gesichter der Fans gesehen. Metal-Konzerte im Sitzen sind natürlich komisch und anders, aber es war eine coole Erfahrung. Aber ich möchte das sicher nicht immer Machen. Eine ganze Tour so zu spielen, würde ich nur machen, wenn es wirklich gar nicht anders geht.

Aber ich hoffe, dass die GGG-Konzepte richtige Konzerte wieder ermöglichen. In Deutschland erstmal nicht, da gibt es ja im Sommer nur Sitzkonzerte. Aber es kann sein, dass ab September auch wieder normale Konzerte stattfinden. Es war eine interessante Erfahrung, aber ist kein Zukunftsformat, dass man geil findet. Für uns als Band war es aber wichtig, uns mal wieder zu treffen, gemeinsam zu spielen und darüber nachzudenken, wie es jetzt weitergeht. Dafür waren die Konzerte toll. Normalerweise spielen 150 bis 200 Shows im Jahr. Jetzt haben wir ein Jahr fast gar nicht gespielt und das war schon brutal.

Warum habt ihr eure erste Show und auch die Aufnahme von „Live Attack“ jeweils im Z7 in Pratteln durchgeführt? Man sollte ja meinen, dass es für DESTRUCTION als deutsche Band logistisch einfachere Alternativen gibt als in die Schweiz zu fahren.

Schmier: Ne, das ist logistisch tatsächlich das einfachste. Wir wohnen an der Schweizer Grenze und es gibt hier in der Nähe keinen gescheiten Club. Der nächste wäre wohl das Substage in Karlsruhe, da fahren wir zwei Stunden hin, zum Z7 nur etwas 30 Minuten. Wir sind eine Grenzgebietband und im Dreiländereckt großgeworden. Deswegen hab ich im Z7 am meisten Shows gesehen und selbst viele gespielt.

Ich hab meine Metaljugend hauptsächlich in der Schweiz verbracht, weil es bei uns im Landkreis Lörrach keine Szene gab. Inzwischen ist das besser, aber dadurch haben wir trotzdem eine Affinität zur Schweiz. Das Z7 ist einer der besten Clubs in Europa. Nur das Bier ist da leider ein bisschen teurer. (lacht)

DESTRUCTION graben im Archiv

Ja, ein bisschen Schwund ist immer. Sowohl Social-Distancing-Shows als auch Streaming-Events sind eher Notlösungen, um die aktuelle Zeit zu überbrücken. Wie hat sich das für euch denn gerechnet oder eben auch nicht?

Schmier: Wir haben jetzt anderthalb Jahre lang Geld verloren. Wirklich nur Geld verloren. Das ist das Brutale. Wir hatten jetzt auch nochmal Anfragen für Social-Distancing-Shows, aber gesagt, dass das nicht funktioniert. Wir haben eine Crew und gewisse Grundkosten. Wenn wir die nicht mit Shows decken können, dann geht das nicht. Wir können nicht noch ein Jahr lang Geld verlieren, das geht einfach nicht.

Aber wir sehen ja, dass es langsam etwas bergauf geht. Wenn bei den Sitzshows mehr Leute zugelassen werden, kann man nochmal darüber reden. Wir machen jetzt in Italien eine Sitzshow, da dürfen 950 Leute kommen. Das ist eine andere Nummer, mit der man auch die Bands bezahlen kann. 250 Leute reicht da einfach nicht, um Halle, Crew und die Bands zu bezahlen.

Vergangenes Jahr habt ihr recht spontan das Livealbum „Born To Thrash“ veröffentlicht, jetzt kommt „Live Attack“. Dazwischen erschien eine Neuauflage eures Demos „Bestial Invasion Of Hell“. War das auch eine Geburt der Pandemie oder stand die Idee dazu ohnehin schon länger im Raum?

Schmier: Am Ende kämpft man mit sowas gegen Bootlegs an. Gerade diese Scheibe wurde extrem oft gebootlegt. Wir haben da mit High Roller Records einen coolen Partner, der auch Re-Releases unseres Backkatalogs macht. Das war jetzt also schon länger geplant. Bei Vinyl ist aber das Problem, dass kaum noch Rohstoff da ist und die Presswerke teilweise fünf bis sechs Monate lang belegt sind. Da müssen wir immer schauen, wann wir rein können und jetzt hat es gepasst. Demnächst kommt auch noch ein auf 666 Exemplare limitiertes Picture-Vinyl-Boxset, das sehr toll geworden ist. Das ist für die Die-Hard-DESTRUCTION-Fans ein Highlight.

Gibt es im DESTRUCTION-Archiv denn noch mehr solcher Zeitdokumente, die in Zukunft wieder oder sogar zum ersten Mal veröffentlicht werden könnten?

Schmier: Da schauen wir gerade. Die Fans wollen wirklich solche Raritäten haben. In der Picture-Box ist zum Beispiel ein Mitschnitt vom Dynamo 1987, wo wir damals mit TESTAMENT und STRYPER gespielt haben. Das wurde tatsächlich in guter Qualität aufgezeichnet. Wir schauen mal, ob es vielleicht irgendwann eine „Early Days“-Vinylveröffentlichung gibt. Es gibt ja Bootlegs von einigen Shows, da könnten wir vielleicht auch mal offizielle Bootlegs machen. Zum einen müssen die Fans dann nicht mehr so viel Geld dafür ausgeben und zweitens steht die Band dahinter und das ist dann mit Liebe gemacht. Da schauen wir gerade, was so möglich ist.

Wie sieht das mit Re-Releases eurer regulären Studioalben aus? Ich denke da gerade an die anstehende Deluxe Box vom schwarzen Album von METALLICA mit allerlei Bonusmaterial. Wäre sowas auch für eure Alben denkbar?

Schmier: Da müssen wir schauen, was es an Material gibt. Meistens hat man ja schon alles rausgehauen außer den Japan-Bonustrack vielleicht. Dieses Jahr feiert „The Antichrist“ seinen 20. Geburtstag, da wollten wir eigentlich was raushauen, aber Nuclear Blast ist nicht so richtig aus dem Quark gekommen. Vielleicht kommt da zumindest noch eine neue Vinylauflage. In den nächsten paar Jahren stehen einige 20-Jahres-Jubiläen unserer Platten an. Viele von denen sind ausverkauft oder vergriffen, da müssen wir mal schauen, was Sinn ergibt.

Die Kultur wird im Stich gelassen

Dann noch mal zurück zum Thema Touren und Konzerte. In anderen Ländern werden Großveranstaltungen immer häufiger wieder möglich. In den USA gehen Bands wieder auf Tour als wäre es das Normalste der Welt. In Deutschland hingegen wurde der Festivalsommer abgeblasen und richtige Tourneen gibt es, wenn überhaupt, erst wieder im Herbst.

Schmier: Aber Fußball geht.

Genau darauf wollte ich hinaus. Wie fühlst du dich dabei, wenn mehrere zehntausend Menschen bei der EM ins Stadion dürfen, während Bands wie DESTRUCTION nicht mal im kleineren Rahmen mit 500 bis 1000 Leuten reguläre Club-Konzerte spielen dürfen?

Schmier: Natürlich verarscht, aber daran sieht man, wie die Regierungen ticken. Die Industrie schiebt sich da die Bälle zu und die Kultur wird außen vorgelassen. Beim Fußball finde ich es nicht mal so prekär, dass die Leute im Stadion zusammensitzen, aber wenn 20.000 aus dem Stadion rauskommen, wo gehen die hin? Da hast du 20.000 Leute eng aufeinander auf der Straße. Die gehen in Bars, steigen zusammen in die Bahn, da kann man sie nicht mehr auseinanderhalten. Aber Kultur hat immer auch ein bisschen die Politik getriezt und das ist jetzt wohl die Retourkutsche. Politiker sind eben keine Rock’n’Roll-Freunde und das nutzen sie konsequent aus. Aber was soll man machen? Andere Parteien wählen vielleicht, aber da entscheiden sich die meisten Leute im Herbst wieder für das Gleiche.

Danach sieht es im Moment leider stark aus. Aber in Österreich zum Beispiel findet nächste Woche das Area 53 Festival statt, bei dem ihr spielen werdet, in Holland steht das Dynamo Metal Fest mit internationalen Größen wie DEATH ANGEL im August auf dem Plan.

Schmier: Und das Alcatraz Festival in Belgien.

Ja, genau. Was läuft denn aus deiner Perspektive als Musiker in unseren Nachbarländern anders, dass da sowas möglich ist und hier nicht?

Schmier: Der Mut zum Risiko läuft da anders. Die Engländer machen in zwei Wochen alles auf und es gibt keine Maskenpflicht mehr. Das ist wie eine Versuchsreihe am offenen Menschen. Die probieren aus, ob man im Sommer alles öffnen kann, weil das im Herbst schwieriger wird, wenn sich das Virus schneller verbreitet. Die Engländer machen es jetzt vor. Das ist wagemutig, aber umgekehrt ist es auch an der Zeit, dass mal was passiert. Man fragt sich immer, was Sinn ergibt und das treibt das Land aktuell auseinander. Die einen haben Angst, für andere kann es nicht schnell genug gehen und es bleibt die Frage, wo der Mittelweg ist.

Für mich gehören die drei Gs bei Veranstaltungen dazu, das funktioniert. Außterdem finde ich es fatal, keine Impfpflicht zu machen. Wir haben Impfpflicht für Kinder und haben auch in anderen Bereichen unser Leben lang Impfpflicht gehabt. Da bei einer Pandemie nicht drauf zu pochen, ist meiner Meinung nach ein Fehler. Das ist ein Liberalismus, der in die Hose geht. Das sieht man ja auch daran, dass viele Leute jetzt ihre Impftermine nicht wahrnehmen. Wir brauchen eine Durchimpfung von über 70 Prozent, sonst geht die Pandemie nie weg. Da kann man nur jedem Spinner, der da Bill Gates oder sonst was hinter sieht, nur nahelegen, sich impfen zu lassen. Ich vertraue nicht auf viel, aber ich vertraue auf die Wissenschaft. Politikern traue ich nicht, der Wissenschaft aber schon.

Pflichten und Eigenverantwortung

Wie du schon sagst, häuft sich in Deutschland die Unzufriedenheit mit dem Handeln der Regierung. Hinterher ist man immer schlauer, deshalb bringt es wohl wenig, sich über den bisherigen Verlauf aufzuregen. Wir wissen jetzt noch nicht, ob sich die Situation wieder verschlechtern wird oder der positive Trend weitergeht. Was würdest du dir denn von der Politik wünschen, damit eine Band wie DESTRUCTION trotzdem eine gewisse Sicherheit hat in Zukunft?

Schmier: Ich weiß nicht, was dem Konzept der drei Gs im Wege steht. Es ist das Sicherste, was man momentan machen kann. Im Herbst sollte die Herdenimmunität gegeben sein, wenn genügend Leute sich impfen lassen. Viele nehmen ihre Termine jetzt nicht wahr, aber die Dummheit der Menschen ist eben grenzenlos. Ich wünsche mir, dass die Leute auch ein bisschen an die anderen denken und man sich gegenseitig unterstütz. Das scheint nicht der Fall zu sein. Kaum gehen die Zahlen runter, denke sich viele „Leck mich am Arsch, ich bin mir selbst der Nächste.“ Aber dadurch rauschen wir in den nächsten Lockdown. Aber der nächste Lockdown darf nicht kommen. Wenn Leute sich nicht impfen lassen und dann im Krankenhaus landen, sind sie selbst schuld. Das nennt man dann natürliche Auslese. Da muss ich sagen, hab ich kein Verständnis mehr für.

Inzwischen ist es ja so, dass sich alle impfen lassen können, die das wollen. Da ist das dann nur noch Eigenverantwortung.

Schmier: Genau, das ist dann Eigenverantwortung. Wenn es eine Welle von Leuten gibt, die Ins Krankenhaus müssen, sind das alles Leute, die nicht geimpft wurden. Da kann man aber nicht das ganze öffentliche Leben opfern und Menschen in den Bankrott schicken, nur weil sich ein paar Spinner nicht impfen lassen. Aber da hätte man von Anfang an eine Impfpflicht machen müssen, ganz einfach. Wir haben als Bürger auch gewisse Pflichten, um das Leben wie es ist aufrecht zu erhalten. Andere Länder haben das härter durchgezogen und stehen jetzt auch besser da. Da muss ich sagen, unser toller Liberalismus ist ab und zu auch Fehl am Platz.

10.08.2021

"Irgendeiner wartet immer."

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