Faelwa
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Interview

Mit ihrer komplett in Eigenregie erstellten Debut-EP „Farewell Sun“ lädt das niederländische Duo FAELWA zu einer traumversunkenen Reise durch Landschaften ein, welche zwar nicht metallisch vertont wurden, in ihrer Stimmung jedoch sicher zumindest jenen Metal-Fans gefallen dürften, die auch ruhige atmosphärische Musik schätzen. Worum es bei FAELWA genau geht und wie selbstkritisch Mark Kwint und Jasper Strik ihre erste Veröffentlichung bewerten, könnt Ihr im Folgenden lesen.

FaelwaObwohl Ihr sicher für Eure eigene Musik Anerkennung bekommen wollt, ist es doch gar nicht so schlimm, wenn Euer Debut mit der zauberhaften Kunst TENHIs in Verbindung gebracht wird, oder? Seid Ihr mit „Farewell Sun“ und seinem bisherigen Echo zufrieden?

Mark: Unser Hauptziel besteht weder darin, etwas gänzlich Neues zu erschaffen, noch eine andere Band zu kopieren. Wir wollen einfach etwas machen, was mit unserer vorigen Band nicht mehr möglich war. In dieser Gruppe, die wir vor FAELWA hatten, konnte ich meine Persönlichkeit nicht mehr zum Ausdruck bringen. Ich fühlte schon immer eine enge Bande zur Natur und wollte diese Momente der Ruhe und Beruhigung in der Natur musikalisch reflektieren, zudem wollte ich meine Liebe zur Natur in der Musik ausdrücken. Das war mit unserer alten Band kaum möglich.
Der Klang verzerrter Gitarren langweilte mich und so griff ich zu einer Akustikgitarre, was sich für mich besser anfühlte. Als ich dann neue Lieder schrieb, war ich in der Tat von Bands wie TENHI und EMPYRIUM beeinflusst, daher ist es nur verständlich und okay für mich, mit TENHI verglichen zu werden. Es ist eine großartige, inspirierende Band. Letztendlich zählt für mich nur die emotionale Bindung zur Musik und dementsprechend bin ich mit „Farewell Sun“ wirklich zufrieden.

Jasper: Ich bin ganz sicher glücklich mit unserer EP. Atmosphäre ist für mich das Wichtigste der Musik und die Tatsache, dass wir mit TENHI verglichen werden, zeigt mir, dass wir etwas richtig gemacht haben müssen, denn ihre Atmosphäre zeichnet TENHI aus. Wenn die Arbeit an einer CD abgeschlossen ist, gibt es im Nachhinein immer Dinge, die man hätte besser machen können, doch die behalten wir für die nächsten Aufnahmen und Projekte im Hinterkopf.

Was stellt „Farewell Sun“ für Euch in musikalischer Hinsicht dar – ist es ein Demo im klassischen Sinne, eine Art Experiment, nachdem Ihr dem Metal-Sound den Rücken zugewandt habt? Und werdet Ihr diese eingeschlagene Richtung beibehalten oder zeichnen sich neue Wege ab?

Jasper: Es hat tatsächlich etwas von beidem. Wir haben so lange an der Musik gearbeitet, dass es sich mehr wie eine EP als ein Demo anfühlt. Als wir mit den Aufnahmen fertig waren, haben wir uns mehr mit Folkmusik beschäftigt und das wird sich auf dem bald erscheinenden Debut-Album unseres zweiten Projekts STORMSTERK widerspiegeln.

Mark: Auf unserem Debut haben wir die Musik aufgenommen, mit der wir uns damals am Besten fühlten. Doch gerade im Hinblick auf das Songwriting und die Aufnahmen wünsche ich mir für die Zukunft eine spontanere Vorgehensweise. Wir hatten sehr lange an den Liedern herum gebastelt, bevor wir die richtige Atmosphäre herauf beschwören konnten. Dabei haben wir eine Menge gelernt und ich denke, die EP ist eine gute erste Veröffentlichung, die halt zeigt, auf welchem Niveau wir uns zu jener Zeit bewegten.

Soweit ich weiß, ist „FAELWA“ quasi ein Kunstwort, in welchem die Schönheit und der traurige Charakter bestimmter Landschaften in Eurer Heimat vereint werden. Stimmt das in etwa, und wenn ja, was mögt Ihr besonders – bestimmte Ansichten, die Stimmung bestimmter Jahreszeiten, den „smell after rain“…?

Mark: Weißt Du, heute machen Kinder bestimmte Erfahrungen nur indirekt durch Fernsehen und Computer. Ich hatte das Glück, auf dem Land aufzuwachsen und meine Erfahrungen draußen zu sammeln. So kann ich mich zum Beispiel noch gut daran erinnern, wie ich als Kind Rehen durch die Wiesen nachgeschlichen bin. Und während mir auffiel, dass die Kinder heute durchs Fernsehen mehr über das Leben in der Savanne als über das vor ihrer Haustür wissen, habe ich eben auf jene heimischen Gefilde für mich entdeckt. Ich lernte sie noch mehr zu schätzen und fühle mich in ihnen einfach sehr wohl. Es hat etwas Wohltuendes, sich an friedliche Momente in der Natur zu erinnern. Wenn ich neue Lieder für FAELWA schreibe, versuche ich, diese Erinnerungen in die Musik fließen zu lassen.

Jasper: Das „Veluwe“ genannte Gebiet ist ein inspirierender Landschaftsstrich, der für mich eine authentische Stimmung ausstrahlt, welche Erinnerungen an vergangene Zeiten weckt. Die Menschen hier haben seit jeher recht nah der Natur gelebt und unsere Musik wird durch jene Natur und die zahlreichen sie umgebenden Geschichten beeinflusst. Wir versuchen, die Stimmungen der Landschaften in stimmungsvolle Musik zu übertragen. Man könnte es als eine Art innere Rekonstruktion dieser Landschaften beschreiben, ähnlich dem Tagträumen und dem Nachhängen alter Erinnerungen.

Angenommen, wir würden uns an einem Ort Eurer Wahl treffen, welchen quasi die perfekte FAELWA-Stimmung umgibt: wohin würdet Ihr mich führen? Wäre es spät und wäre Grolsch willkommen, um die Stimmung psychedelisch zu färben?

Mark: Nette Frage. Es gibt im Wald eine Menge schöner Orte und Übernachtungen dort haben auch etwas Schönes, allerdings sollte der Schlafplatz wetterabhängig gewählt werden. Bei trockenem Wetter bietet es sich an, nahe des Moors unterm Sternenhimmel zu nächtigen. Bei Regen müssten wir in einen alten Schafpferch ausweichen. Jegliches alkoholische Getränk wäre willkommen!

Viele Menschen außerhalb der Metal-Szenen wissen noch nicht mal, dass es unter Metal-Fans und –Musikern ein ganz spezielles Interesse an folkloristischer Musik gibt, und somit sind Bands wie EMPYRIUM, TENHI oder LÖNNDOM nur Metal-Fans ein Begriff. Ist das nicht irgendwie irritierend und glaubt Ihr, dass Ihr mit FAELWA einer solch engen Wahrnehmung einst entgehen könnt?

Jasper: Die Musik, die wir mit FAELWA spielen, ist ja weder Metal noch Folk, sondern wir greifen hauptsächlich auf akustische Instrumente zurück, mit denen wir jedoch keine traditionellen Lieder vertonen. Ich glaube der Hauptunterschied zwischen Leuten, die in erster Linie Folkmusik hören und Metal-Fans besteht darin, dass die Folk-Anhänger mit der Musik, die sie kennen, ziemlich glücklich sind, während Metal-Fans immer auf der Suche nach neuen Bands und Entdeckungen sind. Unser anderes Projekt STORMSTERK wird wahrscheinlich eher in der Folk-Szene wahrgenommen und dadurch könnten wir auch dieses Publikum auf FAELWA aufmerksam machen.

Mark: Wir wollen mit unserer Musik keine anderen Menschen erreichen, sondern uns selbst.

Das Logo von FAELWA ziert ein Fischreiher und eines Eurer Lieder trägt eben jenen im Titel („The Heron“). In Eurem Photoalbum auf der Homepage ist u.a. ein Bild von einem Fuchs zu sehen. Welche Rolle spielen (diese) Tiere in der Welt von FAELWA?

Mark: Für Naturkinder wie uns ist es wichtig, mit Tieren in Kontakt zu sein. Ich finde es faszinierend, dass diese Wesen viele Gefühle auf ihre ganz eigene, zu uns verschiedene Weise empfinden. Da wir die Musik FAELWAs der Natur und ihren Kindern widmen, spielen Tiere eine Rolle in dieser Welt.

Jasper, ich kann mir angesichts des warmen Klangs von „Farewell Sun“ nur zu gut vorstellen, dass Ihr von Deinem Studium profitiert. Konntet Ihr das Studio günstig oder gar kostenlos nutzen und was genau studierst Du?

Jasper: Ich habe anno 2009 meinen Bachelor in Musik als Ingenieur/Produzent gemacht. Durch mein Praktikum im Excess Studio Rotterdam durfte ich das Studio zwei Tage lang kostenlos nutzen. Alles, was wir am Konservatorium gemacht haben, war auch kostenlos, insofern hat sich mein Studium wirklich bezahlt gemacht. Gemischt und gemastert habe ich alles in meinem Heimstudio und konnte somit die komplette Produktion in eigenen Händen bewahren. Zusätzlich zum musikalischen Input habe ich also alle Kräfte darauf verwandt, die EP so gut wie möglich klingen zu lassen.

Auch wenn es oberflächlich anmuten mag, die Vertonung Eurer introvertierten Landschaften mit der Kunst Rien Poortvliets in Verbindung zu bringen, so erkenne ich doch Ähnlichkeiten. Ist er in den Niederlanden immer noch bekannt und wie gefällt Euch sein teilweise naturromantischer Stil?

Mark: Er ist immer noch sehr bekannt und ich habe bereits als Kind seine Bilderbücher geschätzt, vor allem „The Secret Of The Gnomes“, welches er in Zusammenarbeit mit dem Autor Will Huygen verwirklicht hat. Ja, ich habe seine Bilder bewundert und sie müssen mich irgendwie geprägt haben.

Nun liefert FAELWA nicht gerade den Soundtrack zur nächsten Strandparty. Wie reagieren die Menschen in Eurer Umgebung auf die melancholischen Klänge – wurdet Ihr schon gebeten, doch mal fröhlicher zu Werke zu gehen, oder schätzen die meisten Eure ruhige Art?

Mark: Die meisten reagieren positiv auf unsere Musik, aber das liegt auch daran, dass unsere Musik ja nichts Negatives beinhaltet. Als wir dieses Projekt ins Leben riefen, begann ich, mich näher mit dem Konzept von Melancholie zu beschäftigen. Als ich darüber las, konnte ich plötzlich jenen Gefühlen, die ich bereits als Kind hatte, einen Namen geben. Das hat mich wirklich inspiriert. Melancholie bedeutet für mich, Kummer und Dunkelheit auf eine letztlich positive Weise zu erleben. Bislang hat mir niemand gesagt, ich sollte fröhlichere Musik schreiben, was wahrscheinlich daran liegt, dass meine Bekannten wissen, dass ich ein fröhlicher und positiv eingestellter Mensch bin.

Jasper: Die Ruhe unserer Musik entspricht meiner Persönlichkeit. Die meisten Menschen in meiner näheren Umgebung hören meine Musik als meine Arbeit und schätzen sie als solche. Die Menschen, welche ich aus professionellen Musik-Zusammenhängen kenne, reagieren nicht immer so positiv, was mit der künstlichen Produktion von Musik zusammen hängt.

Was kommt für FAELWA nach „Farewell Sun“ – „Welcome Moon“? Welche Träume wollt Ihr noch verwirklichen?

Mark: Wir wissen nicht, was noch kommt. Wir wollen als nächstes ein ganzes Album aufnehmen und haben dafür bereits ein paar neue Lieder geschrieben. Wir denken derweil darüber nach, ob das Album ein Soundtrack-artiges Konzept haben könnte. Ein lang gehegter Traum ist die Veröffentlichung eines Albums auf Vinyl. Ansonsten stehe ich der Zukunft offen gegenüber und warte ab, was sie uns bringt.

Jasper: Wesentliche Veränderungen liegen darin, dass Mark nun mehr singt und ich Bass spiele. Wir werden mit verschiedenen Instrumenten und Einflüssen experimentieren, aber die Atmosphäre wird im Fokus bleiben.

Eine der spannendsten psychedelischen Folkrock-Gruppen, die ich in letzter Zeit gehört habe, sind VALRAVN aus Dänemark, welche traditionellen Folk mit Elektronik, Beats und allerlei anderem kreuzen. Könnt Ihr Euch vorstellen, in eine vergleichbar offene und experimentelle Richtung zu tendieren? Welche anderen Bands erlebt Ihr als abenteuerlich?

Jasper: Das Kreuzen von Stilen ist die moderne Art, neue Klangwelten zu entwickeln. Es ist nicht mein Ziel, so experimentell wie möglich zu werden. Unsere Musik dient der Atmosphäre, und wenn es vonnöten ist, werden wir auf ungewöhnliche Elemente zurückgreifen. Ich denke, wir stehen anderen Stilen offen gegenüber und hören derzeit gerne fraglos experimentelle Bands wie ULVER, ROSE KEMP oder 16 HORSEPOWER.

Mark: Ich weiß nicht, ob man es mit VALRAVN vergleichen können wird, aber ich kann mir in der Tat gut vorstellen, verschiedene Stile zu kreuzen. Ich höre viel unterschiedliche Musik und es wäre schön, ihre Einflüsse zu kombinieren. Mit STORMSTERK befinden wir uns bereits auf einem abenteuerlichen Weg, auf welchem wir verschiedene Einflüsse mit einander zu einem eigenen Sound verbinden! Ich höre nicht viel neue Musik, aber du solltest MIRNA’S FLING ein Ohr schenken. Das ist ein Freund von mir, der wirklich ganz eigene Musik schreibt und aufführt. Und die neue VINTERSORG wird wieder einmal abenteuerlich werden!

Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt & Glück auf!

Dank dir für deine Unterstüzung!

27.05.2010

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