God Dethroned
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Interview

Jetzt oder nie? Mit "The Toxic Touch" wollen GOD DETHRONED nun endlich dem Status einer sträflich vernachlässigten Band entkommen. Ein Status, der schon am Nervenkostüm zerrt wie mir Gitarrist Isaac Delahaye zu verstehen gab. Was es sonst zu "The Toxic Touch" zu sagen gibt, lest Ihr hier.

God DethronedIsaac, Du und Henk [Zinger, Bassist, Anm.d.Verf] seit erst nach „The Lair Of The White Worm“ zur Band gestoßen. Wie groß war Euer Anteil an den Arbeiten zu „The Toxic Touch“?

Henk konnte mit einigen Riffs aufwarten, die wir aber letztendlich nicht für das neue Album benutzt haben. Von mir finden sich aber recht viele Ideen, die man auch ziemlich gut von denen Henris [Henri Sattler, Fronter und Gitarrist, Anm.d.Verf.] unterscheiden kann. Während er eher dem Stil des Old-School-Death verfangen ist, bin ich mehr der technische, vom Thrash beeinflusste Spieler. Dementsprechend haben wir einen ausgewogenen Mix erhalten.

Wie würdest Du die neuen Songs von den alten abgrenzen?

Es ist immer noch ein typisches GOD DETHRONED-Album, das sehr variabel gehalten ist. Die Hauptunterschiede sind wohl darin auszumachen, dass wir etwas mehr Melodie, Groove und Thrash hinzuaddiert haben und das Teil noch ein bisschen catchier ausgefallen ist, als „The Lair Of The White Worm“…

Zudem habt Ihr auch einiges an Geschwindigkeit rausgenommen…

Jedes GOD DETHRONED-Album ist in seiner Art irgendwo unterschiedlich. Wir haben versucht, Death Metal von einem bestimmten Winkel aus zu betrachten. Im Death geht es nämlich nicht immer nur um das schnelle Spiel. Aus unserer Sicht sind Melodien genauso wichtig. Das steht auch im Zusammenhang mit dem neuen Line-Up und seiner Zusammensetzung, die wir nun mehr ausschöpfen wollten. Wir haben z.B. mit Arien [van Weesenbeek, Anm.d.Verf.] einen killer Drummer und wie ich bereits sagte, bin ich eine andere Art Spielertyp als Henri. All diese neuen Einflüsse wollten wir in das neue Album mit einfließen lassen und nicht nur stumpf zehn oder zwölf Songs voller Blast Beats schreiben. Es wäre ein Leichtes gewesen, wenn wir einen Tag im Proberaum verbracht hätten und fertig ist es! Wir konzentrierten uns dementsprechend auf etwas Anderes, ohne den typischen GOD DETHRONED-Stil aus dem Focus zu verlieren. Und es scheint auch eine gute Mixtur geworden zu sein, zumindest habe ich bisher noch keinen negativen Kritiken vernommen. Wir wollten auch ein Album erschaffen, das viele Details aufweist und mit jedem Durchlauf etwas mehr wächst, während man normalerweise bei den früheren Alben von vornherein entscheiden konnte, ob man es mag oder nicht. Zudem ist die melodische Seite GOD DETHRONEDs sehr wichtig. Wir versuchten zu beweisen, dass wir ein Album schreiben können, welches für uns zwar nicht allzu typisch aber immer noch gut ist, womit ich vor allem das Blast Beat-Zeug meine. Immer wieder das gleiche Album zu machen, ist doch langweilig und als Musiker und Band will man sich nicht ständig wiederholen.

Könnte man also sagen, dass „The Toxic Touch“ vordergründig von dem Gedanken an seine Aufführbarkeit getrieben wurde?

Das war definitiv einer der Gründe, warum wir etwas anders machen wollten. Auf der Bühne willst Du nicht Blasts für eine Stunde spielen. Nicht, dass wir das nicht könnten. Es ist einfach aufregender. Es bringt mehr Schärfe in die Setlist hinein und macht die ganze Sache für das Publikum interessanter. Aus dieser Sicht ist „The Toxic Touch“ ein Album, das sich sehr gut spielen lässt, was sicherlich sehr spannend wird. Es ist zwar sehr technisch und daher nicht sehr einfach aber hey, jedes neue Album ist die ersten Male schwer zu spielen. „Hating Life“ etwa haben wir bereits vor der Albumveröffentlichung auf einigen Festivals bereits gespielt und es wurde sehr gut aufgenommen. Ich denke, im Endeffekt werden wohl vier oder fünf neue Songs auf der Setlist stehen.

Wie ist das Leben im Jahr „2014“?

Hehe, ziemlich schlecht! Henri hat die Lyrics zu dem Song geschrieben, die sich schlicht und einfach um die Apokalypse drehen. Es gibt doch überall all diese Leute, die bereits das Datum der Apokalypse zu kennen meinen. Der Titel spielt lediglich darauf an und der Text verdeutlicht, wie es sein könnte, wenn dieser Tag kommt. Es ist im Wesentlichen das gleiche Konzept wie bei dem Song „Into The Lungs Of Hell“, in dem es um das Gefühl geht, wenn man in der Hölle wäre. Wenn ich mich nicht irre, sollte der Song urspünglich „2012“ heissen aber „2014“ klang einfach besser.

Mit „Away From Emptiness“ findet sich das erste, vollwertige Instrumental von GOD DETHRONED, das in der Melodieführung gar eindeutige Parallelen zu ARCH ENEMY aufweist. Eine direkte Konsequenz des neuen Line-Ups?

Na ja, ich glaube, da bin ich wohl der Schuldige. Henri daddelt manchmal einfach nur so vor sich hin und schreibt cleane Riffs. Irgendwann kam er mit eben jenem Riff an, das in „Away From Emptiness“ vorkommt und zugleich das erste Clean-Riff in den Songwriting-Sessions zum Album war. Ich schrieb dann dazu den Part, in dem die Drums dazukommen und wir behielten diese Sache im Hinterkopf mit dem Gedanken, eventuell daraus ein Break in einem Song draus zu machen. Irgendwann fanden wir aber, dass die Melodie dieses Riffs schlicht zu gut wäre, um sie einfach nur irgendwo auf dem Album zu platzieren. Also setzten Henri und ich uns mitternachts zusammen, schrieben dieses Ding und nahmen es am nächsten Tag auf. Bevor wir den Song aufnahmen, wussten wir nicht einmal, ob er gut genug wäre, es aufs Album zu schaffen. Er ist so überhaupt nicht Death Metal, obwohl du ihn mit ARCH ENEMY vergleichst, was ein schönes Kompliment ist. Ich mag solche Songs, es muss nicht immer durchgehend aggressiv sein. Wenn man das Tempo etwas runterschraubt, erscheinen die folgenden schnellen Sachen viel intensiver. Das ist auch einer der Gründe, warum wir nicht so viele Blast Beats eingebaut haben. Wenn ein Blast Beat vorkommt, dann geht er direkt in die Fresse. Eigentlich ist das nur ein anderer Ansatz von dem, was wir seit bereits seit Jahren machen.

Hinter „Typhoid Mary“ scheint sich eine Geschichte zu verstecken…

Korrekt, es wäre nicht Henri, wenn nicht irgendwo eine Geschichte hinter stehen würde, haha! Sie basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert, die in ‚Typhoid Mary’ nacherzählt wird. Dort geht es um eine Köchin und Haushälterin, die mit Typhus infiziert war, selbst aber nicht an der Krankheit litt. Von außen konnte man ihr nichts ansehen und dementsprechend wusste auch sie selbst nichts von ihrer Infektion. Jedoch überall, wo sie hinkam, starben die Menschen, da sie von ihr unwissend mit dem Virus angesteckt wurden, was sich aber natürlich keiner erklären konnte. Es ist also eine Metapher für etwas, das tagtäglich um uns herum geschieht: wir verletzen Menschen, ohne dass wir es wirklich wollen geschweige denn etwas davon bewusst mitbekommen. Wir dachten darüber nach, ein Konzeptalbum aus dieser Idee zu stricken aber letztendlich stellt diese Idee lediglich eine lose Verbindung zwischen allen Songs her und setzt sich bis in den Albumtitel fort, denn im wahrsten Sinne des Wortes vergiften wir manchmal unwillentlich jedoch unausweichlich unsere Umwelt.

Warum habt Ihr nicht im selben Studio aufgenommen wie noch bei „The Lair Of The White Worm“?

Das Problem war, dass wir damals in Schweden aufgenommen haben, was natürlich recht weit von zu Hause weg ist, so dass wir nicht mal ein paar Tage heim konnten. Vor den Aufnahmen zu „The Toxic Touch“ hörten wir dann von ein paar holländischen Bands einige Demos, die im Soundlodge Studio entstanden sind, was nur eine Autostunde von Henris zu Hause entfernt ist. Diese Demos wurden alle in ein paar Tagen aufgenommen, an einem Tag gemixt und hörten sich bereits ziemlich gut an. Also überlegten wir uns, wie unser Album wohl erst klingen würde, wenn wir da für einen ganzen Monat rein gingen. Und das tut es auch: einfach killer! Die Produktion ist viel besser, als die vorherigen, einfach klarer, kraftvoller und nicht zu rau.

GOD DETHRONED liefern kontinuierlich hochklassige Alben ab, trotzdem ist Euch der große Durchbruch bisher immer verwehrt geblieben. Ist das nicht frustrierend?

Es ist schon frustrierend, denn GOD DETHRONED schrieben schon vor meiner Zeit immer Killer-Songs und nach „Bloody Blasphemy“ (veröffentlicht 1999, Anm. d. Verf.) tourten sie mit großen Bands wie Cannibal Corpse, Morbid Angel und Immortal in den USA, Japan und sowieso ziemlich überall. Der Knackpunkt war wohl jedoch unter anderem, dass der Original-Drummer (Roel Sanders, Anm. d. Verf.) nach „Bloody Blasphemy“ die Band verließ, „Ravenous“ also mit einem neuem Drummer eingespielt wurde [und zwar Tony Laureano, Anm.d.Verf.], somit der Sound ein anderer war und Arien erst seit „Into The Lungs Of hell“ mit im Boot ist. Im Prinzip wurden ab „Bloody Blasphemy“ alle folgenden Alben bis heute in einer ständig wechselnden Besetzung eingespielt. Als Band brauchst Du aber vor allem live eine gewisse Konsistenz und Überzeugungskraft, denn wenn Du die Leute auf der Bühne nicht für dich gewinnen kannst, dann nützt auch ein gutes Album nichts! Mit dem neuen Line-Up haben wir aber schon eine Menge Shows gespielt und es ist wirklich cool zu sehen, dass die Leute auch wiederkommen, wenn wir z.B. in der gleichen Venue wie vor zwei Jahren spielen. Es ist also ein guter Start und natürlich hoffen wir, dass wir größer werden. Trotzdem sind wir mit dem, was wir erreicht haben, glücklich und es gibt nicht viele Bands, die das von sich sagen können. Wir sind bloß ein Haufen Verrückter, die bereits seit zwei Jahren eine Menge Spaß zusammen haben. Es gibt niemanden, der sich beschwert und während des Songwriting sowie der Aufnahmen zum neuen Album verlief alles wunderbar. Ich habe vor GOD DETHRONED in so vielen Bands gespielt, in denen sich einige Leute gegenseitig nicht mochten oder wo musikalische Differenzen bestanden. Ich hatte immer Turbulenzen in meinen Bands, bei GOD DETHRONED scheint es dagegen keine Spannungen zu geben. Genau das brauchst Du in einer Band, Freundschaft. Ansonsten bist du früher oder später am Arsch!

Galerie mit 8 Bildern: God Dethroned - Eindhoven Metal Meeting 2022
13.11.2006

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