Grima
"Jedes Album ist für Grima ein kleines Experiment."
Interview
Die Sibirier GRIMA veröffentlichen ihr sechstes Album „Nightside“. Wir sprechen mit den Zwillingen Morbius und dem etwas verspäteten Vilhelm, die hinter der Band stecken, über Neuerungen und Experimente auf dem neuen Album, die theatralischen Einflüsse im Black Metal und lassen uns einen kleinen Ausblick auf die kommende Europatour geben.
Der Titel „Nightside“ deutet auf ein dunkles, mystisches Thema hin. Welche Bedeutung steckt hinter diesem Titel, und wie habt ihr ihn in eurer Musik umgesetzt?
M: Der Name „Nightside“ ist ziemlich simpel, das Album wurde während der Nacht aufgenommen und größtenteils zwischen mehreren Touren komponiert. Die Idee hinter dem Album war es, eine Geschichte darüber zu erzählen, was im nächtlichen Wald passiert, was für mythische Kreaturen dort erwachen könnten, was für Dinge passieren könnten. Es ist in gewisser Weise eine konzeptionelle Platte und alles ist der Nacht gewidmet.
Ihr seid dafür bekannt, dass ihr gern unkonventionelle Instrumente einbaut und mit verschiedenen Sounds experimentiert. Gibt es auf „Nightside“ irgendetwas, das absolut neu ist? Irgendwelche Instrumente, die ihr noch nie verwendet habt?
M: Es gibt nichts Neues und Unkonventionelles auf „Nightside“. Durch die Arrangements, die diese Platte hat, ist mehr Platz für zusätzliche Instrumente als vorher. Mehr Platz für sekundäre Instrumente wie Bajan und Keyboard. Die Idee hinter der Verwendung dieser Instrumente ist, die Musik wehmütiger klingen zu lassen und ihr einen nächtlichen Anstrich zu geben.
Im Vergleich zu euren vorherigen Alben, wie „Frostbitten“ oder „Will Of The Primordial“, gibt es irgendetwas, das ihr absichtlich verändert habt oder ist alles eine natürliche Entwicklung?
M: Jedes Album ist für GRIMA ein kleines Experiment und es ist eine Herausforderung, die wichtigsten Dinge beizubehalten und gleichzeitig den Sound in gewisser Weise weiterzuentwickeln und zu evolvieren. Der Hauptunterschied und die wichtigste Neuerung bei diesem Album besteht darin, dass die Drum-Patterns für dieses Album auf eine Art und Weise kreiert wurden, die versucht, bestimmte stereotype Drumpatterns, insbesondere für Black Metal, zu vermeiden, wie zum Beispiel das Übermaß an Blastbeats.
Das Hauptexperiment dieses Albums ist die Art und Weise, wie die Musik um den neuen Stil des Schlagzeugs herum aufgebaut ist, was wiederum allen anderen Instrumenten mehr Raum gibt. Jetzt ist es nicht mehr nur diese endlose Flut von Blastbeats, sondern es gibt tatsächlich etwas Raum zum Atmen.
Welche Songs auf „Nightside“ repräsentieren die klangliche Entwicklung von GRIMA am besten, und gibt es einen Track, auf den ihr besonders stolz seid?
M: Es ist schwer, einen Lieblingstrack zu benennen, aber wahrscheinlich ist „Nightside“, der Haupttrack, etwas, auf das man stolz sein kann. Im Grunde genommen ist das Album, weil es ein Konzeptalbum ist, etwas das man sich komplett anhören muss, und es ist schwer, einen Track herauszupicken. Wir sind eher stolz darauf, dass wir in der Lage sind, diese kreativen Elemente zu finden, die wir auf diesem Album einbringen konnten.
Wir sind immer von Bands wie CRADLE OF FILTH inspiriert, die im Grunde genommen diese sehr spezifische – anders als GRIMA, aber spezifisch für sie – immer noch sehr lebendige kreative Sichtweise und Herangehensweise an die Dinge hatten. Wahrscheinlich ist diese Sache, trotz der Tatsache, dass GRIMA sich klanglich von diesen Bands unterscheidet, etwas, das auf diesem Album vorhanden ist.
Auch der Sound dieses Albums, wie kalt es geworden ist, gefällt uns gut. Ich liebe auch den ersten Teil des Albums, der einen sehr doomigen Anstrich hat. Wir sind Fans von PARADISE LOST und hören viele verschiedene Bands, aber zum Beispiel „Skull Gatherers“ ist sehr von PARADISE LOST inspiriert.
Das ergibt absolut Sinn. Eure Songs enthalten oft orchestrale und chorale Elemente, die dem Black Metal eine cineastische Tiefe verleihen, aber in der Black-Metal-Szene gleichermaßen gehasst und geliebt werden. Wo ist für euch die Grenze, die ihr nicht überschreiten würdet? Wie funktioniert es für euch, diese beiden Gegensätze zu kombinieren?
V [kommt dazu]: Wir haben einfach die Grundidee, sowohl wütende als auch heitere Momente, ruhige Momente und stürmische Momente zu mischen. Das ist etwas, das eine sehr interessante Dynamik erzeugt. Bei Film-Soundtracks ist es ähnlich, die werden auf die gleiche Art und Weise, sie halten sich immer an unterschwellige, spezifische Momente und Emotionen.
„Nightside“ ist euer erstes Album bei Napalm Records. Wie hat sich das auf die Produktion ausgewirkt, gab es besondere Herausforderungen oder neue Möglichkeiten?
M: Wir haben den Vertrag mit Napalm Records Anfang 2024 unterschrieben. Es war nicht das einzige Angebot, das wir hatten, aber wir haben alle Details besprochen und fanden, dass das Angebot von Napalm das beste war. Bis jetzt arbeiten wir sehr gerne mit dem Label zusammen.
V: Druck seitens des Labels gab es nicht. Die Platte war im Grunde schon aufgenommen, bevor das Angebot auf dem Tisch lag und das meiste, was mit der Produktion zu tun hat, sei es Musik, Video, Kostüme oder Sets, wird von der Band gemacht und wurde immer von der Band gemacht. In gewisser Weise ist GRIMA in dieser Hinsicht eine Selfmade-Band, weil wir nie die Anleitung von irgendjemandem gebraucht haben. In Zukunft wäre es aber toll, mehr Profis um die Band herum zu haben, so dass die Band sich auf die Musik konzentrieren und vielleicht die zusätzlichen Elemente Leuten überlassen kann, die sich besser damit auskennen.
In euren Texten und eurer Musik spielt die sibirische Natur eine große Rolle. Wie beeinflusst eure Heimat eure kreative Arbeit und welche Rolle spielt die Natur in eurem täglichen Leben?
V: Im Wesentlichen beeinflusst unsere Umgebung unseren inneren Zustand und wir übertragen den inneren Zustand dann, so beeinflusst sie uns. Wir sind seit unserer Kindheit aktiv als Touristen in die Taiga gefahren, wir waren immer von ihr umgeben und haben immer gesehen, wie unterschiedlich sie sein kann, wie gefährlich, aber auch schön und wundervoll sie sein kann. Das ist ein Gefühl, das die Band durch die Musik zu vermitteln versucht.
Es ist ein wenig ironisch, dass Musik über die Natur euch dazu bringt, von Stadt zu Stadt zu reisen, und zwar auf die industriellste Art und Weise, die möglich ist. Wie denkt ihr darüber, habt ihr auch darüber nachgedacht?
M: Stell es dir vor wie ein Gemälde, das man von einem Museum zum anderen bringt, damit die Leute es sich ansehen können.

Cover GRIMA – Nightside
Ihr werdet eine ausgedehnte Tour machen, die in zwei Monaten beginnt. Welche Erwartungen habt ihr an diese Tour? Gibt es etwas, auf das ihr euch besonders freut?
M: Von allen Songs auf dem neuen Album wurde bisher nur ein Song live gespielt, und natürlich wird es ein ganz neues Gefühl sein, dieses Album zum ersten Mal zu spielen. Vor allem, weil die Europäer die ersten sein werden, die es live erleben werden.
V: Wenn es darum geht, in welcher Stadt wir am liebsten spielen, ist das sehr schwer zu definieren. Bei einer Tour verliert man sich in Zeit und Raum. Es ist sehr schwer, den Überblick darüber zu behalten, wo man ist und wie spät es ist. Das Hauptziel ist es, jeden Tag eine großartige Show zu liefern – die beste Show, die man unter den gegebenen Umständen spielen kann.
Ihr spielt in mehr als einer Band und tourt oft zusammen – habt ihr ein Ritual, bevor ihr auf die Bühne geht, um euch auf die jeweilige Band einzustimmen? Wie trennt ihr das?
V: Die Bands koexistieren schon eine ganze Weile und trotz der Tatsache, dass die Herangehensweisen ein wenig unterschiedlich sind, werden bei GRIMA die meisten Dinge von uns Zwillingen gemacht und wir müssen Dinge an Leute delegieren. Bei ULTAR ist es mehr eine familiäre Sache, wo jeder seinen Platz kennt und jeder weiß, was er zu tun hat, weil er es schon eine Weile macht. Insgesamt ist es sehr synergetisch und die Übergänge zwischen den Bands funktionieren mehr oder weniger nahtlos, es gibt keine Probleme in dieser Hinsicht.
Beide Bands sind sehr theatralisch mit epischen Klängen und Kostümen. War das schon immer eine Leidenschaft von euch?
M: Ja, Bands wie CRADLE OF FILTH und KING DIAMOND haben uns immer inspiriert. Wenn man so darüber nachdenkt, sind die meisten älteren Black-Metal-Bands in gewisser Weise theatralisch. Sie sind sich vielleicht vom Stil her ähnlich, aber man kann nicht sagen, dass MAYHEM zum Beispiel nicht theatralisch sind, obwohl sie vom Sound her ziemlich konventionell sind. Es ist bei uns immer noch ein Black-Metal-Ding, nur mit anderen Kostümen.
V: Wenn man darüber nachdenkt, ist Black Metal eine Musikrichtung, die immer eine bestimmte Ideologie hat. Diese Ideologie muss manchmal mit bestimmten kreativen Entscheidungen und Instrumenten umrahmt werden. Wir haben immer Bands geliebt, die nicht nur den musikalischen, sondern auch den visuellen Teil betonen, damit die Leute sich mehr für die Musik interessieren und mehr in sie eintauchen.
Irgendwelche abschließenden Worte? Hoffnungen und Träume für „Nightside“?
V: Als Künstler ist der Hauptgedanke immer, etwas Besseres zu schaffen als das, was man vorher gemacht hat. Wenn wir uns hinsetzen, um ein neues Album aufzunehmen, verfolgen wir nie das Ziel, etwas Bestimmtes zu erreichen, sondern hoffen auf eine Entwicklung.
Wir hoffen, dass unter den gegebenen Umständen mehr Leute die Chance haben werden, „Nightside“ zu hören, was bedeutet, dass mehr Leute von GRIMA erfahren werden, was wiederum bedeutet, dass GRIMA die Chance haben werden, zu mehr Orten zu kommen und mehr Shows für mehr Leute zu spielen.
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