Henrik Palm
Nerdy und stolz darauf.

Interview

Mit seinem dritten Soloalbum “Nerd Icon” hat der schwedische Musiker HENRIK PALM (u. a. ehemals bei GHOST und IN SOLITUDE) soeben eine Wundertüte urban-melancholischer Klanglandschaften veröffentlicht. Wir hatten die Gelegenheit, mehr über die Hintergründe des gelungenen Albums zu erfahren.

Hi Henrik! Zunächst mal denke ich, dass “Nerd Icon” dein bisher bestes Soloalbum ist. Vier Jahre sind jetzt keine absurd lange Zeit, aber immerhin ein bisschen. Wie sind deine Gefühle und Erwartungen in Anbetracht der Veröffentlichung der Platte?

Danke erstmal. Ich stimme dir zu. Ich denke, das ist meine beste Arbeit bisher, aber ich habe wirklich keine Erwartungen. Wenn ich welche hätte, wären sie niedrig, haha. Auf diese Weise kommt man am besten mit der Musikindustrie klar, auch wenn ich mich wie ein totaler Sonderling in dieser Welt fühle. Insgesamt fühlt es sich aber gut an! Es dauerte eine Weile, dieses Album zu erschaffen, also bin ich wirklich froh, dass es nun herauskommt.

Gab es irgendwelche Pläne oder konzeptionelle Ideen, wie du dir “Nerd Icon” vorgestellt hast im Vorfeld?

Nicht wirklich. Es sollte einfach nur besser sein. Und ein kleines bisschen ‘sonderbarer’ vielleicht, mit all den Synths und Extrazutaten, die ich schon immer mal in dieses Chaos hineinwerfen wollte. Ich glaube, das war es. Abgesehen davon war es der gleiche Stress wie immer. Aber als ich “Poverty Metal” gemacht habe, hatte ich das Gefühl, es besser machen zu können. Ich glaube, ich bin auch in einem besseren mentalen Zustand als zu der Zeit von “Poverty Metal” und sicherer in dem, was ich tue.

Ich persönlich denke, “Nerd Icon” ist ein Stückchen dunkler, melancholischer und isolierter als “Poverty Metal” und natürlich ist es stilistisch auch vielseitiger. Was hat diesen Wandel beeinflusst?

Witzig, dass du das sagst, denn die meisten Leute sagen, es ist heller als die bisherigen Alben. Jemand hat es sogar ‘gefällig’ genannt. Was für ein Wichser! Spaß beiseite, für mich war es nicht wirklich ein Wandel. Ich habe versucht, fokussierter zu sein und mit den Gitarrensounds, Texten und so weiter penibler zu sein. Ich denke, das hat sich ausgezahlt.

Die gerade angesprochene Vielseitigkeit ist einer der faszinierendsten Aspekte an dem Album. Ist das so nahe, wie wir der persönlichen Musikalität von HENRIK PALM kommen können? Eine Art ‘Überblick’ darüber, was dich beeinflusst?

Mehr oder weniger. Ich denke nicht in Genre-Bezeichnungen, aber ich wollte einen roten Faden, das ist der Punkt. Meine Einflüsse hört man an jeder Ecke, aber ich denke MELVINS, BRIAN ENO und CELTIC FROST sind in Puncto Herangehensweise die größten Einflüsse auf mich.

Nichtsdestotrotz kann man hören, in welchen Bands zu bisher schon aktiv warst und davon gibt es ja ein paar. Manche dieser Hinweise sind offensichtlicher, andere subtiler.

Das müssen die Hörenden beurteilen, nicht ich. Wenn es wie irgendetwas klingt, woran ich bereits beteiligt war, dann ist das purer Zufall.

Wo ich gerade die Vergangenheit angesprochen habe: In dem Song “Lunch Hour (Of The Wolf)” gibt es die Zeile “beyond is where I learn”. Die Phrase ist nicht nur der Titel eines alten Songs von IN SOLITUDE [obwohl Henrik Palm zu der Zeit noch nicht in der Band war – Anm. d. Verf.] als auch eine prominente Zeile in IRON MAIDENs “The Evil That Men Do”. Ist das Zufall oder eine absichtliche Verbindung?

Hahaha… was soll ich sagen. Ich brauchte eine Zeile und diese hat gepasst. Der Rest ist Geschichte.

Was ich außerdem an dem Album mag, ist, dass es sich buchstäblich wie eine Reise anfühlt, als würde man eine große Stadt erkunden. Fast alle Songs haben zudem einen eigenen Ansatz in der Produktion. Wie lange hast du an “Nerd Icon” gearbeitet?

Richtig, ich wollte auch, dass es sich wie eine Reise anfühlt. Ich bin prätentiös genug, zu denken, dass ich eher Alben als nur eine bloße Ansammlung von Songs mache, also sollte es einen gewissen Flow haben. Ich glaube, ich habe direkt nach dem Beginn der Aufnahmen zu “Poverty Metal” angefangen, neue Musik zu schreiben. So läuft es bei mir normalerweise, einfach weiter machen.

Dieses Album allerdings hat sich noch bis zum Ende von 2022 nicht wie ein richtiges Album angefühlt, als ich alle Teile zusammen hatte. Man könnte sagen, ich habe gar nicht so lang an dem Album gearbeitet, dafür aber innerhalb einer großen Zeitspanne. Ich habe es immer mal liegen gelassen.

Warum hast du das Album “Nerd Icon” genannt? Ist das eine ironische Beschreibung von HENRIK PALM?

Zu einhundert Prozent, ja! Und ich bin dabei noch nicht mal besonders ironisch. Ich bin so nerdy in Bezug auf Musik, Filme und anderes Zeug, dass das vielleicht das einzig ‘Ikonische’ an mir ist. Außerdem war ‘Nerd’ als ich aufwuchs ein schlechtes Wort, ich versuche es, mir ein für allemal anzueignen.

Du hast mit verschiedenen Freunden und Gästen auf dem Album gearbeitet. Wenn du irgendeine Person der Rock-’n’-Roll-Geschichte von den Toten erwecken könntest, um auf deinem nächsten Album zu spielen – welche wäre das?

Ich würde gern Benjamin Vallé [VIAGRA BOYS – Anm. d. Verf.] zurückholen und einfach mit seinem wundervollen, doch verdammt verrückten Wesen anwesend zu sein. Wir müssten nicht mal Musik machen, wir müssten einfach nur abhängen. Ich vermisse den Kerl sehr. R. I. P.!

Du hast verschiedene Band-Konstellationen und Arbeitsweisen erlebt und betreibst jetzt seit sieben Jahren eine Solokarriere. Was sind deine persönlichen Vor- und Nachzüge beim Vergleich von Band- und Soloarbeit?

Um ehrlich zu sein, sind beide auf ihre eigene majestätische Art und Weise Mist.

Danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir.

Musik ist mein Leben und ich will das nicht ausschlachten. Außerdem, tötet alle Faschisten!

Quelle: Henrik Palm | Foto: Chris Shonting
28.04.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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