Infest (SRB)
Botschafter des Friedens

Interview

„Songs Of Violence” ist ein direkter Verweis auf Kriege und politische Kämpfe. „21. Jahrhundert und wir sind noch nicht viel weitergekommen”. Sind das machtlose Schreie, die ihr über eure Musik transportieren konntet?

Songs wie dieser sind unsere Waffen, rohe Schreie angesichts der Verzweiflung. Kriege und politische Kämpfe sind nicht nur ferne Geschichten in den Nachrichten, sie sind Wunden, die wir tief in uns tragen. Durch unsere Musik lassen wir Frustration, Wut und Trauer raus, versuchen aber auch, die Menschen wachzurütteln und zum Widerstand aufzurufen.
Unsere Songs sind nicht nur Lärm, sie sind ein Aufruf zum Handeln, eine Warnung und ein Zufluchtsort für diejenigen, die gegen dieselben Dämonen kämpfen. In einer Welt, in der Macht für den einfachen Menschen oft unerreichbar ist, ist Metal unsere Art, mit Hilflosigkeit zu kämpfen und unsere Stimmen lautstark zu erheben.

Stell dir eine Szene vor: Wir Kinder sehen live zu, wie Bomben auf Belgrad fallen. Bomben fallen, während wir Fußball spielen, bis die Luftschutzsirenen heulen. Wir verstanden nicht ganz, was geschah, aber wir stellten uns dennoch der Angst, weil wir wussten, dass eine Bombe direkt neben uns einschlagen könnte.
Nach all dem sehe ich die Welt mit anderen Augen. Aber dieser Boden ist immer noch fruchtbar für Wahnsinn und Spannungen, daher ist dies wirklich ein Aufruf, Augen und Herzen zu öffnen, nicht Krieg zu führen.

Daher kann man sich denken, wer mit den „Botschaftern“ im Albumtitel gemeint ist.

Politische Spielchen, Absprachen hinter verschlossenen Türen, „eine Hand wäscht die andere“. Ich verstehe nicht, wie die Menschen darüber noch nicht hinausgewachsen sind, wo doch um uns herum immer wieder dasselbe verdammte Drehbuch abgespielt wird.
Ich bin stolz darauf, dass wir als Band für immer Botschafter guter Energie sein werden, die eine Botschaft des Friedens und der grenzenlosen Liebe zum Metal verbreiten und in einer Welt, die am Überkochen ist, zur Ruhe aufrufen. Die Menschen sind überall wütend. Religion, Hautfarbe, Tradition – für mich spielt das keine Rolle. Wir sind alle aus Fleisch und Blut und haben Besseres zu tun, als Krieg zu verherrlichen, damit andere davon profitieren.
Wann ist das letzte Mal der Sohn eines Politikers im Krieg gestorben? Das ist eine verdammt gute Frage, um jedes Gespräch mit denen zu beginnen, die anders denken.

Songs in deiner serbischen Muttersprache kommen in eurer Musik bis heute nur selten vor. Mit „Bolje Da Umrem” und „Requiem For The Balkans” gibt es zwei davon auf „Ambassadors Of Aggression”. Was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen?

Wir haben schon zuvor Lieder auf Serbisch aufgenommen, da dies unsere Muttersprache ist. So können wir die Herzen unserer Landsleute tiefer erreichen und ihnen zeigen, dass wir zu ihnen stehen. Auch wenn die meisten unserer Lieder auf Englisch sind, um unsere Botschaft weit zu verbreiten, fühlen wir tief mit unseren Landsleuten hier.
Kroatien, Bosnien, Mazedonien, Slowenien – das war einst ein Land, das durch den Krieg auseinandergerissen wurde. Auch wenn uns Grenzen trennen, sind wir immer noch ein Volk. Im Fernsehen mag es anders aussehen, aber so manipulieren sie die Massen.
Lasst unsere Musik die Rebellion sein, die aus den Lautsprechern dröhnt, denn das kennt keine Grenzen.

Bei Artwork, Mastering und Produktion arbeitet ihr mit dem gleichen Team wie bei „Psychosis“. Ich nehme an, ihr wart mit dem Sound vollkommen zufrieden. Könnt ihr das für euer neues Album bestätigen? Ich finde es klingt sehr kraftvoll und eindringlich – es vermittelt die Aggression perfekt.

Ja, wir haben wieder mit dem gleichen Team von “Psychosis” zusammengearbeitet und sind mehr als zufrieden. Diese Leute verstehen unseren Sound und unsere Energie. Sie wissen, wie man diese rohe Aggression und Intensität einfängt und sie dann zu etwas formt, das hart, scharf und authentisch ist.
Die Produktion von „Ambassadors Of Aggression“ ist heavy, voll und überwältigend, genau wie wir es wollten. Sie transportiert jede Unze Kraft und Emotion, die wir in unsere Musik stecken. Wenn man ein Team hat, das die eigene Vision versteht, passt einfach alles zusammen, und das hört man in jedem einzelnen Riff.

Rodoljub Raickovic, Luka Matkovic, Dan Swanö, Roberto Toderico… ein Dreamteam, das ich gegen nichts eintauschen würde. Fantastische Menschen, unglaubliche Energie, echte Profis.
Wir hatten auch Gastauftritte von Igor Miladinović (CHAOSIUM) und Bruno Mičetić von der kroatischen Band KEOPS – speziell bei „Requiem for the Balkans“, um zu zeigen, dass Metal stärker ist als jede Politik.
Ich möchte niemanden hassen. Darum geht es nicht. Ich weigere mich, die Fehler und bösen Ab-sichten der Vergangenheit meine Generation vergiften zu lassen. Menschen, mit denen wir einst an einem Tisch saßen, sollten nicht unsere Feinde sein.

Außerdem haben sich Caue und Mara aus Rumänien diesem Track angeschlossen und damit den Kreis über den Balkan und darüber hinaus geschlossen. Eine Region, ein Geist. Ein Ort, an dem wir immer noch füreinander empfinden. Wo eine Umarmung stärker ist als jede Schlagzeile. Wo ein Lächeln mächtiger ist als jede Waffe.

FUCK WAR.

„Ambassadors Of Aggression“ ist das erste Album auf dem Hamburger Label Violent Creek Records. Ist dies der logische Schritt nach Defying Danger Records, mit dem ihr auf euren vorherigen Alben zusammengearbeitet hattet?

Ja, man kann definitiv sagen, dass es ein natürlicher Schritt nach vorne war. Defying Danger Records hat bei unseren früheren Veröffentlichungen großartige Arbeit geleistet, wir respektieren sie sehr und sie werden immer unsere Brüder sein. Tolle Leute, absolute Legenden!
Aber es war an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen.
Violent Creek Records hat unser Feuer von Anfang an erkannt. Sie haben uns eine Partnerschaft angeboten, die auf gegenseitigem Respekt und einem tiefen Verständnis dafür basiert, wofür INFEST steht. Diese Leute wissen, was sie tun. Sie folgen nicht den Markttrends, sondern den Gesetzen des Metal. Und genau darum geht es uns auch.
Wir sind keine Band, die sich nur verkauft, wir suchen Menschen, die an die Botschaft und die Energie hinter unserer Musik glauben. Und das haben wir bei Violent Creek gefunden.
Was wir jetzt brauchten, war eine stärkere Medienpräsenz, und genau das hat uns diese Zusammenarbeit gebracht. Eine Band muss wachsen, sich weiterentwickeln, aber die Rolle des Labels ist auf diesem Weg enorm wichtig.
Ich bin stolz darauf, wie unser aktuelles Team damit umgeht. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber dies ist eindeutig ein großer Schritt nach vorne, und wir klettern mit voller Kraft.

Zu guter Letzt – nach fast 25 Jahren Death/Thrash seid ihr ein relativ seltener Gast auf deutschen Bühnen. Habt ihr vor, dies zu intensivieren?

Du hast vollkommen Recht, und genau das wollen wir ändern. Die deutsche Szene war schon immer stark, leidenschaftlich und loyal, und es war schon immer unser Traum, dort öfter zu spielen. Wir haben im Laufe der Jahre viele Konzerte gegeben, aber jetzt ist es an der Zeit, einen Schritt weiter zu gehen und die ganze Kraft von INFEST auf deutsche Bühnen zu bringen.
Wir arbeiten hart daran, mit mehr Veranstaltern und Festivals in Kontakt zu treten, und hoffen, unsere Aggression und Energie bald in ganz Deutschland entfesseln zu können. Deutsche Metalheads haben schon immer das Echte erkannt, und wir glauben, dass INFEST in den kommenden Jahren noch stärkerer Teil dieser Geschichte sein wird.

Wir geben unser Bestes, um jedes Jahr auf Tour zu gehen, insbesondere in Deutschland, Österreich, Tschechien und Slowenien. Und wir sind stolz darauf, sagen zu können, dass wir alles selbst machen. Keine Booking-Agentur, keine große Maschinerie hinter uns, nur pure Hingabe, harte Arbeit und unermüdlicher Geist. Es kostet viel Energie und Geduld, eine Tour selbst zu organisieren, aber wir glauben, dass sich das am Ende auszahlt.

Und glaubt mir, wir werden uns öfter sehen. Entweder man ist dabei oder man ist raus.
Und ich würde meine verdammte Seele darauf verwetten, dass wir definitiv dabei sind.

WE ARE LEGION.

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Quelle: Interview mit Vandal
26.09.2025

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