Mortuus Infradaemoni
Mortuus Infradaemoni

Interview

Cold Dimensions haben mir wirklich den Start in das neue Jahr versüßt: Nicht nur das neue LUNAR-AURORA-Album war es, was meine Aufmerksamkeit auf dieses bayrische Label zog, auch deren neustes Pferd im Stall- MORTUUS INFRADAEMONI- konnten mich mit ihrem brutalem Black Metal mehr als überzeugen. Grund genung mich mit Profanatitas und Nathaniel ein wenig zu unterhalten und mehr über die Hintergründe dieser Band zu erfahren. Und so sprach ich mit zwei interessanten Musikliebhabern, welche meine Fragen fernab jeglicher Klischees beantworteten!

Mortuus InfradaemoniGrüß euch! “ Mysterious in its nature“- so wird euer Album unter Anderem beworben. Das scheint auch für euch als Band zu gelten, denn man findet kaum etwas über euch. Könntet ihr die Band bitte in wenig vorstellen?

Hallo, wir grüßen Dich auch. Zur Zeit besteht die Band aus Profanatitas und Nathaniel. Unser bisheriger musikalischer Werdegang wird ja bereits überall diskutiert, deshalb gibt´s da nicht viel zu sagen.
Aether (Gesang) ist leider nicht mehr dabei, aufgrund seiner Arbeit konnte er nicht mehr die Zeit fürs Proben etc. aufbringen.

Habt ihr bewusst diesen eher zurückgezogenen Weg gewählt? Keine Homepage, keine Kontaktadresse, so was ist gerade in Zeiten, in denen Bands bereits einen HP haben, bevor sie überhaupt nur einen Ton aufgenommen haben, ein wenig überraschend. Haben solche Bands eine Rolle bei diesem Entschluss gespielt oder hattet ihr bisher einfach nicht die Zeit, euch um so etwas zu kümmern?

Nathaniel: Naja, wir sind schon etwas zurückgezogen, aber man muss doch nicht jeden Furz in die Öffentlichkeit tragen. HP brauchen wir keine, eine Kontaktadresse werden wir irgendwann einrichten. Wichtig für mich ist die Musik, nicht das „Rumgekaspere“ nach außen hin.

Profanatitas: Für mich ist das alles auch unwichtig. Das Geltungsbedürfnis, das viele Bands an den Tag legen ist nicht so mein Ding. Weniger ist oftmals mehr.

Was waren eure Beweggründe zur Gründung dieser Band? Seid ihr noch in anderen Bands aktiv oder gilt MI eure ganze Aufmerksamkeit?

N.: Über ein paar Anrufe sind wir irgendwie zusammengekommen. Ich hab damals nach langer musikalischer Auszeit an der Gitarre ein bisschen rumgespielt und Profanatitas hat sich gerade von LUNAR AURORA getrennt. Ich wollte einfach mal hören, wie sich meine Songs mit Schlagzeug anhören und hab Profanatitas angerufen, ob er sich mein Zeugs nicht mal anhören will. Tja, da hat´s dann musikalisch gefunkt. Kurioserweise steht jetzt mein Schlagzeug wieder im Proberaum, da ich es damals, nach Lunar Aurora, an Profanatitas verkauft habe.

P.: Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Neben MORTUUS INFRADAEMONI widme ich mein musikalisches Schaffen MORTUARY TEMPLE.

Euer erstes Lebenszeichen war ein Rehearsal aus dem Jahre 2005. Habe ich Recht, wenn ich annehme, dass es nur an eine sehr geringe Menge Menschen ging? Habt ihr auch andere Labels bemustert, oder war Cold Dimensions von Anfang an erste Wahl? Ist es noch irgendwo erhältlich? Ich wäre nämlich sehr neugierig, was dieses Rehearsal zu bieten hat!

N.: Hört sich blöd an, aber wir wollten einfach nur unsere Mucke ein bisschen gut aufgenommen hören. Also haben wir Andi von Cold Dimensions gefragt, ob er uns die Proberaumaufnahmen nicht ein bisschen abmischen könnte. Ihm hat die Mucke auf Anhieb gefallen und er hat uns ein Album angeboten. Zu anderen Labels haben wir keinen Kontakt, brauchen wir auch nicht, wir sind bei Cold Dimensions gut aufgehoben.
Das Rehearsal enthält schlicht die Songs auf dem Album, sowie verworfenes Material und einen sehr melancholischen, frostigen 14 Minuten Song, den wir mit aufgenommen haben, war aber zu lang für das Album.

Kommen wir zu eurem Debüt. Ich muss sagen, es hat mich wirklich schwer begeistert, denn ein Album dieser Intensität bekommt man nicht alle Tage geschickt. Was waren eure Intention beim Schreiben der Musik, welche Bilder lässt sie bei euch entstehen und in welcher Stimmung seid ihr, wenn ihr Musik kreiert?

N.: Freut uns, dass Dir die Mucke gefällt.
Wir haben kein Konzept, wie ein Song entsteht, es (oder der Song) passiert einfach. Wenn ich einen Song an der Gitarre fertig habe, muss ich ihn mit voller Begeisterung gleich noch mal spielen „wollen“. Kann ich das nicht, ist der Song scheisse.

Wie entstehen die Songs denn generell bei euch? Probt ihr gemeinsam oder entstehen die Songs eher im stillen Kämmerlein, um in richtige Stimmung zu kommen?

N.: Normalerweise mache ich einen Song zu Hause an der Gitarre fertig und spiele das Ganze dann Profanatitas im Proberaum vor. Wenn er sich dann nicht gleich ans Schlagzeug setzt und mittrommelt, weiß ich, da fehlt noch was, aber im Großen und Ganzen sind wir da immer einer Meinung. Es kann auch passieren, dass ich beim Proben einfach nur ein/zwei Riffs spiele, Profanatitas knüppelt was dazu und der Song steht. Wir sind da ziemlich spontan und es wird auch wenig „rumgedoktort“, das ursprüngliche „aus dem Bauch“ Gefühl muss schon da sein. Passt dann alles, arbeitet Profanatitas zu Hause die Basslinien aus. Zur Stimmung, wir proben grundsätzlich bei Kerzenlicht, hat den Vorteil, dass es im Winter ein wenig wärmt (keine Heizung im Probe-Loch), außerdem erzeugt das eine gewaltige Atmosphäre.

Leider sind in der CD keine Texte abgedruckt, was ich sehr schade finde, da ich gerne wüsste, inwiefern ihr eure Songs lyrisch untermalt. Was für eine Rolle spielen Texte für euch und könntet ihr vielleicht einen kleinen Überblick über euer lyrisches Spektrum geben? Woher kommt eure scheinbare Vorliebe für das Lateinische?

N.: Das Lateinische hat keine Bedeutung, es ist einfach so, dass es gut zum Ganzen und auch zum Bandnamen passt. Textlich gesehen, „Ad Facies Mortis“ (stammt von mir) handelt von einem manisch depressiven Typen, der Stimmen in seinem Kopf hört, die ihn dann bis zum Selbstmord treiben. Er wird wiedergeboren ist glücklich und frei, bis die ganze Scheisse von vorn beginnt und er sich wieder umbringt. Bei „Gods of Horror…“ (von Profanatitas) geht es ums Okkulte, er interessiert sich sehr für diese Thematik. Die restlichen Texte stammen alle von Aether, der ja nicht mehr dabei ist, deshalb kann ich nicht sehr viel dazu sagen. Alles in allem geht es lyrisch bei uns um Liebe, Tod und Teufel… ohne Liebe!

Kann man den Gesetzen der sogenannten Szene glauben, dann werdet ihr sicherlich desöfteren mit LUNAR AURORA-Vergleichen konfrontiert, oder? Zwar habe ich auch den Eindruck, dass in manchen Momenten ein wenig der Geist von LA hindurch zu schimmern scheint, dennoch beschreitet ihr auf der anderen Seite einen wesentlich chaotischeren, ursprünglicheren Weg. Inwiefern hat euch eure Zeit bei besagter Band für euer kommendes Schaffen beeinflußt und was denkt ihr im Rückblick über diese Zeit?

N.: Natürlich wird man immer von irgendwem beeinflusst. Die Zeit damals mit LUNAR AURORA war das Beste, was mir passieren konnte. Ob sich „Daemon Qui…“ jetzt nach LUNAR AURORA anhört, kann ich nicht beurteilen, das ist eben die Musik, die wir machen wollen. Mich würde nur interessieren, mit wem wir verglichen würden, wenn nicht bekannt wäre, dass wir bei LUNAR AURORA gespielt haben. Rückblickend kann ich nur sagen Vergangenheit ist Vergangenheit, Gegenwart ist Gegenwart und die Zukunft…, schau mer mal, was da kommt.

P.: Die Zeit mit LUNAR AURORA war für mich sehr intensiv und erfahrungsreich, einfach geil. Eine Zeit, die ich nicht missen möchte.

Gewiss werden einige über den Sound eures Debüts die Stirne runzeln(und vermutlich auch hier die LUNAR-AURORA-Keule schwingen). Ich hingegen denke, dass musikalische Material von euch würde in keinem anderen Soundgewand seine Wirkung besser entfalten können. War das auch eure Absicht? In welchem Studio habt ihr aufgenommen?

N.: Das Studio nennt sich Proberaum und Wohnzimmer, so werden wir das auch beibehalten. Minimalistische Mucke mit minimalistischen Mitteln. Hinsichtlich des Schlagzeugs war der Sound nicht ganz beabsichtigt. Statt ursprünglich vier Drumspuren konnten wir nur zwei verwenden, deshalb musste natürlich auch der Rest (Gitarren usw.) ein wenig zurückgeschraubt werden.
Alles in allem hat Andy noch das Beste rausgeholt.
Im Nachhinein bin ich aber doch froh, dass es so gelaufen ist, denn ich glaube, mit einem anderen Sound hätte das Album bei weitem nicht diese Atmosphäre.

Ich wage es zwar kaum zu hoffen, aber habt ihr Auftritte mit MORTUUS INFRADAEMONI geplant? Wenn ja, welche Voraussetzungen müssten dafür gegeben sein, wenn nein, warum nicht?

N.: Sicher werden wir irgendwann mal live spielen, das kann aber noch eine Weile dauern, da wir das mit dem Gesang irgendwie hinkriegen müssen. Bestimmte Voraussetzungen brauchen wir da nicht, nur das Package sollte stimmen.

Mit Cold Dimensions habt ihr ein wirklich potentes Label gefunden, seid ihr mit deren Arbeit zufrieden? Was haltet ihr von den anderen CD Künstlern? Basiert eure Kooperation eher auf geschäftlicher oder freundschaftlicher Basis?

N.: Über Cold Dimensions können wir nun wirklich nicht klagen. Andy macht das Geschäftliche, wir die Mucke, so war die Abmachung. Was unsere Labelkollegen betrifft, ich kann nicht zu jedem ein Statement abgeben, aber was auf Cold Dimensions rauskommt, kann so schlecht nicht sein. Vielleicht spielen wir ja mal einen Gig mit dem einen oder anderen.

Was inspiriert euch, wenn ihr Musik schreibt. Benötigt ihr eher den Moloch einer Großstadt, um den Hass zu nähren oder bezieht ihr eher Einflüße aus der Natur eurer Heimat?

P.: Weder noch. Die Inspiration kommt aus uns selbst. In einer Großstadt würde ich wahnsinnig werden, zu viele Menschen…

N.: Ich persönlich brauche keine Inspiration von außen. Ich mag´s am liebsten abends zu Hause, im Kerzenschein für mich selbst Mucke zu machen. Obwohl ich auf dem Land lebe, bin ich nicht sehr naturverbunden und die (Groß-) Stadt sieht mich eigentlich nur, wenn ich neue Gitarrensaiten brauche.

Welche Bands/ Ereignisse waren ausschlaggebend, die aus den Fans Nathaniel und Profanatitas die Musiker machten? Verfolgt ihr aktuelle Strömungen und Geschehnisse rund um den (Black) Metal?

N.: Die aktuellen Geschehnisse/Strömungen interessieren mich rein gar nicht. Und wenn Du es so siehst, bin ich beides, Fan und Musiker. Ich hör gern Mucke und mach gern Mucke. Ich hab schon vor 20 Jahren in div. Punk-Bands getrommelt, mit LUNAR AURORA wurde es dann eben richtig intensiv.

P.: Persönlich wichtige Bands waren und sind für mich in jedem Fall PROFANATIKA, NECROMANTIA (1. Album!), AUTOPSY, MORBID ANGEL, SLAYER (“Hell Awaits”), VLAD TEPES, BELKETRE, MAYHEM etc. Ob genannte Gruppen wirklich den Ausschlag gaben, selbst Musik machen zu wollen, wer weiß. Der Übergang vom Fan zum Musiker ist wohl eher fließend… Was die „Szene“ und ähnliches betrifft, ich bin schon lange nicht mehr auf dem Laufenden. Bands, die auf die eine oder andere Art mein Interesse wecken, verfolge ich aufmerksam – der Rest ist mir egal.

Hört ihr neben Black Metal auch andere Musikstile und wenn ja, welche wären das?

N.: Intensiv höre ich nur Musik der härten Gangart, schau mir aber im Fernsehen gern mal ein Rock- oder Jazz-Konzert an. Was ich hasse, ist verkaufsorientierte Musik, gibt’s auch im Black Metal. Grundsätzlich gilt für mich: sobald ein Song, welcher Richtung auch immer, ein Gefühl in mir weckt, ist er es wenigstens wert, angehört zu werden.

P.: Prinzipiell alles was mir gefällt. MOTÖRHEAD (vor allem die Jahre ´77-´81), PENTAGRAM (US-Doomgötter), BLACK SABBATH (Ozzy-years), alte IRON MAIDEN, AC/DC (mit Bon Scott), TANGERINE DREAM, ein bisschen W.A.S.P.. Im Übrigen ist es sowieso schwer festzumachen, welche Musikstile man „hört“, das ist alles sehr stimmungsabhängig.

Das waren bereits meine Fragen, ich danke euch für deren Beantwortung und überlasse euch das letzte Wort

Danke für`s Interview. Vielleicht sieht man sich ja mal auf einem Konzert.

28.01.2007

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