Nastrond
Nastrond

Interview

Es ist selten, dass man etwas über die Schweden NASTROND liest. Umso erfreuter war ich, als ich von Karl, seines Zeichens u.a. Sänger und Gitarrist der Band, die Zusage für ein Interview bekam und er sich meinen Fragen stellte. Heraus kamen Antworten, die sicherlich dem ein oder anderen vor den Kopf stoßen oder die Einigen nur schwer bis kaum verständlich erscheinen. In Zeiten der Standardantworten und der rhetorischen Langeweile sind mir kontroverse Köpfe aber durchaus lieber. Wir alle haben immerhin einen eigenen Kopf zum Nachdenken und wir reden immer noch über (Black) Metal, verdammt!

NastrondNåstrond sind nun schon bereits seit 15 Jahren aktiv, daher würde mich interessieren, wie du die Evolution deiner Band vom ersten Demo bis zum heutigen Album siehst!

Wie ein Kreislauf, der nun wieder in der Vergangenheit angekommen ist. Die ersten Versuche sind erwachsen geworden. Ein Schritt in eine neue Richtung, aber entstanden auf dem Boden, auf dem wir einst standen

Ich finde es bemerkenswert, dass ihr, vom Ausstieg von Draugr mal abgesehen, seit dieser Zeit ein konstantes Line Up habt. Was denkst du, ist der Grund dafür? Ist eine tiefe Freundschaft, vielleicht sogar Bruderschaft, unbedingte Vorraussetzung um so lange zusammen zu arbeiten?

Vielen Menschen ist vermutlich nicht bewusst, dass ich Draugr bin, es ist einfach eine andere Inkarnation. Und nein, ich denke nicht, dass Freundschaft der Grund für diese lange Zeit ist, wir haben eigentlich wenig Kontakt außerhalb NASTRONDs

“Muspellz Synir“ scheint mir ein sehr ausgeklügeltes und tiefgründiges Album zu sein, wie lange habt ihr daran gearbeitet?

Wir haben über einen längeren Zeitraum an dem Album gearbeitet; größtenteils während Herbst und Winter 2006. Einige kleine Teile wurden noch 2007 hinzugefügt, ebenso das Artwork, das ich gemacht habe.

Seid ihr mit dem Resultat zufrieden oder würdet ihr etwas ändern? Wo und wie lange habt ihr das Album aufgenommen?

Ich bin immer mein härtester Kritiker. Es gibt einige Dinge, die ich gern ändern würde, aber mittlerweile merke ich, dass es für das steht, was die Kombination von Klängen und Texten zu diesem Zeitpunkt eben war. Wenn ich mir das Album anhöre, dann bin ich überzeugt, dass es die Ideen hinter der Musik offen legt. Es hat also einen Schritt in die Richtung gemacht, in die ich gehen wollte. Das Album wurde in Göteborg aufgenommen, wie gesagt, über einen längeren Zeitraum.

Was ist der Grund für die lange Pause von 1996 bis 2004?

Es gab eigentlich keine richtige Pause während dieser Zeit. Ich würde es eher einen Moment der Ruhe nennen, eine Phase, bei der unsere Gedanken auf andere Dinge fokussiert waren. Ein Grund dafür war, dass ich die Schnauze von der Art, wie Black Metal sich entwickelte sowie dessen Kommerzialisierung, voll hatte. Heute stehe ich über diesen Dingen, ich habe nicht das Bedürfnis mich damit noch weiter zu beschäftigen, da ich keine Beziehung mehr dazu habe. Ich folge nun meinem eigenen Weg, meinen eigenen Idealen und Ambitionen.

Da ihr in euren Songs Wert auf eine okkulte, finstere Atmosphäre legt, würde ich gern wissen, wie ihr eure Songs schreibt. Müsst ihr euch dazu in besonderer Stimmung/Umgebung befinden?

Ich bevorzuge es mich selber in verschiedene Stimmungen zu versetzen, besonders wenn ich Texte schreibe. Einige davon sind das Ergebnis automatischen Schreibens, bei dem ich mich dem Unbewussten hingebe und meine tiefen, dunkleren und unkontrollierten Gedanken die Feder führen lasse. Die Musik ensteht meist aus verschiedenen Drumpassagen, denen ich dann die entsprechenden Gegenstücke anpasse. Töne sind oft ebenfalls ein unbewusstes Produkt und ich bin mir sicher, dass sie Ergebnis von bösartigen Energien und deren Einfluss auf den Verstand sind.

Betrachtet man Alben mit dem Titel “Toteslaut“ oder den Song “Die Sense die die schwarze Herbstzeitlose mäht“, so fällt auf, dass ihr offenbar Interesse an Deutsch habt- wieso? Spricht jemand von euch Deutsch?

“Toteslaut” sollte “Todeslaut” heißen, aber es dürfte dennoch die gleiche Bedeutung vermitteln. Der Song “Die Sense..”ist das Ergebnis eines Stückes, welches ich 1994 schrieb. Ein Freund, der auch Teil der deutschen Band LACERATED GODS ist, übersetzte ihn mir damals. Ich hab den Text behalten und dachte, er würde zu dem Song passen, als Erinnerung an “The Plague” , was Name unserer 7” von 1995 war,und auch als Erinnerung an uns damals. Der Gebrauch anderer Sprachen als das dominierende Englisch ist ein Statement den Pan-Europäischen Glauben betreffend. Ich habe auch meine Muttersprache Schwedisch benutzt, diese Sprache wird ebenso selten von anderen Bands benutzt. Ich selber lese wohl besser Deutsch als ich es spreche.

Ihr habt immer betont, dass sich eure Stücke mit okkulten, rituellen Themen befassen, was nicht zuletzt durch euer Logo deutlich wird. Mich würde daher interessieren, was zuerst da war- das Interesse an diesen Themen oder die Liebe zur Musik

Ich habe das Logo 1994 entworfen und wollte es später nicht mehr ändern, obwohl es Dinge enthält, die die antichristliche Symbolik ein wenig überbetonen. Ich sehe das aus dem Grunde so, weil ich das Christentum nicht als größten Feind ansehe, es ist nur ein Teil der Dinge, gegen die ich kämpfe. Daher steht das Logo eher für Opposition im Allgemeinen. Darum geht es auch in den Texten nicht mehr um antichristliche Themen, wie es noch auf “Age Of Fire“ der Fall war. Stattdessen kozentriere ich mich eher auf das Dunkle, das Böse, das Okkulte. Mein Interesse am Okkultismus begann zeitgleich mit meiner musikalischen Karriere. Seit dem ist die Musik eher ein Werkzeug, um meine Ideen und die bösartige Energie zu transportieren. Im Laufe der Zeit haben sich natürlich sowohl die Musik als auch der spirituelle Hintergrund weiterentwickelt.

Da mir leider eure Texte nicht vorliegen, würde ich gern wissen, worum es sich bei den neuen dreht?

Auch in Bezug auf deine vorherige Frage: meine Weltanschauung ist grundsätzlich heidnisch, daher haben die aktuellen Texte keinen Bezug mehr zum Christentum. Ich beschäftigen mich mit altertümlichen Mythen, besonders denen, die mich direkt durch meine Ahnen betreffen. Die Themen sind zuallererst auf die Kräfte von Rökkr, den dunklen Göttern des nordischen Heidentums, konzentiert. Dieser Glaube basiert auf seiner zyklischen Weltanschauung, in der diese Kräfte das letzte Kapitel der heutigen Zeit beschwören, den Vorhang zerreissen und die Welt in Finsternis stürzen. Es ist die Wurzel der Evolution.

Was hältst du als lyrischen Einfluss für wichtiger: persönliche Erfahrungen/Erlebnisse oder Wissen aus Literatur, der Einfluss der Natur, etc? Was entsteht zuerst- Die Texte oder die Musik?

Sie enstehen meist gleichzeitig und unterbewusst. Musik sollte eine gewisse Aussage transportieren. Ich versuche Kreativität aus dem Nichts zu ziehen und dabei lieber Taten für sich sprechen zu lassen. Es gibt keine Regeln, ich bevorzuge Chaos

Ich hoffe, das ist dir nicht zu persönlich, aber ich würde gern etwas mehr über deine Weltanschauung erfahren. Was sind deine Werte, hast du moralische Grundsätze?

Das ist ein zu großes Feld, um diese Frage mit ein paar kurzen Sätzen zu erklären. Denen, die an diesem Thema interessiert sind, empfehle ich, auf die zwei Bücher zu warten, die ich demnächst fertigstellen und veröffentlichen werde. Das erste Buch ist eine Sammlung von früheren Werken, Broschüren, Kommentaren, Artikeln, etc. Das zweite Buch gibt meine Gedanken über das Böse in neun Kapiteln wieder. Es wird hoffentlich innerhalb des kommenden Jahres fertig werden. Dabei wird es sich ausschließlich um meine Weltanschauung handeln, basierend auf dem Bösen, Äonen, Zivilisationen und dem “Werden”. Ich bin von verschiedenen Traditionen beeinflusst, zum Beispiel dem germanischen Heidentum, ophidischem Gnostizismus, Alchemie, Satanismus, etc. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich moralische Werte abgelegt und einen Standpunkt, der hinter Gut und Böse liegt, eingenommen habe. Das ist der Left Hand Path!

Etwas, was mir in den letzten Jahren häufiger aufgefallen ist, ist dass es im schwedischen Black Metal scheinbar mehr Bands gibt, die sich ernsthaft mit religiösen Themen auseinander setzen, gerade verglichen mit Norwegen. Denke ich nur an WATAIN, ARCKANUM, DISSECTION oder euch, dann wird deutlich, dass ihr mit sehr viel Hingabe und Tiefe die Sache angeht und damit nicht nur an der Oberfläche kratzt. Was meinst du, ist der Grund dafür?

Ich weiß nicht, ob dies generell der Fall ist, aber es stimmt, das sich einige Bands sehr intensiv mit diesen Themen beschäftigen, besonders seit die antikosmischen Ideen durch Jon und DISSECTION an Einfluss gewonnen haben. Jon hat sich wirklich ernsthaft mit diesem Thema beschäftigt und hat sich schließlich durch seine Handlungen vervollständigt.

Pflegt ihr Kontakte zur schwedischen Szene von heute? Interessieren euch aktuelle Alben überhaupt noch?

So gut wie gar nicht, aber ich habe noch immer Kontakt zu einigen Personen, die ich sehr schätze. Ich folge keinem Szenegeschehen mehr und habe auch nicht das Bedürfnis danach. Der Pfad, dem ich folge, ist mein eigener.

Debemur Morti, bei denen ihr unter Vertrag seid, ist ein Label, das für seine Hingabe und Leidenschaft auch in spirituellen Dingen bekannt ist. Wie kam es zu diesem Vetrag, seid ihr zufrieden?

Ich bin mit ihrer Arbeit sehr zufrieden. Es ist ein kleines Label, mit guten Produktionen und das mit großer Hingabe arbeitet. Ich bin über NOCTERNITY mit ihnen in Kontakt gekommen. Wir haben mit den Griechen eine Split auf Debemur Morti veröffentlicht und das Ergebnis war so großartig, dass wir bei ihnen unterschrieben haben.

Ist es euch wichtig, dass das Label, wie eben Debemur Morti, auch einen okkulten Hintergrund oder zumindest Interesse an diesen Themen hat? Was erwartet ihr von einem Label?

Das Wichtigste ist, dass gegenseitiges Vertrauen da ist und dass das Label sich nicht in unsere Entscheidungen einmischt. Es sollte sich nicht über Entscheidungen aufregen, die vielleicht Probleme/Feinde hervorrufen könnten und das ist bei Debemur Morti der Fall.

Sag mir, wenn ich falsch liege, aber soweit ich weiß, habt ihr noch nie live gespielt, oder? Kannst du mir sagen warum, denn ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Songs wie „Defiance of the Transient“ für eine sehr brutale und bösartige Stimmung sorgen könnten, natürlich nur in passendem Ambiente

Das stimmt, wir haben noch nie live gespielt und dafür gibt es einige Gründe. Einer davon ist, dass ich normale Gigs nicht mag und lieber etwas völlig anderes machen würde. Diese Gelegenheit hat sich aber noch nie ergeben. Ein Song wie der, den du gerade nanntest, könnte sicherlich ein Publikum anstacheln, aber unsere Musik ist nicht für die Massen gedacht.

Ich danke für eure Antworten, die letzten Worte gehören euch!

Danke!

Never Forgive, Never Forget.

13.03.2008

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