Dauþuz - Uranium

Review

Ein geschätzter ehemaliger metal.de-Kollege ließ im schwarzmetallischen Smalltalk letztens die weise Bemerkung verlauten, dass DAUÞUZ das Black-Metal-Äquivalent zu AC/DC oder MOTÖRHEAD sein könnten: Man weiß genau, was einen erwartet und sofern man dem Stil des Duos wohlgesonnen ist, wird man nie enttäuscht. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass wir Weiterentwicklung oder gar Innovation von DAUÞUZ kaum erwarten können. Wobei: die unter dem Titel “Bergkgesænge” komplett clean eingesungene Version des Albums “Vom schwarzen Schmied” bot zumindest teilweise einen neuen Ansatz, wenngleich das Ergebnis nur teilweise funktionierte und nicht selten ziemlich kitschig tönte. Bleibt auf “Uranium” also alles beim Alten oder ist es an der Zeit für erste Experimente?

“Uranium” als logische Konsequenz

Wir können gleich vorwegnehmen: Es bleibt alles beim Alten. Ihren Stil zwischen zweiter Welle und typisch deutschen Neunziger-Vertretern behalten DAUÞUZ bei – er gehört zu ihnen wie das Bergbauthema in die Texte der Band. Mit dem beklemmend wirkenden Geräusch eines Geigerzählers starten sie in den Opener “Pechblende (Gedeih und Verderben)” und entfachen das übliche Feuerwerk aus keifendem Gesang, tremolierenden Gitarren und rauer Schlagzeugraserei. Bei aller Vorhersehbarkeit ist die Energie und die Fähigkeit zum sofortigen Mitreißen des Hörenden bemerkenswert.

Wie üblich bemühen sich DAUÞUZ darum, einen direkten Weg ins Herz ohne verkopfte Umwege zu finden. Selbst bei ausufernder Spielzeit können Songs wie das packende “Radonquell 1666”, “Wismut ‘Justiz’” oder auch der zehnminütige Closer “Uranfeuer 55” richtiggehend zu Hits werden. Bei aller Epik kommen Eingängigkeit und memorable Strukturen nicht zu kurz, was “Uranium” erneut zu einem außergewöhnlich kurzweiligen und überdies sehr stimmig produzierten Album werden lässt.

Quo vadis, DAUÞUZ?

Somit ist “Uranium” insgesamt ohne Zweifel ein empfehlenswertes Album, welches sich aber Kritik gefallen lassen muss, die subjektiv auch zu schlechteren Wertungen führen könnten. Es bleibt dabei: Wer alle bisherigen Alben von DAUÞUZ bereits besitzt, wird nicht überrascht, aber immerhin für Treue belohnt. Wer mit der Musik der Band noch nicht vertraut ist, macht wiederum nichts falsch damit, sich “Uranium” in Ruhe und voller Länge anzuhören. Die Frage bleibt, wie lange DAUÞUZ diese Kuh noch melken wollen, bis die Milch ungenießbar wird. Zumal DAUÞUZ häufig nur knapp an wutbürgerlicher Heimatduselei mit diesen per se nicht uninteressanten Themen vorbeischrammen.

23.04.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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17 Kommentare zu Dauþuz - Uranium

  1. nili68 sagt:

    Wie meistens bei denen: Wenn man auf die Vocals klar kommt und diese Art Black Metal mag kann man das schon haben. Das Konzept ist ein Pluspunkt.

  2. noehli69 sagt:

    Das Gekeife geht mir tierisch auf den Pinsel und von dem Heimatgeknödel werd ich wohl auch kein Fan mehr.
    + wenigstens sieht man vom Dialekt ab, was bei Wismut auf der Hand liegen würde.
    ….meins wird’s nicht

  3. ultra.silvam sagt:

    Etwas voreingenommen, aber muss sagen, wieder eine super Platte geworden. Schön das man mit Dauþuz auch (thematisch) eigenständige Bands im deutschen Black Metal hat. Das machen im Grunde nur Friisk besser.

  4. Cyi sagt:

    Wann soll das Album erscheinen? Steht nicht im Artikel, wäre aber eine interessante Info 😉

  5. Cyi sagt:

    Habe ich mir selbst beantwortet

    30.04 über Armor Fati Productions

  6. Marcel sagt:

    @Cyi

    Die Informationen über die Alben (VÖ, Label, usw) findest du bei uns immer unter der Review und dem Autor in einer Extra-Spalte.

  7. Cyi sagt:

    Danke! Wer lesen kann und so 😀

  8. DarkHorizon sagt:

    Die neue Platte ist mal wieder sehr stark. Und man kann die dezente Entwicklung von Dauþuz wieder mal sehr gut hören. Ich konnte die Scheibe schon vorab hören und bin wieder mal begeistert. der Gesang ist noch variabler als auf allen vorigen Werken und endlich hört man ab und zu den Bass ein wenig lauter. Der einizige Wehmutstropfen ist für mich, das man die akustischen Interludes abgeschafft hat. Auf Keyboards wurden diesmal auch verzichtet, was aber dank der Chöre gar nicht ins Gewicht fällt. Freue mich auf die LP und das kaputte Gekeife!

    Zu der Rezension muss ich noch etwas sagen, denn der letzte Satz ist einfach ein Frechheit!

    „Die Frage bleibt, wie lange DAUÞUZ diese Kuh noch melken wollen, bis die Milch ungenießbar wird. Zumal DAUÞUZ häufig nur knapp an wutbürgerlicher Heimatduselei mit diesen per se nicht uninteressanten Themen vorbeischrammen“.

    „Wutbürgerliche Heimatduselei“ weil sie das Wort Heimat benutzen oder über Bergbau in Deutschland singen oder gar deutsch singen? Und wo bitte ist das Thema ausgemolken? Benutzt etwa jede zweite Band jetzt neuerdings diese Thematik? Wenn man sich mit dem Text des Vorabsongs beschäftigt, fällt auf: Es geht um den Verlust der Menschen, deren Orte für den Uranbergbau abgetragen/abgerissen wurden. Sowas nennt man eben Heimat, da wo man aufwächst und was einem ans Herz gewachsen ist. Was hat das mit irgendeiner rechten Heimatduselei zu tun. Da wollte man der Band wohl noch einen reindrücken, da man sonst nichts gefunden hat. Das ist billig und schade.

    9/10
  9. ultra.silvam sagt:

    @DarkHorizon: Muss dir zu deinem Kommentar auf die Rezension vollkommen zustimmen. Ich bin mir sicher, wenn die Band aus jedem anderen Land ausser Deutschland stammen würde, wäre definitiv keine Vergleich zu „wutbürgerlicher Heimatduselei“ gefallen.
    Ich bin ja absolut dafür rechten und rechtsoffenen Müll als solchen zu bezeichnen und anzuprangern, man sollte jedoch nicht bei jeder Gelegenheit „Wolf schreien“ und etwas mehr differenzieren, zumal die Band alles andere als Rechts oder rechtsoffen ist.

  10. DarkHorizon sagt:

    Ach ja zu dem Noelenden69er:
    „Das Gekeife geht mir tierisch auf den Pinsel und von dem Heimatgeknödel werd ich wohl auch kein Fan mehr.
    + wenigstens sieht man vom Dialekt ab, was bei Wismut auf der Hand liegen würde.
    ….meins wird’s nicht“

    Wenn man keine Ahnung hat, dann sollte man besser schweigen. Sonst zeigt man auf, wie eingeschränkt man in seinen Aussagen und Wissen über bestimmte Dinge doch ist. Der Zeitraum, der hier behandelt wurde, also die Wismut betreffend, beträgt nur die ersten 10 Jahre des Uranabbaus bis 1955. Damals hatten nur Sovjets das Sagen und die meisten Arbeiter in den Anfangsjahren waren Kriegsgefangene und Vertriebene. Also wurde dort erst einmal eher wenig Sächsisch oder Ostdeutscher Dialekt gesprochen. Darauf spielt der vermutlich „westdeutsche“ Herr ja wohl an und muss hier seinen Argwohn gegen bestimmte Gegenden ausspielen.

    BTW… Stammt keines der Bandmitglieder aus dem Osten und könnte diesen „schrecklichen“ Dialekt. 😀

  11. Lysolium 68 sagt:

    Fast so stark wie Fisherman´s Friend und die neue Disbelief.

    9/10
  12. Cyi sagt:

    Dickes Dingen!

    9/10
  13. Holger666 sagt:

    Also das Uranium Album hat mich voll abgeholt! Das kann richtig was. Habe es schon am Samstag bekommen und läuft und läuft. 🙂 Ich kann nicht verstehen, warum im Review herumschwadroniert wird, dass die Jungens ihren Stil endlich ändern sollen? Dauthuz haben doch ihren völlig eigenen Stil längst erreicht. Es gibt keine (!) vergleichbare Band im Black Metal was Thematik und variablen Gesang angeht. Und der musikalische Stempel, wie der Sound ist immer eindeutig zu erkennen. Und das wegwerfen –> Völlig wirr.

    Auf jeden Fall toppt Uranium Den Schwarzen Schmied nochmal um einiges. Mir gefällt die Mischung aus den härteren Erstwerken und den letzten Zweien besonders gut. Mächtig!

    10/10
  14. sardine sagt:

    Bin da komplett bei Holger.
    Mich hat die Scheibe auch komplett gepackt und ja auch ich finde sie besser als alle bissherigen VÖ’s von Dauþuz. Mich packen vor allem die jetzt deutlich stärken betonten melodischen Parts. Die waren in der Vergangenheit nicht so präsent und nicht so schön ausgearbeitet. Dass dafür zum Teil ein wenig die Geschwindigkeit zurück genommen wurde finde ich da auch nicht schlimm, die Intensität bleibt bestehen.
    Auch der erwähnte Gesang trifft bei mir voll, der Wechsel und die Mischung aus Gekeife, Klargesang und den Berggesängen passt einfach traumhaft gut und wird genau für die richtigen Momente genutzt. Daher versteh ich auch nicht ganz warum zum Teil von „alles beim Alten“ gesprochen wird – denn so viel ist das gar nicht – die einzelnen Zutaten möglicherweise zwar schon, aber die Kombination ist tatsächlich neu und eben mehr als gut gelungen.
    Warum dann nur 9Pkt.? Ich will da noch Luft nach oben haben und hoffe auf eine weitere Steigerung bei einem kommenden Album 😉

    9/10
  15. dan360 sagt:

    Kann mich den letzten Kommentaren nur anschließen. Wirklich geile Scheibe geworden – mal wieder, muss man sagen. Auch die Produktion gefällt mir hier besser als die vom Vorgänger, insbesondere die Drums. Topic und Artwork runden das Gesamtkunstwerk perfekt ab. Bin nach paar Durchgängen auch mit ner guten neun dabei!

    9/10
  16. Herbchandler sagt:

    Na das rumpelt, kracht und jammert ja wieder dröhnend aus den Schächten. Das Thema hat die Band ziemlich exklusiv und verarbeitet es musikalisch wie lyrisch nachvollziehbar und realistisch, soweit ich das einschätzen kann. Vocals und Sound können daher eigentlich gar nicht anders klingen, wo da jetzt wutbürgerliche Heimatduselei vorkommen soll check ich nicht ganz. Ja, wenn es um Bergbau und Bergbaufolgen geht, kann Verlust/Zerstörung von Heimat ein Thema sein, daher hat das unter Bergleuten sicher auch höhere Relevanz. Heimat = Wutbürgertum/Rechts/Konservativ ist aber auch unter uns Linksgrünversifften keine (uneingeschränkte) Gleichung. Habe von der Band bislang keine braune Hirnkotze vernommen, hoffe das bleibt so.

    Die Platte ist wieder etwas räudiger und wird daher sicher wieder regelmäßig laufen, wenn ich in Grubenstimmung bin. Insofern danke ich für die Penetranz von Thema und Sound.

    9/10
  17. ultra.silvam sagt:

    @Herbchandler: „Habe von der Band bislang keine braune Hirnkotze vernommen, hoffe das bleibt so.“

    Die Band hat für das Cover mit Misanthropic-Art zusammengearbeitet, welcher ja offen Antifaschistisch/Links ist, ich denke mal das zeigt auch eine gewisse Positionierung, und auch ein weiterer Grund warum man sich in der Review den „wutbürgerlicher Heimatduselei“ Kommentar hätte sparen können.