The Ocean
Von unaussprechlichen Albentiteln

Interview

Mit ihrem aktuellen Album „Phanerozoic I: Palaeozoic“ haben THE OCEAN nicht nur ein gutes Album abgeliefert, sondern auch unseren Soundcheck im November gewonnen. Trotzdem gab es bisher noch keine Gelegenheit für ein Interview, bis Björn beim Konzert in Stuttgart die Zeit fand mit Schlagzeuger Paul und Gitarrist Robin zu sprechen.

Cover von THE OCEANs "Phanerozoic I: Palaeozoic" Cover von THE OCEANs „Phanerozoic I: Palaeozoic“

Gratulation zum neuen Album und zum Gewinn des Soundchecks bei Metal.de!

Robin: Wusste ich gar nicht.

Ihr habt im November den ersten Platz gemacht.

Robin: Hast du das mitgekriegt? Das hätten wir mal posten können.

Paul: Mir hat keiner was gesagt.

Meine Frage wäre gewesen, ob ihr so was verfolgt. Oder blendet ihr die Reaktion aus wenn das Album fertig ist und ihr damit zufrieden seid?

Paul: Persönlich guck ich mir solche Listen eher nicht an, da ich für mich selber entscheide was ich geil finde und was nicht. Aber es ist natürlich immer schön, wenn eine Platte fertig ist und man positive Reaktionen bekommt .

Robin: Also wir verfolgen das schon und posten das dann.

Paul: Ich meine, außerhalb des Albumreleases würde ich mir das nicht angucken. Aber wenn ein Album raus kommt, interessiert mich das schon ob das Album anschlägt.

Robin: Ich ziehe meine Empfehlungen was ich mir für Platten anhöre nicht aus Jahresendlisten oder so was. Aber ob man dann selber in einer enthalten ist, das interessiert uns schon.

Und auch die negativen Reaktionen?

Paul: Die ganz besonders.

Robin: Das sind ja die spannenden. Früher war ich da emotionaler, heute interessiert mich das wie ein Zuschauer, der da von außen drauf schaut. Jedenfalls eher als wie jemand, der da direkt von betroffen ist. Ich finde das sehr interessant wie manche Sachen wahrgenommen werden, die positiven wie negativen Sachen. Es ist sehr interessant wie manche Leute gewisse Dinge sehen, die man selber gar nicht mehr objektiv sehen kann, weil man zu tief nach den Aufnahmen und dem Mix drin steckt. Man hat sich wochen- und monatelang damit auseinandergesetzt und dann ist es interessant wie es auf einen wirkt, der völlig unvoreingenommen ist und es gar nicht kennt.
Aber es gab leider nicht viele negative Kritiken.

Paul: Also schreibt mehr negative Kritiken.

Lest ihr nur die Reviews oder auch die Kommentare bei den Reviews oder bei Facebook?

Paul: Die Funktion eines Kommentars hat sich ja sowieso komplett verändert. Vor zehn Jahren hat mich das eher bewegt, aber heutzutage ist ja jedes Ausatmen ein Kommentar.

Wie hat sich das denn verändert? Du hast doch früher bestimmt auch Partyausfall gelesen.

Paul: Das war halt eher ein Austausch von Leuten über die Musik.

Und bei Partyausfall haben ja fast nur Musiker selber die Reviews geschrieben.

Paul: Für Partyausfall sollte ich auch mal schreiben, hab drei Platten bekommen, die mir überhaupt nicht gefallen haben und hätte nur schlechte Reviews schreiben können. Das hätte ich niemanden antun wollen.

Robin: Es gibt viel zu wenig schlechte Reviews. Die meisten Leute, die so halbprofessionell irgendwo schreiben, die trauen es sich halt nicht. Auch als Leser finde ich es interessanter, wenn jemand etwas richtig kaputt macht. Es ist lustig, wenn man es gut macht.

Es kann aber auch viel zerstören wenn die großen Magazine einer Platte von einer jungen Band nur vier oder fünf Punkte geben.

Paul: Das kann die Motivation der Band ganz schön runter ziehen.

Robin: Wer sich nicht mit Kritik von Dritten auseinandersetzen kann, auf die Art und Weise, dass ihn das nicht emotional kaputt macht, der muss noch ein wenig älter werden. Ich erinnere mich, dass uns irgendwer im Rock Hard nicht mochte als wir angefangen haben und der hat ein vernichtendes Review über „Aeolian“ geschrieben. Da hab ich mich wochenlang darüber aufgeregt und ihm einen Brief geschrieben. Das war überhaupt nicht objektiv und gehässig und ätzend und da hab ich mich wahnsinnig darüber aufgeregt. Heutzutage würde ich darüber schmunzeln.

Paul: Die Problematik, die mich schon immer gestört hat, dass es so typenabhängig ist. Manche Leute stehen halt nicht auf Post Rock und die kriegen dann auch keine Post Rock-Platten. Aber eigentlich wäre es dann total interessant, die ein Review schrieben zu lassen.

Robin: Das hat ja aber auch seinen Sinn. Wenn ich jetzt die neue BLIND GUARDIAN Platte reviewen müsste, das wäre jetzt nicht fair der Band gegenüber.

Paul: Dann würde die Band aber auch die fehlenden schlechten Reviews bekommen, die du bemängelt hast.

Und du würdest auf deinen Punkteschnitt kommen, den die Redaktion dir vorgibt.

Robin: Mehr Mut zu schlechten Reviews.

Paul: Im Sinne von Kritik.

Das löst dann ja aber auch immer schön was aus. Gestern ist ein Review mit zwei Punkten zur neuen KÄRBHOLZ Scheibe raus gekommen und dann wird wahrscheinlich der ganz Anhang kommen und den Redakteur beschimpfen.

Robin: Ich finde ein Journalist hat das Recht zu sagen, wenn er was scheiße findet. Außerdem ist ein Review auch immer etwas sehr subjektives. Es ist nett der Musik und dem Künstler gerecht zu werden, eine Verpflichtung dazu gibt es aber auch nicht. Man darf auch mal sagen, dass man es scheiße findet, dass es prätentiös und ätzend ist und das es einem nichts gibt.

Paul: Aber nur, wenn es einen nicht selbst betrifft.

Robin: Mittlerweile finde ich es lustig, wenn jemand darüber abhasst.

Und was sagt ihr zu Reviews, die wie kopiert klingen? Es gibt ein paar Seiten, da findet man immer wieder Reviews, die sich aus zwei oder drei Reviews der großen Seiten zusammensetzen.

Paul: Das hat auch mit der Fülle an Reviews zu tun. Wenn man in einem Monat 50 Alben reviewen muss, dann greift man auf die Phrasen zurück, die man schon hundertmal benutzt hat. Wenn es dann auch noch die gleichen Genres sind, die sich der gleichen Elemente bedienen, dann schreibst du halt „devastating riffs“ und „smashing drums“. Du benutzt die gleichen Adjektive.

Robin: Alles ist immer sau-„crushing“.

Paul: Wenn eine Platte „crusht“, dann ist sie groovy.

Robin: Es gab gerade einen ganz interessanten Fall von einem Review unserer aktuellen Platte auf LambGoat, eine eigentlich relativ wichtige Seite. Ein total gutes Review mit neun von zehn Punkten, aber fängt an mit einem total überflüssigen Absatz, wo der Autor darüber abkotzt, dass er den Plattentitel nicht aussprechen kann und es prätentiös sei, Platten zu machen mit Titeln, die niemand aussprechen kann. Dann gibt es ganz schlechte Beispiele, die mir leider gerade entfallen sind. Der Punkt ist aber, dass man nach dem ersten, einführenden Absatz gar nicht mehr weiter liest. Man hat die Schnauze voll nach dem Text über schwierige Wörter von einem Amerikaner, der Emails wohl gerne mit drei Worten beantwortet, so dass man den Kern des Reviews gar nicht mehr liest. Dabei war das Review ganz gut und das habe ich gerade gepostet. Wir haben jetzt gerade damit angefangen Reviews zu reviewen.

Paul: Das finde ich, ist eine sehr gute Idee.

Robin: Das finden wir lustig, wenn Bands ihrerseits wieder die Reviews von Journalisten und Leuten, die sich als solche begreifen, reviewen und sagen ob es ein gutes Review ist. Ist es gut geschrieben, ist es inhaltlich korrekt und hat der Typ sich Mühe gegeben und sich mit der Platte auseinandergesetzt. Das haben wir jetzt mal angefangen und zwei so Sachen gepostet, worauf es ganz gutes Feedback gab.

Paul: Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das nach hinten losgeht.

Ich kann den Albumtitel übrigens auch nicht aussprechen, aber das Phanerozoikum gliedert sich in drei Teile und ihr macht daraus zwei Alben. Warum zwei und keine drei?

Robin: Es sind eigentlich drei Teile, aber zwei und drei werden zusammen veröffentlicht. Das hat zwei Gründe, zum einen gliedert sich das Phanerozoikum in drei Ären, das Paläozoikum, das Mesozoikum und das Känozoikum. Das Paläozoikum ist wiederum unterteilt in sechs Perioden und das Mesozoikum und das Känozoikum jeweils nur in drei Perioden. Wenn ich das auf Songtitel übertrage, haben wir gerade ein Album mit sechs Songtiteln released und das nächste hat dann zwei Ären zum Gegenstand mit jeweils drei Songs. Dann haben wir ein volles Album. Wir hätten es auch als zwei EPs veröffentlichen können, aber das EP-Format ist ein wenig abgelutscht und deshalb haben wir uns entschlossen, Teil 2 und Teil 3 zusammenzufassen und es irgendwann im nächsten Jahr zu veröffentlichen.

Habt ihr schon mit dem Album angefangen?

Paul: Die Drums haben wir schon komplett aufgenommen, alle drei Teile in einem Rutsch auf Island. Die Gitarren sind auch fertig und es fehlt noch Gesang, Bass und Synthies. Das wollen wir alles dieses Jahr noch aufnehmen.

Im Promozettel werden bei dem Song „Permian: The Great Dying“ Parallelen zur Gegenwart gezogen. Könnt ihr das bitte etwas ausführen, worum es in dem Song geht.

Robin: Das ganze Album hat das Zeitalter des Phanerozoikum zum Thema und fängt da an wo „Precambrian“ aufgehört hat. Das Phanerozoikum ist die Zeit, in der wir heute leben und unterteilt in diese ganzen Unterebenen, Ären und Perioden. The Great Dying ist ein Ereignis, was am Ende der Perm-Periode passiert ist, vor 300 Millionen Jahren. Das war eins der größten Ereignisse des Massenaussterbens der Erdgeschichte. Davon gab es vier oder fünf und das bekannteste ist das Verschwinden der Dinosaurier, vermutlich verursacht durch den Einschlag eines Meteoriten im Yucatan.

Was im Rahmen des Great Dying am Ende des Perms passiert ist, hatte vollkommen andere Ursachen, aber war nicht minder verheerend. 90 Prozent aller Arten sind damals ausgestorben. Erstaunlicherweise hat sich das Leben auf der Erde trotzdem wieder erholt. Das ist Gegenstand dieses Songs und da setzen wir Parallelen zu der aktuellen Situation mit dem Klimawandel. Das ist durchaus vergleichbar, denn am Ende des Perms ist die globale Temperatur durch erhöhte vulkanische Aktivitäten in Sibirien um ca. fünf Grad angestiegen. Das fand innerhalb einer Zeitperiode von nur 10000 Jahren statt, im Vergleich zur Erdgeschichte, einer kurze Zeitspanne. Der Anstieg der Temperatur von fünf Grad entspricht dem was prognostiziert wird, was innerhalb der nächsten paar hundert Jahren passieren könnte. Die Ursachen waren zwar ganz anders, denn damals gab es keine Menschen, die CO2 in die Atmosphäre geblasen haben.

Aber was die Konsequenzen anbelangt, kann man sehr gut sehen was passiert wenn so ein Anstieg zu erwarten ist. Insofern ist es eine aktuelle Thematik, die in unser Erdzeitalter-Thema auf eine subtile Art und Weise eingewoben ist. Die Texte zu dem Song sind aus einer sehr persönlichen Sicht und machen da nur eine metaphorische Referenz dazu. Eigentlich geht es um eine Endzeitromanze von zwei Protagonisten. Bei uns war es aber schon immer so, dass die Texte auch eine Metaebene haben und mehrschichtig und mehrdeutig sind.

Kann man das auch begreifen als Freifahrtschein sich nicht um die Umwelt kümmern zu müssen? Die Welt geht ja sowieso unter, ist sie ja schon ein paar Mal.

Robin: Eigentlich eher das Gegenteil, denn es ist als Hinweis darauf gemeint, was so alles schon passiert ist und sich vor Augen zu führen, was die Konsequenzen sein können. Aber im Prinzip ist die Bewertung jedem einzelnen überlassen und auch was für Konsequenzen er daraus zieht. Ich will da auch keine Vorschriften machen. Auf keinen Fall will ich Texte mit der Moralkeule im Hintergrund schreiben. Die Leute sollen sich eigene Gedanken machen, wir zeigen halt nur Sachen auf und jeder muss dann am Ende eigene Schlüsse ziehen.

Hast du dir nie Gedanken gemacht, das du vielleicht auch über aktuelle Themen schreiben willst?

Robin: Ich merke gerade, dass es sehr schwierig für mich ist, darüber auf deutsch zu reden. Wir haben viele Interviews auf Englisch gemacht und die ganzen Begriffe muss ich jetzt wieder auf deutsch rückübersetzen.

Paul: Geht mir auch so, ich hab gerade überlegt, dass es viele Ären waren. Oder heißt es Äras?

Robin: Wie war die Frage nochmal?

Hast du nicht mal Lust über tagesaktuelle Sachen zu schreiben?
Es gibt ja genug Bands, die das machen und ihr habt ja ursprünglich eure Wurzeln auch im Hardcore. Hardcore war schon immer politisch, mal mehr, mal weniger, mal direkter, mal indirekter. Und es gibt genug Musiker, die sagen, ich hab was auf der Zunge und das muss raus und wenn ich auch nur eine Person damit ändern kann. Oder ist es eure Vorgehensweise wie du sie eben angesprochen hast, die Leute subtil ändern zu wollen?

Robin: Du hast ganz recht, wir kommen ursprünglich aus der Hardcore-Szene und für mich ist das Umfeld extrem prägend gewesen, sowohl was die Musik, aber auch was die Texte angehen. Trotzdem habe ich es immer als sehr schwierig empfunden gute politische Texte zu schreiben. Für mich gibt es einen Grundwiderspruch, das Politik auf einer rationalen Ebene funktionieren sollte, Musik aber grundsätzlich auf einer emotionalen Ebene. Das geht nicht immer gut zusammen und oft sind politische Texte dann oft pathetisch und nicht emotional und kalt. Umgekehrt verliert Kunst, die sich solche Texte zu eigen macht, ihren Wirkungsgrad. Das ist eine schwierige Sache und es gibt nur ganz wenige Bands, die das gut machen wie TRAGEDY oder HIS HERO IS GONE. Die schreiben gute Texte, die es in wenigen Worten auf den Punkt bringen, was man fühlt. Da gibt es echt nicht viele Bands, die das können. ROHRSCHACH gehörten noch dazu oder auch GROUNDWORK, unbekannte politische Hardcore Bands aus den 90er Jahren, die mir jetzt so einfallen.

Paul: Extrem schmaler Grad zwischen Bevormundung und Kritik.

Robin: Genau, da kommt dann ganz schnell die Keule und das wollte ich für THE OCEAN nie. Mich haben nämlich andererseits auch immer Bands fasziniert, die mehrdeutige Texte hatten, wo man sich selbst Gedanken machen musste und wo man viel Spielraum hatte. Solche Bands haben mich für meine eigenen Texte dann mehr geprägt. Bands wie BREACH oder NEUROSIS, die viel mit Naturmetaphorik arbeiten. Es gibt beides bei uns, war aber auch auf jedem Album ein wenig anders.

Im Interview im Jahr 2010 zu „Heliocentric“ sagtest du, ihr seid gerade im Wandel von einem Kollektiv zu einer richtigen Band.

Paul: Fast zehn Jahre vor gespult…

Fast zehn Jahre später, seid ihr jetzt eine Band? Seid ihr noch ein Kollektiv oder Robin mit Mitmusikern?

Robin: Wir sind sowohl Band als auch Kollektiv, mehr Kollektiv denn je und auch mehr Band denn je. Für uns ist das kein Widerspruch. Das Kollektiv war früher mal ein Begriff, der entstanden ist, weil wir viele verschiedene Leute dabei hatten und es kein richtig festes Line-Up gab. Das ist jetzt nicht mehr so, es gibt ein festes Line-Up für die Band und das auch schon seit ein paar Jahren. Wir haben sechs feste Bandmitglieder und da ändert sich momentan auch nichts und das bleibt hoffentlich auch so. Gleichzeitig ist das Kollektiv aber auch sehr aktiv. Wir haben es auf dem neuen Album auch wieder in den Bandnamen reingebracht. Das liegt daran, dass es immer einen Pool von Leuten gab, die sehr wichtig waren und sind für die Band, die aber nicht unbedingt auf der Bühne stehen. Leute, die auf den Platten spielen, wie unsere Cellistin Dalai, die auf den letzten vier Platten war. Oder auch Pianist Vincent Membrez, mit dem haben wir noch ein Konzert gespielt, aber er hat auf „Pelagial“ und „Phanerozoic“ Klavier eingespielt. Martin Kvamme, der seit „Aeolion“ die Artworks macht und Craig Murray, der den Videoclip zu „Cambrain II: Eternal Recurrence“ und den Film für „Pelagial“ gemacht hat, das sind alles Leute, die irgendwie zur Band dazugehören, aber nicht mit uns auf der Bühne stehen. Die sind Teil des großen Ganzen und um ihnen die Ehre zu erweisen haben wir uns wieder dazu entschieden das Kollektiv aufs Albumcover zu bringen. Es ist eine Band mit festen Leuten auf der Bühne, aber gleichzeitig ist es nicht nur die Band sondern mehr als das.

Und wie sieht es beim Songwriting aus? 2010 hast du gesagt, du vertraust Luc [Hesse, ehemaliger Schlagzeuger – bjg] und Jona [Nido, ehemaliger Gitarrist – bjg] und sie engagieren sich auch jetzt beim Songwriting und beide sind mittlerweile auch wieder raus. Sind die aktuellen Bandmitglieder denn jetzt auch beteiligt?

Robin: Das ist ganz ähnlich wie damals. Bis 2010 hab ich alles selber gemacht, hab jedes Drumfill selber programmiert und dann hat das jemand so gespielt. Mit Luc war es das erste Mal so, dass er meine Ideen freier interpretiert hat und in diese Richtung hat es sich weiterentwickelt. Jetzt ist es so, dass die meisten Songideen von mir stammen aber die einzelnen Leute an ihren Instrumenten, die Sachen selber umsetzen und ihre Kreativität reinbringen und Sachen ändern. Das war damals der Beginn der Entwicklung und es ist jetzt immer weiter in diese Richtung gegangen. Für das neue Album habe ich überhaupt keine Basslinien mehr komponiert, sondern hab das Matthias Hägerstrand überlassen. Auch Paul interpretiert meine Sachen sehr frei, zum Teil ganz anders und zu einem anderen Teil nahe dran an dem was ich geschrieben habe. Die Grundidee des Songs entsteht immer noch bei mir und dann wird das halt entwickelt. Dieses mal sogar im Raum, wir haben richtig geprobt bevor wir ins Studio gegangen sind, haben zusammen an den Songs gearbeitet und Übergänge getestet haben. Das macht das Album anders als die anderen Alben davor. Die sind im Studio entstanden und wir haben danach getestet wie wir sie live umsetzen können. Dieses Mal war es andersrum, wir haben die Songs geschrieben, entwickelt, live getestet und dann erst aufgenommen. Und auf dem zweiten Teil wird es auch zwei Songs geben, die originär von Paul stammen und auch gar nicht meine Ideen sind.

Seid ihr mittlerweile in Berlin beheimatet oder weiterhin verstreut? 2010 war die Überschrift des Interviews „Ein Kollektiv dank EasyJet.“

Paul: Thematisch sehr interessant, passt zu uns.

Und zum Thema Klimwandel.

Paul: Die meisten von uns leben mittlerweile in Berlin, David [Ramis Ahlfeldt – bjg], unser neuer Gitarrist, auch und Loic [Rossetti, Sänger – bjg] vielleicht auch demnächst.

Robin: Ich habe das gehört, das so was im Gespräch ist. Matthias wohnt aber immer noch in Stockholm und wir sind immer noch das „EasyJet -Kollektiv“, dass wir wohl schon 2010 waren.

Wie wäre es mit einem Sponsoring-Vertrag?

Robin: Das wäre nicht schlecht und würde uns eine Menge Kohle sparen.

Kommen wir kurz zum Thema Tour. Ich hatte es vor dem Interview angesprochen, ich hab euch 2008 gesehen mit ROTTEN SOUND, VICTIMS und TRAP THEM.

Paul: Krass, da war ja Nico [Webers, ehemaliger Sänger und mit Paul bei WAR FROM A HARLOTS MOUTH – bjg] noch bei euch.

Jetzt spielt ihr mit DOWNFALL OF GAIA, aber auch mit ARABROT und ihr wart schon auf Tour mit CULT OF LUNA. Gibt es eine Band, die nicht zu euch passt? Mit den genannten Bands, deckt ihr ja nun eine große Bandbreite ab. Ihr tourt mit jedem, der Bock hat?

Paul: Mit jedem, auf den wir Bock haben. Das ist mittlerweile unser Privileg, dass wir aussuchen können, mit wem wir auf Tour gehen wollen anstatt sich an den Verkaufszahlen orientieren zu müssen.

Robin: Ich finde es als Zuschauer immer interessanter, wenn ich wegen einer bestimmten Band hingehe und wenn ich vom Support überrascht werde, dass das dann was ganz anderes ist. Das ist doch grundsätzlich interessanter, als wenn ich drei- oder viermal am Abend dieselbe Band zu sehen kriege. Meistens sind es doch drei Supportbands, die klingen wollen wie der Headliner. Da hatten wir noch nie Bock drauf und wollten Bands, die polarisieren. ARABROT ist das beste Beispiel. Auf der letzten Tour, wo wir sie mit hatten, haben die ordentlich verstört. Da gab es viele Leute, die das gar nicht verstanden haben. Ich find so was geil, ist ja auch eine geile Band. Die Leute gehen ja nicht nach Hause, sondern an die Bar und trinken was. Das ist vollkommen ok, mir gefällt auch nicht alles, was ich mir angucke. Ich finde es interessant herausfordernd zu sein.

Mit wie vielen Leuten spielen denn ARABROT denn mittlerweile?

Paul: Zu viert treten die auf.

Zu „Rep.Rep“ 2006 waren sie zu zweit.

Paul:  Auf dieser Tour sind sie auch wieder nur zu zweit: Kjetil und Karin. Das ist aber ARABROT „Speciale“, da veröffentlichen wir mit Pelagial Records jetzt auch das Album dazu. Das ist der Soundtrack zu Fritz Langs Film „Die Nibelungen“ . Den Soundtrack haben sie live, sehr improvisiert, auf dem Tromsö International Film Festival 2016 aufgeführt und aufgenommen. Das finde ich auch so geil an der Band, die sind so unglaublich vielseitig und vielschichtig. Auch der Musikgeschmack ist breit gefächert und vieles davon deckt sich mit meinem eigenen Geschmack. Da weiß man nie was man erwarten soll wenn man zu einem Konzert geht und das finde ich wahnsinnig geil.

Heute ist der Beginn der Tour. Habt ihr euch irgendwelche Pläne gemacht und Vorfreude auf bestimmte Shows, Städte oder Clubs? Nach dem Motto „Noch fünf normale Shows und dann treff ich Person XYZ“.

Paul: Das hat man schon immer mal. Ich hab zwar jetzt nicht alles durchgeschaut, aber in Hamburg haben wir schon ewig nicht mehr gespielt und da kommen viele Freunde.

Robin: Heute auch, denn seit 2013 haben wir nicht mehr in Stuttgart gespielt. Es gibt so Sachen, die kennt man und weiß was da so kommt, aber auch viele Städte, wo wir noch nie gespielt haben. In Béthune oder in Colmar haben wir vor zehn Jahren mal gespielt und da kommt unser Soundmann her. In Birmingham haben wir 2008 mal mit OPETH gespielt, sonst auch nie wieder und in Limerick, in Irland, haben wir auch noch nie gespielt. In Stavanger, Norwegen, waren wir auch noch nie.

Paul: Da haben wir 2015 gespielt.

Robin: In Stavanger haben wir nicht gespielt, wir haben in Bergen gespielt.

Paul: Wir sind außen rum gefahren.

Robin: Aber in Stavanger haben wir nicht gespielt, wir haben in Sandnes gespielt.

Paul: Irgendwas mit S, ich wusste es.
Auf Leeds freue ich mich auch, da haben wir auf dem Damnation Festival gespielt.

Robin: Viermal mittlerweile. Das wird interessant. Wir waren viermal auf dem Damnation Festival in Leeds und spielen jetzt zum ersten Mal dort eine Clubshow.

Paul: Ja, man freut sich auf bestimmte Shows mehr als auf andere.

Robin: Dieses Jahr wird spannend, wir haben einen Mix aus „Katze im Sack“-Shows und welchen, wo man weiß woran man ist.

Wollt ihr zum Abschluss noch was sagen? Beim Radio war es cool, da konnten sich die Musiker am Ende immer einen Song wünschen.

Paul: Wir können uns doch trotzdem einen Song wünschen.

Stimmt, können wir mit YouTube unten einbinden.

Paul: Dann wünsche ich mir den Song „Fork Tongue“ von HEROD. Der ist richtig geil und liefert das Riff des Jahres.

Robin: Da geh ich mit und der passt auch zum Abend.

Quelle: Interview mit The Ocean am 13.03.2019 in Stuttgart
25.03.2019
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