The Ocean - Pelagial

Review

Galerie mit 33 Bildern: The Ocean - The Regeneration Tour 2023 in Berlin

Dass die mittlerweile in der Schweiz heimisch gewordenen Experimental-/Post-Metaller ein besonderes Faible für monumentale Großprojekte haben, weiß man nicht erst seit seit den beiden letzten Langspielern „Anthropocentric“ und „Heliocentric“. Die Band um Kreativkopf Robin Staps hat mit diversen Mammut-Alben in der Vergangenheit bereits eifrig Felder wie die Erdgeschichte beackert oder sich mit dem Thema Religion auseinandergesetzt. Es ist somit wenig verwunderlich, dass auch das neue Werk „Pelagial“ – musikalisch wie inhaltlich – wieder epochale Ausmaße besitzt: Das achte Studioalbum der Band beschreibt eine Reise von der Meeresoberfläche hinab in die Tiefsee. Die elf Tracks waren aufgrund stimmlicher Probleme des Frontmanns Loic Rosetti zunächst als durchgängiger Instrumental-Opus geplant (live gibt es „Pelagial“ folglich im Ganzen und ohne Unterbrechung). Nach dessen schneller Genesung entschied man sich dann aber, auch eine „herkömmliche“ Variante mit Gesang aufzunehmen. Jedes Exemplar von „Pelagial“ enthält deswegen nun zwei Versionen des Albums – eine ohne und eine mit Vocals. Die Abmischung durch Jens Bogren (u.a. KATATONIA, OPETH) wurde dabei der voranschreitenden Reisedauer angepasst – sprich: je länger „Pelagial“ dauert, desto rauer und brachialer wird der Sound. Die spannendste Frage ist aber natürlich, wie die Band die Reise durch die verschiedenen Meeres-Schichten kompositorisch umgesetzt hat.

Mit „Epipelagic“ und zu verspielten Keys und Unterwasser-Samples taucht der Hörer sinngemäß in das Album ein. Und hat man sich auf das Konzept eingelassen, sind der eigenen Phantasie auf „Pelagial“ keine Grenzen mehr gesetzt: So ist es jedem freigestellt, welchen majestätisch durchs Wasser gleitenden Meeressäuger er sich bei den erhabenen ersten Minuten von „Mesopelagic Into the Uncanny“ vor Augen ruft, ob er die darauf folgenden, gelegentlichen Riff-Eruptionen als wilde Meeresstrudel begreift oder die delayverhangenen Gitarren-Slides am Anfang von „Bathyalpelagic I Impasses“ als Walgesänge interpretiert. Beim abschließenden „Benthic The Origin of Our Wishes“ wiederum spürt man förmlich die undurchdringbare Finsternis und den brachialen Druck, die in Abertausenden Meter Wassertiefe herrschen.

Dass, um solche Assoziationen mit einem Album hervorrufen zu können, ein enorme musikalische Variabilität und auch das nötige kompositorische Format seitens der beteiligten Künstler vorhanden sein müssen, ist selbstredend klar. In dieser Hinsicht hat Staps aber mittlerweile seit einigen Jahren eine äußerst fähige Truppe um sich geschart. Frontmann Loic Rosetti beispielsweise zeigt auf „Pelagial“ eine derart beeindruckende Wandlungsfähigkeit und ein herausragendes Melodiegespür, dass man den Mann spätestens jetzt zur ersten Riege der Genre-Vokalisten zählen muss. Das sehr versierte Drumming von Luc Hess, der über weite Strecken von Louis Jucker sehr melodisch bediente Bass sowie das für THE OCEAN mittlerweile typische, anspruchsvolle Riffing runden schließlich die starke Instrumentalperformance ab. Immer wieder wird das Klangspektrum zudem von getragenen Streicher-Passsagen, Piano-Parts und verschiedensten Samples erweitert.

Natürlich ist es bei dieser Art von Album schwierig, einzelne Songs isoliert zu betrachten – zumal einige Parts auch mehrmals verarbeitet werden. Am ehesten funktioniert das für meinen Geschmack noch mit „Hadopelagic II Let Them Believe“ und „Bathyalpelagic II The Wish in Dreams“, seine wirkliche Wirkung allerdings entfaltet „Pelagial“ nur im Ganzen. Dabei offenbaren beide Versionen des Albums ihre ganz speziellen Reize – während auf der instrumentalen Variante vor allem die vielen versteckten Details zur Geltung kommen, wird die Gesangs-Version wiederum jene Hörer besonders begeistern, die den Sound der „Anthropocentric“- und „Heliocentric“-Scheiben lieben.

THE OCEAN haben ein weiteres Mal bewiesen, dass sie zu den ganz großen Visionären der Metal-Szene zählen. Dass gilt übrigens nicht nur für Musik, sondern wieder einmal auch für die physische Aufmachung von „Pelagial“. So kommt das Album (in der mir vorliegenden Deluxe-Version) in einer aufwendig gestalteten CD-Box daher, einen 54-minütigen Film von Craig Murray, der integraler Bestandteil des Albums ist und auch live zu sehen sein wird, gibt es als Bonus obendrauf. Für all jene, die ihre Musik heuer im Internet erwerben und sich nicht für Verpackung und Konzept eines Albums interessieren, ist „Pelagial“ aber vor allem eines: 53 Minuten herausragend dargereichte Musik.

Shopping

Ocean,the - Pelagialbei amazon7,99 €
23.04.2013

Der metal.de Serviervorschlag

Oder auch: "Wer 'Pelagial' von The Ocean mag, wird auch das hier mögen." Lass andere Leser wissen, welche Platten sie noch anchecken sollten, wenn ihnen "Pelagial" gefällt.

Es gibt noch keine Empfehlungen zu diesem Album. Willst du die erste abgeben? Dann registriere dich oder logge dich ein.

Shopping

Ocean,the - Pelagialbei amazon7,99 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36575 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

The Ocean auf Tour

14.08. - 17.08.24metal.de präsentiertSummer Breeze Open Air 2024 (Festival)Aborted, Acranius, Aetherian, After The Burial, Amon Amarth, Ankor, Architects, Asphyx, Before The Dawn, Behemoth, Blind Channel, Bodysnatcher, Bokassa, Brothers Of Metal, Brutal Sphincter, Burning Witches, Callejon, Carnation, Cradle Of Filth, Crypta, Cult Of Fire, Dark Tranquillity, Dear Mother, Delain, Disentomb, Dymytry, Dynazty, Eclipse, Einherjer, Emmure, Enslaved, Equilibrium, Ereb Altor, Exodus, Evil Invaders, Feuerschwanz, Fixation, Flogging Molly, Future Palace, Guilt Trip, Heaven Shall Burn, Heretoir, Ignea, Imperium Dekadenz, Insanity Alert, Insomnium, J.B.O., Jesus Piece, Jinjer, Kampfar, Korpiklaani, Lord Of The Lost, Madball, Megaherz, Memoriam, Mental Cruelty, Motionless In White, Moon Shot, Nachtblut, Nakkeknaekker, Neaera, Necrophobic, Necrotted, Nestor, Obscura, Orden Ogan, Our Promise, Pain, Paleface Swiss, Pest Control, Rise Of The Northstar, Robse, Rotting Christ, Samurai Pizza Cats, Siamese, Sodom, Spiritbox, Spiritworld, Stillbirth, Subway To Sally, Svalbard, Sylosis, Tenside, ten56., The Amity Affliction, The Baboon Show, The Black Dahlia Murder, The Butcher Sisters, The Night Eternal, The Ocean, Thron, Unearth, Unprocessed, Viscera, Voodoo Kiss, Warkings und WhitechapelSummer Breeze Open Air, Dinkelsbühl, Dinkelsbühl

3 Kommentare zu The Ocean - Pelagial

  1. Matthias sagt:

    Absolut geile Scheibe. Nach meinem Geschmack bis jetzt die Beste von THE OCEAN.

    9/10
  2. Björn sagt:

    THE OCEAN toppen sich selbst! Unglaublich gute Platte!

    10/10
  3. Pascal sagt:

    Das Album ist purer und positiver Irrsinn. So eine geile Scheibe kann man eigentlich gar nicht erschaffen.

    10/10