Dong Open Air 2004

Konzertbericht

Konzert vom 2004-07-16 | Open Air, Dong Berg

Glücklicherweise trollte sich Metalgreg bald darauf in Richtung Zelt. Während ich nicht umhin konnte die Windgeschwindigkeit und das daraus resultierende Chaos (umherfliegende Pavillions, umgeworfene Festivalzäune, …) zu bewundern, während die übersättigten Regenwolken immer näher kamen, wurde unsere Unterkunft durch Metalgreg gesichert, der nach dem nahezu problemlos überstandenen Unwetter mit stolz geschwellter Brust seines vermeindlich billigen Wohnzeltes gedachte. Leider hatten etliche andere nicht so viel Glück mit ihren Zelten. Ohne Zweifel war dies eines der schlimmsten Unwetter, das in näherer Vergangenheit ein Festival heimgesucht hatte – und das spiegelte sich auch in der Situation danach wieder. Haufenweise komplett durchnässte und/oder durchgefrorene (ex-)Zeltbesitzer, teils mit Verletzungen, teils mit einem breiten Grinsen tummelten sich gemeinsam mit Feuerwehrleuten und Nothelfern zwischen den Privatpools und Überresten, die früher einmal Zelte waren. Die Szene war kurzgesagt etwas strange – während auf der einen Seite des Horizont nahezu tiefschwarze Nacht herrschte, die von wütenden Blitzen wiederholt zerrissen wurde, war auf der anderen Seite ein fast surreal erscheinender, wunderschön rötlicher Sonnenuntergang zu beobachten. Ein Großteil der Festivalbesucher packte seinen Kram und verließ den Berg noch bevor es dunkel wurde, doch viele hatte diese Möglichkeit nicht, obwohl sie keinen trocken Schlafplatz mehr hatten. In diesem Moment zeigte sich, wieviel Organisatorisches Talent eigentlich in diesem Festival bisher ungenutzt war. Innerhalb kürzester Zeit wurden Notzelte für die „Obdachlosen“ aufgebaut, durchnässte Festivalbesucher wurden mit wärmenden Utensilien (nein, kein Schnapps) versorgt, rund um das Festival wurde stationäre Beleuchtung errichtet, die den gesamten Zeltplatz während der Nacht beleuchteten, Helfer patroullierten ununterbrochen, um nach dem rechten zu sehen und eventuelle Alkoholopfer vor dem Erfrieren zu retten (und es waren nicht wenige, die aufgelesen wurden :)). Doch die größte Überraschung war zweifellos, das die Festivalorga es schaffte das Festival zu einem guten Ende zu bringen. Zwar war das Soundpult aufgrund von Wassereinbruch nicht mehr zu gebrauchen, doch es wurde in windeseile alternatives Equipment besorgt, so daß es gegen 23:00 Uhr tatsächlich mit der nächsten Band weitergehen sollte. Auch wenn nicht mehr so viel Publikum auf dem Gelände war, so reichte es doch locker um das Zelt zu füllen. Doch nicht nur die Festivalbesucher war hocherfreut, auch die Bands waren froh doch noch ihr Set spielen zu können – und das sogar für ein jetzt äusserst ausgelasses feierndes und dankbares Publikum.

Als erstes durften die „Exoten“ die Bühne für sich beanspruchen. Aus fernen Ländern gaben sich Seraphim die Ehre und wirkten recht ungewöhnlich im Vergleich zu den restlichen Bands. Aber nicht nur das Äusserliche hob sie ab, auch ihre Stilrichtung war einzigartig auf dem Festival. Zwar hatten sie zu Anfangs noch etwas mit Soundproblemen zu kämpfen (was durchaus zu verzeihen ist, wenn man bedenkt, das hier mit einer Notanlage gespielt wurde), doch schon nach kurzer Zeit kam der Nightwish ähnliche Sound sehr schön zur Geltung. Während Metalgreg und ich damit beschäftigt waren auszudiskutieren, ob nun Nightwish´s Tarja oder Seraphim´s Frontfrau die attraktivere Dame wäre, zogen die Asiaten ein astreines Set durch, das von den meisten Anwesenden ziemlich abgefeiert wurde.

Das Highlight des Abends stellte natürlich Vintersorg dar. Nicht wenige waren extra für diesen Moment auf das Festival gekommen und so verwundert es auch nicht weiter, das so ziemlich alles was noch auf zwei Beinen stehen konnte sich rechtzeitig vor der Bühne einfand. Mit stylischer Kurzhaarfrisur und etwas abgeschlagen wirkend machte man sich dann daran dem verbliebenen Publikum die Show zu bieten, auf die alle gehofft hatten. Trotz der widrigen Umstände ging der Gig ohne größere Probleme über die Bühne. Auch wenn das Unwetter zuvor stark an den Kräften und Nerven aller Anwesenden gezerrt hatte, wurde der (genaugenommen einzige) Headliner von einem Song zum nächsten gefeiert, bis dann endlich spät in der Nacht der Vorhang fiel – natürlich nicht, ohne das noch wenistens eine Zugabe gewährt wurde. Zusätzlicher Sympathiebonus für die Veranstalter: auch nachdem die Lichter auf der Bühne schon längst abgedunkelt waren, konnte man noch am Bierstand das ein oder andere Bier genießen und in fröhlicher Runde den Abend, bzw. das Festival ausklingen lassen.


Freundlicherweise ließ uns Benjamin Munsch von der DOA Organisation noch kurzes Statement zukommen:

Zugegebenermaßen ist auf dem diesjährigen Dong Open Air einiges nicht so
gelaufen wie geplant, so dass es teilweise Grund zum Ärgern gab. Wir, das
Dong Open Air Team, möchten an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, einige
Dinge zu erläutern.

Warum gab es keinen Notfallplan für Stromausfälle?

Die Stromausfälle in den vergangenen Jahren fanden ihre Ursache in deffekten Verbrauchergeräten, die Kurzschlüsse verursachten. Die Generatoren selbst liefen fehlerfrei, so dass wir uns auch 2004 wieder auf das gute Stück verließen und Geld für einen Ersatzgenerator in Bands stecken konnten. Der Totalausfall in diesem Jahr rührt von Wasser im Tank her (sagt der Vermieter). Das ist für uns unerklärlich, da der Generator im
Backstagebereich nochmal seperat abgesperrt war und nur Feuerwehr und das
Team, sowie ein Fachmann Zugang hatten.
Als einzige Alternative blieb der 4KW Minigenerator. Daraus haben wir
gelernt. Nochmals ein herzliches Dankeschön an die Helden von Suidakra!
Der verspätete Programmstart am Samstag mittag hat dieselbe Ursache, denn es
musste ein neuer Generator her. Zwei Stunden lang telefonierten wir mit etwa
10 THW Ortsverbänden und verschiedensten Vermietern. Erfolglos. Bis ein Vermieter einen adäquaten Generator eine halbe Autostunde entfernt
auftreiben konnte. Glaubt uns, dass niemand mehr verärgert war, als wir
selbst.

Warum wurden die Dixis nicht geleert?
Die Toiletten kamen in diesem Jahr vom selben Verleih wie im vergangenen.
2003 waren selbst „spontane“ Leerungen am Samstag kein Problem, die
Toiletten selbst sehr günstig. Von daher dachten wir, das Richtige zu tun,
als wir wieder dort orderten.
Mündlich gab man uns zu verstehen, dass alles in Ordnung sei und genug Boxen
im Depot bereitstehen würden.
Wenige Tage vorher hieß es dann, dass Leerungen am Samstag nicht möglich
sein, doch man könne uns einige Boxen zusätzlich liefern. Uns war klar, dass
diese nicht genügen würden, so dass wir uns bei mehreren anderen Firmen um
Leerungen bemühten, die jedoch alle mitteilten, keine fremden Klos zu
leeren, wegen der unterschiedlichen Desinfektionsmittel.
Auch hieraus haben wir Konsequenzen gezogen. Wir bitten vielmals um
Entschuldigung!

Warum gab es kurzzeitig einen Engpass beim Pilsausschank?
Ganz klar, weil ihr einfach zuviel sauft;) Nee… Wir haben uns an dem orientiert, was 600 bis 700 Leute 2003 an einem bullenheißen Wochenende vernichtet hatten und für etwa 1000 Leute (realistische Schätzung, denn es
waren 1100) hochgerechnet und einen Puffer dazugekauft. Dass bereits am
ersten Tag bei niedrigeren Temperaturen überproportional mehr getrunken
werden würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Am Samstag haben wir dann
unseren überforderten Gertränkelieferanten leergekauft und mussten anschließend mit unseren eigenen Wagen Nachschub herschaffen, der dann im Endeffekt auch dick gereicht hat. Mit den Daten von 2003 war einfach keine bessere Planung zu schaffen und die Beschaffung von Nachschub lief am Samstag beinahe schneller als möglich.

Warum gab’s nach dem Unwetter so bescheidenen Sound?
So ein Unwetter hat noch keiner von uns erlebt, niemand wusste womit wir es zu tun haben würden. Es war eine Glanzleistung des Helferteams und der Einsatzkräfte, dass der Festivalbetrieb nur unterbrochen, nicht eingestellt wurde. Das Mischpult war nass geworden und konnte deswegen nicht mehr eingeschaltet werden. Unser Team schaffte ein Proberaummischpult
bescheidenster Art herbei, aus dem unser grandioser Mischer Jochen Pelser
alles rausholte und unter diesen Umständen einen sehr zufriedenstellenden
Sound herausholte.

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03.08.2004

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