Alaskan - Despair. Erosion. Loss.

Review

Dieser Albtraum hat es in sich: Gebannt starrst du auf diese Tür, deren Quietschen du wieder und wieder hörst, aus allen Ecken deines verängstigten Verstandes kommend, schneller und immer schneller werdend, eine kurze, rasante Kakophonie des Irrsinns. Aber die Tür geht nicht auf, wird nicht aufgehen, das weißt du. Sie wird eingetreten werden. Und dann ist alles zu Ende. Dann muss alles zu Ende sein. Da setzt niemand mehr einen Fuß rein. Das Kreuz hängt noch.

In Tateinheit mit dem hinterhältigen Cover macht dir die verzweifelt betrunkene Violine solcherart schon zu Beginn den Garaus. Entspannt bist du nach den ersten Sekunden von „Despair. Erosion. Loss.“ nicht mehr – dafür aber nervlich vorbereitet auf die folgende Attacke. Denn die Kanadier von ALASKAN sind auch auf ihrem zweiten vollen Album nicht gekommen, um Party zu machen. Bei ihnen treffen vielschichtige, flächige Gitarrenwälle auf verzweifelt herausgeschriene Worte und traurige Melodietupfer. Mit Black Metal hat das Ganze dabei nichts am Hut, ist aber insgesamt doch fast näher an DEAFHEAVEN als an MOGWAI. Träumen, schwelgen und über endlose Landschaften schweben gibt es hier nicht.

Einzelne Songs hervorzuheben schenke ich mir, möchte aber gleichwohl darauf hinweisen, dass hier und dort in dem Wall aus Verzweiflung interessante Details auszumachen sind: „Fiend“ klingt gegen Ende fast wie KYUSS im Post-Metal-Eisfach, „Submerged“ gebärt nach knapp vier Minuten und kurzem Break ein ziemlich rockiges Riff und in „Eternal“ klagt im letzten Drittel die Leadgitarre gar herzerweichend. Und dazu immer wieder die hintergründig eingesetzte Violine. Die gibt dem Gesamtwerk genau den Schuss Traurigkeit, setzt den Kontrapunkt zum übrigen Soundwall, der einen auf dem Konzert wohl von der Wall of Death ab- und zum ergriffenen Mitschreien ins (tränengefüllte) eigene Bierglas anhält.

Unter dem Strich und uns gibt dir diese Band schon überdurchschnittlich einen mit: ALASKAN brüllen gegen die Verzweiflung, die Zerstörung und den Verlust authentisch, bisweilen mitreißend an. Hier erscheint nichts aufgesetzt, die harschen Vocals, die lauten Gitarren sind keine Pose. Die beschriebene Stimmung wird dabei problemlos über die gesamte Albumlänge gehalten; im entsprechenden Kontext, sprich: wenn dich gerade eh nichts mehr weiter runterziehen kann, traue ich der als Gesamtkunstwerk wirkenden Liedersammlung einiges an emotionaler Aufbauhilfe zu.

Die Geschlossenheit der Darbietung stellt dabei für meinen Geschmack aber auch eine Schwäche dar, fehlen doch trotz Tempo- und Lautstärke-Variationen sowie exemplarisch genannter Feinheiten etwas die wirklich herausragenden, die Aha-Momente, welche sich nachhaltig ins Gehirn brennen.

Dennoch: Trotz meines Erachtens fehlender Hits – und vielleicht wächst die Platte ja noch weiter – gilt fortgesetzt: Alerta Antifascista veröffentlichen keinen Durchschnitt.

20.02.2014

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