Amorphis - Borderland
Review
AMORPHIS begeben sich ins Grenzland und beschreiten doch vertrautes Terrain. „Borderland“ ist weder musikalisch noch lyrisch eine Grenzerfahrung, sondern melodisch und einladend. Die Band hat vor der Reise viel Ballast abgeworfen und präsentiert sich auf diesem starken Album so zugänglich wie lange nicht mehr.
Auf den drei Vorgängeralben waren die Finnen zunehmend verkopfter ans Werk gegangen, der Langspieler „Halo“ trotz aller Genialität etwas zu sperrig geraten. „Borderland“ profitiert nun einerseits davon, dass AMORPHIS diesen detailverliebten Ansatz nicht komplett über Bord werfen und sich andererseits wieder mehr auf eingängige Melodien und Riffs einlassen.
AMORPHIS schöpfen immer noch aus den Vollen
Dabei greift die Band auf altbewährte Muster zurück, schöpft nach all den Jahren aber immer noch aus den Vollen. Dass sich weiterhin das Gefühl einstellt, mit jedem Lied auf ein neues Abenteuer zu gehen, ist keine einfache Aufgabe, die AMORPHIS jedoch mit verblüffender Leichtigkeit meistern.
Die Band zeigt sich in Bestform. Tomi Joutsen pegelt sich effektiv in der Mitte ein, wechselt aber gekonnt zwischen Growls und Klargesang. Gitarrist Esa Holopainen und Keyboarder Santeri Kaillo liefern sich zurückhaltende Melodieduelle; Schlagzeug, Bass und Rhythmusgitarre treiben ebenso unaufgeregt wie sorgfältig die Songs voran. Dies mag zunächst zahnlos wirken, offenbart nach mehreren Durchläufen aber die entspannte Brillanz musikalischer Meister. Zwar trieft „Borderland“ vor kitschigen Melodien und strotz vor eingängigen Beats, ist dabei aber nie simpel oder inhaltsleer.
Unterstützt werden die Finnen dabei durch die orchestralen Arrangements von Francesco Ferrini und von der sorgfältigen Produktion des Albums durch Jacob Hansen. Der organische Sound schafft Raum für Details und bringt in der Tiefe den folkigen Unterbau der Band wieder mehr zur Geltung. Dadurch entsteht eine dichte Atmosphäre, die zum Rahmen für epische wie intime Momente wird.
„Borderland“ ist zugänglich und meisterlich zugleich
Was man „Borderland“ ankreiden kann, ist eine gewisse Gleichförmigkeit. Lief da gerade „The Strange“ oder „Despair“? „War das „The Lantern“ oder doch „Tempest“? Die Songs verschwimmen in einem wohligen Schleier aus Melodien und sanften Vocals. AMORPHIS ergehen sich auf „Borderland“ in Formelhaftigkeit, bündeln ihre Stärken dabei aber auf eine äußerst effiziente Weise.
„Borderland“ ist kein radikaler Schritt nach vorn, sondern zeigt AMORPHIS als eine Band, die ihr Können veredelt hat. Trotz leichter Gleichförmigkeit überzeugt das Album durch atmosphärische Tiefe, starke Vocals und eine klare Produktion. Mit etwas mehr Mut und Kraft hätte ein strahlendes Meisterwerk entstehen können; so bleibt es bei einer kostbaren Perle, die das Grenzland mit einem sanften Schimmer erhellt.
Amorphis - Borderland
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Folk Metal, Gothic Metal, Melodic Death Metal |
| Anzahl Songs | 0 |
| Spieldauer | 49:45 |
| Release | 26.09.2025 |
| Label | Reigning Phoenix Music |
| Trackliste | 1. The Circle 2. Bones 3. Dancing Shadow 4. Fog to Fog 5. The Strange 6. Tempest 7. Light and Shadow 8. The Lantern 9. Borderland 10. Despair |
