Amorphis - Silent Waters

Review

Nach der Frischzellenkur – neuer Sänger, neues (altes) Label und Rückbesinnung auf alte Stärken legen nun AMORPHIS den Nachfolger vom letztjährigen Erfolgsalbum „Eclipse“ vor. „Silent Waters“ schwimmt ganz klar im Fahrwasser des direkten Vorgängers, ist etwas dunkler, wirkt nachdenklicher, greift dessen Grundelemente auf und vertieft diese teilweise, ohne die Entwicklungen der Jahre zuvor außer Acht zu lassen. Unverkennbar ist die Handschrift der Finnen in allen zehn Stücken zu vernehmen, welche den Hörer auf eine Reise nehmen, eine Reise zwischen „Tales From A Thousand Lakes“ bis „Eclipse“.

Die Reise beginnt mit dem schwermütigen „Weaving The Incantation“, mit diesem kraftvollen, eingängigen Opener gehen AMORPHIS gleich in die Vollen und führen uns zurück in die Tage, als die Band noch mit dem Death Metal liebäugelte. Tiefe Growls, schweres Riffing, melancholische Leads, feine Zwischenspiele und ein wenig Klargesang. Das folgende „A Servant“ ist sogar noch etwas brachialer und härter, hat ein sich ständig wiederholendes, melodisches Jahrhundertriff und auch hier sind wieder die Growls am Start. Ja, sie können es noch ganz schön, die Finnen! „Silent Waters“ ist die Singleauskopplung, ein Ohrwurm vor dem Herrn und damit in direkter Nähe zu „House Of Sleep“ von „Eclipse“, eben feiner, düsterdepressiver Rock mit zartem, leichtfüßigem Gesang, typisch eben aus dem Land der tausend Seen. Aber nicht nur dieses Stück hat hohen Hitcharakter. Das rockige „Towards And Against“ ist zwar ein wenig abgedrehter und experimenteller, mit vielen Effekten behaftet, mit dem treibendem Beat dabei trotzdem äußerst eingängig. Melodien für Millionen? So könnte man meinen, aber das passt hier eigentlich bei jedem Song.

Bedeutend getragener und etwas ruhiger wird es dann mit „I Of Crimson Blood“, wie auch den folgenden „Her Alone“ und dem folkigen „Enigma“. Die Akustikgitarren gewinnen zunehmend an Bedeutung, melodischer und bewegender Klargesang, Klavierklänge, alles ergibt ein rundes Bild. „Enigma“ erinnert dabei ein wenig an „My Kantele“, hier kommt auch die Sitar zum Zuge, dieses Stück hat den höchsten Folkanteil. Im wieder flotteren „Shaman“ hört man dann auch mal Doublebass und wieder einige Folklore Elemente. Das technisch anspruchsvolle und melodische „The White Swan“ hat wieder die tiefen Growls und einige feine Wechsel, während das abschließende „Black River“ ruhig mit Klavier und Akustikgitarre eingeleitet wird, sich weiter in zig Leads und Soli steigert und Melancholie pur ausstrahlt.

„Silent Waters“ ist ein in sich geschlossenes, sehr schönes, äußerst eingängiges, düsteres und melancholisches Album. AMORPHIS zeigen wieder einmal, dass sie es einfach verstehen, harmonische und atmosphärische Stücke auf verdammt hohem Level zu kreieren. Gänsehautmomente gibt es genügend zu entdecken, genauso wie Dèjá-vu-Erlebnisse. Im Gesamten hat mir „Eclipse“ eine klitzekleine Wenigkeit besser gefallen, trotzdem ist und bleibt „Silent Waters“ ein verdammt starkes Album.

 

Weitere Meinungen zur Scheibe findet Ihr hier.

26.08.2007

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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