
Mit ihrem dritten Album „III – Candles & Beginnings“ erzeugen AURI wieder einmal – garantiert KI-frei – klangmalerische Bilder in den Köpfen ihrer Zuhörerschaft: Ein warmer Sommerregen über den grünen Hügeln der britischen Inseln, um einen mysteriösen Steinkreis tanzt der Kobold in eine andere Welt, zurück bleibt nur sein Goldtopf am Ende des Regenbogens, sowie eine Herde darüber hinweg galoppierender Einhörner. Natürlich wird hier mit extrabreiten Pinselstrichen gearbeitet, denn um die wohldosierte Extraportion Kitsch war NIGHTWISH-Mastermind Tuomas Holopainen, der AURI gemeinsam mit seiner Frau Johanna Kurkela und NIGHTWISH-Multiinstrumentalist Troy Donockley ins Leben rief, noch nie verlegen.
AURI bieten ambientigen Kuschelfolk für romantische Herbstabende vor dem Kamin
Mit Metal im eigentlichen Sinne oder dem epischen Symphonic-Bombast von NIGHTWISH haben AURI nicht viel gemeinsam, stattdessen finden sich auf „Candles & Beginnings“ ruhige Ambient-Stücke, die ihre Inspiration zu beträchtlichen Teilen aus keltischer Folklore ziehen. Aber wie uns dieser Sommer zu erinnern nicht müde wird: Der Herbst steht ja kurz bevor und damit die Zeit, wo wir anstatt wildbetrunken über die Festivals dieser Welt zu moshen uns lieber mit einer heißen Tasse Tee bewaffnet auf dem Sofa vor unserem imaginären Kamin einkuscheln und uns von melancholischer Atmosphäre heischenden Klängen zum Träumen verleiten lassen. Eben diese Funktion erfüllen AURI auf das Trefflichste für all jene, deren berufsmäßige Trveness den entsprechenden Gefühlsregungen nicht im Wege steht.
Aus dem ambientigen Romantiksumpf stechen derweil nur wenige Highlightmomente und mit dem groovigen „Blakey Ridge“ ein einsamer Hitsong heraus. Dennoch halten AURI ihr hohes spieltechnisches und kompositorisches Niveau über die gesamte Spielzeit hinweg. Wer sich die Zeit nimmt und den Stücken die nötige Aufmerksamkeit schenkt, entdeckt viele kleine Kabinettstückchen und interessante Ideen, die vollkommen ungezwungen und harmonisch in die flächigen Atmosphäreteppiche eingewoben wurden. Wie ein munteres Gebirgsbächlein rauscht das Album somit in einem wohlig schmeichelnden Rutsch durch die Gehörgänge und offenbart seine schillerndsten Kieselchen erst nach mehreren Hördurchgängen, wenn der aufmerksame Zuhörer vollständig in die Klangwelten des Kreativtrios eingetaucht ist.
Der gehauchte Elfengesang dürfte nicht jedem schmecken
Am elfengleichen Gesang von AURI-Sängerin Johanna Kurkela dürften sich indes die Geister scheiden. Im harten Gegensatz zur kraftvollen Rockröhre ihrer NIGHTWISH-Kollegin Floor Jansen gibt sich Kurkela betont zart und zerbrechlich, oftmals werden die Lyrics mehr gehaucht als gesungen. Aufgrund ihrer warmen Klangfarbe und der technisch einwandfreien Darbietung gibt es hieran gar nicht viel auszusetzen, nicht jedem Metal-geprägten Zuhörer dürfte diese bewusst gelebte Zurückhaltung indes schmecken. Letztlich fügt sich Kurkelas Gesang aber so harmonisch in das sphärische Gesamtambiente von „III – Candles & Beginnings“ ein, dass es den guten Gesamteindruck dieses Stimmungsalbums nicht beeinträchtigt, sondern vielmehr unterstreicht.

Auri - III-Candles&Beginnings
Florian Schörg
Auri - Auri, Neues Album 2025, III - Candles & Beginnings, CD





























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