Balnasar - Ein Kalter Nachtgedanke

Review

Es sind „Bands“ wie das Stralsunder Duo BALNASAR, die mir jegliche *hust*Freude*hust* an der depressiven Spielart des Black Metals nehmen. Vermutlich würde JEDES Suicidal Depressive Black Metal-Projekt dieses als Ziel erklären – aber eben nicht auf die Art und Weise, wie das die beiden Protagonisten Bavragor und Nosophorus auf ihrem Full Length-Debut „Ein kalter Nachtgedanke“ tun.

„Ein kalter Nachtgedanke“ ist nämlich in erster Linie eins: Stinklangweilig – keine Kälte, wenig Nacht, und ich vermute fast, dass sich die beiden auch nicht gerade viele Gedanken darüber gemacht haben, was sie da eigentlich veröffentlichen. Ich höre in meinem geistigen Ohr schon die die erbosten Protestrufe „Aber… aber… Monotonie ist doch ein Stilmittel!“ – Richtig; dennoch erwarte ich (gerade) von einem Stilmittel, dass es die Dramaturgie des Songs oder Albums unterstützt. Aber Pusteblume, auf „Ein kalter Nachtgedanke“ findet sich nicht der geringste Ansatz von Spannung, sondern nur gähnende Leere, im wortwörtlichen Sinn.

Um es etwas präziser anzugehen: Die Musik, die die Herren von BALNASAR fabrizieren, besteht im Wesentlichen aus sehr einfach gehaltenen Motiven, die jeder schlecht gelaunte Vierzehnjährige auf seinem CASIO-Keyboard hinbekommt – und die auch noch bis zum Erbrechen ausgewalzt werden. Negativer Höhepunkt ist hier wohl der Song „Regen“, der auf knapp neuneinhalb Minuten eben KEINE Höhepunkte, sondern das einzige Motiv des Songs in Endlosschleife aufbietet. Dazu klöppelt das programmierte Schlagzeug völlig uninspiriert und – gibt es das Gegenteil zu „treibend“? Einen (viel zu) geringen Bonus gibt es für ein paar weniger langweilige (aber längst nicht spannende) Ausschmückungen in Leadgitarre und Synthesizer, aber im Grunde liefert die musikalische Komponente keinen Grund, die kalten Nachtgedanken zu verfolgen und nicht stattdessen lieber schlafen zu gehen.

Da könnte nun eigentlich die textliche Komponente ein bisschen was rausholen, doch erstens versteht man vom „Gesang“ (der in erster Linie aus tierisch verhalltem Gejaule besteht) – wie so häufig in diesem Genre – fast nichts; zweitens ist das auch besser so, denn die Texte, die man auf der Homepage BALNASARs einsehen kann, zeugen weder von der Fähigkeit, spannende Geschichten zu erzählen, noch von stilvollem Umgang mit der deutschen Sprache. So muss ich leider sagen, dass ich beim zweifelhaften Genuss des Albums nur ein einziges Mal kurz etwas aufmerksamer wurde – und zwar im Song „Regen“, an dessen Ende ziemlich üble Timingfehler im Keyboard auftauchen. Und das ist KEIN Stilmittel.

Summa summarum ist „Ein kalter Nachtgedanke“ ein Album, das – gemessen an den darauf enthaltenen musikalischen Ideen – mindestens fünfunddreißig Minuten zu lang ist und auch textlich absolut nichts Neues oder auch nur halbwegs Interessantes zu bieten hat. Die größte Frechheit ist aber, dass dieser Mist tatsächlich als offizielle Veröffentlichung gelten soll – während andere Bands sich weder in kreativer noch in soundtechnischer Hinsicht trauen würden, so etwas als Demo unters Volk zu bringen. „Mein Herz erkaltet und schweigt“? – Wohl eher mein CD-Player, denn Schweigen ist mir tatsächlich lieber als dieses Album. So kann ich nämlich MEINEN Nachtgedanken nachgehen – und die sind um ein Vielfaches spannender…

23.08.2009

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