Cancer Killing Gemini - It Only Hurts When We Breathe

Einfach herrlich. Da läuft einem ein Track namens „Christcontrol“ über den Weg, und da hat man sie: die nahezu perfekte Symbiose aus NINE INCH NAILS und FILTER. Amerikanischer Industrial Rock vom Feinsten, der sämtliche kreative Ströme bei Eric Michael Cohen aus Boston aktiviert haben muss. Der energetische Charakter, diese Breitwandatmosphäre aus Gitarren und Elektronik – passt alles, stimmt alles, sehr gut. Und wenn dann „Prescription Drugs“ in die gleiche Kerbe schlägt und ironisch anmerkt, „If you’re not on prescription drugs, what the hell is wrong with you?“, dann kann doch nichts mehr schief gehen, oder?

Cohen könnte sicherlich die ganze Zeit so weitermachen, doch das will er gar nicht, stattdessen breitet er sich stilistisch noch weiter aus. NIN, FILTER und MINISTRY-Echos sind eben nicht alles, zwischendurch ist noch viel Platz für harten Alternative Rock, der gern auch mal am Grunge-Sound von Seattle vorbeischrammt, nicht ohne eine Frischzellenkur des neuen Jahrtausends unternommen zu haben. Einige der Stücke entwickeln beinahe Pop-Allüren, mit elektronischen Beats taucht er in relaxte Downtempo-Ebenen ab, bis man nach durchgefeierter Nacht in der neongleißenden Großstadthölle in einem abgetakelten Bluesclub versackt, und bei lieblichem Wein und warmen Rhodesklängen melancholische Anflüge hat.

Jeder Track der Platte ist eine kleine Erlebniswelt für sich. Solokünstler Cohen gelingt es zwar nicht in jedem Stück so eine Spannung aufzubauen wie ganz am Anfang, rein technisch aber gibt es keine nennenswerten Makel. Gesang, Keyboards, Gitarren, Schlagwerk – alles aus einer Hand, einem Kopf, und vielleicht ist „It Only Hurts When We Breathe“ auch deshalb so reizvoll und unkonventionell: Man kann den Musiker hinter dem Künstlernamen spüren, die Persönlichkeit des Albums. Der Underground bleibt spannend.