Cradle Of Filth - Dusk And Her Embrace - The Original Sin

Review

„Dusk And Her Embrace – The Original Sin“ findet nun über Umwege, 21 Jahre nachdem CRADLE OF FILTH die Platte eingespielt haben, den Weg in heimischen Anlagen. Eigentlich handelt es sich um die zweite Platte, die die Band aus dem Vereinigten Königreich rund um Dani Filth aufnahm. Da sich die Band danach größtenteils auflöste, wurde das Material nie veröffentlicht und stattdessen folgte mit veränderter Besetztung die Pflichterfüllung für die Plattenfirma namens „Vempire (Dark Faerytales In Phallustein)“. Erst anlässlich der dritten Veröffentlichung wurde das Material wiederverwertet und als „Dusk And Her Embrace“ vorgelegt. Scott Atkins nahm nun die Reanimation, auf Basis der DAT, in seinen Grindstone Studios (u.a. BEHEMOTH, SYLOSIS, AMON AMARTH, MAN MUST DIE, GAMA BOMB) vor.

Auch ein spitzer Schrei kann entzücken

Grundsätzlich ist es sehr spannend zu verfolgen, wie immens sich Musik in so einer kurzen Zeitspanne verändern kann, denn das vorliegende „Dusk And Her Embrace – The Original Sin“ (1995) weist teilweise sehr eklatante Unterschiede zu „Dusk And Her Embrace“ (1996) auf. Zum einen waren CRADLE OF FILTH noch nicht so geübt darin, ihren Sound positiv abzumischen. Starre Keyboardwände versperren den Durchgang zum variantenreichen Gitarrenspiel, Dani Filths Schreie waren weniger angespitzt und häufig von irritierendem Hall hinterlegt. Leider büßen die Lieder dadurch massiv an Dynamik ein und die richtig herzhaften Dani-Schreie lernt man somit jetzt erst zu schätzen. Atmosphärisch gibt es Pro und Contra zu vermelden. Irres Hexenlachen, diverse Sprechpassagen oder einfach auf ein gekrächztes „Stop“ wurde erst nachträglich zufügt und machten doch viel von dem Schmuck aus, der „Dusk And Her Embrace“ damals im Vergleich zu anderen Veröffentlichungen schwarz glänzend erstrahlen ließ. Leider wurden (Teile von „Heaven Torn Asunder“, Anfang von „Dusk And Her Embrace“) auch einige Spuren schlampig übereinandergelegt, so dass kurzzeitig ein Soundbrei aus der Anlage drückt. Weiteres Plus soll die Beteiligung von VENOMs Cronos („Haunted Shores“) und Steve Grimmett von GRIM REAPER sein. Cronos war zumindest auch an der 1996-er Version beteiligt, der Mehrwert ist in dem Fall nicht erkennbar.

Alt trifft auf noch älter

Punkten kann „Dusk And Her Embrace – The Original Sin“ besonders mit komplett neuen Instrumentalstücken.  Eingepudert mit modrigem Staub, spielt das Spinett in „The Graveyard“ angenehm klaustrophobisch.  Weniger künstlich klingen CRADLE OF FILTH zwangsläufig auch etwas gespenstischer. Am Schlagzeugsound wurde ebenfalls wenig nach geschraubt, denn die originale Sünde bietet fast dieselben Rhythmusfiguren, nur weniger druckvoll aufgenommen. Hörenswert ist „Dusk And Her Embrace – The Original Sin“ auf jeden Fall, es macht Spaß die Unterschiede zu finden. Aufgrund der Popularität und dem damaligen Umgang mit solchen Platten (Die da waren: Hören, bis der Arzt kommt. Booklet lesen, bis man die Texte mitsingen kann. Schriftzug der Band dabei abmalen und gleich danach das Artwork abpausen…) wird das uns bekannte „Dusk And Her Embrace“ sicher vielen Fans so präsent in den Ohren gebrannt sein, dass die meisten Anhänger von CRADLE OF FILTH zumindest kurz Spaß an dem Vergleich mit dem ausgegrabenen Relikt haben werden. Neuentdecker sollten die Sünde eher hinten anstellen und erst die erste Veröffentlichung von 1996 hören.

Zum Weiterlesen empfiehlt sich an dieser Stelle der Diskografiecheck von CRADLE OF FILTH, kommentiert von der Band selbst.

03.08.2016
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