Der Popolski-Show - Live In Zabrze

Review

Seit das Musikgeschäft statt von Musikern von Betriebswirtschaftlern bestimmt wird, denen es im Prinzip wurscht ist, ob sie Kernseife, Düngemittel oder eben CDs an den Mann bzw. die Frau bringen, geht es mit der zur Ware degenerierten Musik bergab. Das ist soweit nicht neu. Lebender Beweis hierfür ist z.B. Dieter Bohlen, die mit großer Klappe und wenig Geschmack künstlerische Mistkübel über sein -hierfür noch dankbares- Publikum versprühen. Man könnte fragen, welche Seite hier mehr bescheuert ist.

Was für ein schlechter Mensch gerade Dieter Bohlen ist, davon kann die Familie Popolski ein trauriges Lied singen. Der hat nämlich einen ihrer größten Hits (polnisch: Chits) gestohlen- direkt aus Polen. So wurde aus einem Loblied auf eine Obstverkäuferin auf dem Markt von Zabrze das unsägliche „Cherry Cherry Lady“. Aber nicht nur die Dreckschleuder von der Waterkant, nein, auch zahllose andere haben sich rücksichtslos aus dem Liederfundus der Familie Popolski bedient. Die Liste ist endlos: QUEEN, Tom Jones, Tony Marshall, EUROPE, RASMUS, Patrick Hernandez, Roy Black- sie alle haben nicht nur das Material der Popolskis gestohlen, sie haben es „nach die Strich und die Fade verhunzet“, schimpft Familienvorstand, Schlagzeuger, Moderator und Pullunderträger Pawel Popolski.

Jetzt allerdings ist das Maß voll, die Familie schlägt zurück. Und spielt ihre eigenen Hits nun in den Originalversionen, also in einer sehr tanzbaren Mischung aus Polka, Ska und Punk. Hierbei glänzen vor allem Mirek Popolski, ein Fuddelgott und Gitarrenheld, der schweigsame Janusz Popolski am Bass (genial, was der da abzieht!) und die eineiigen Zwillinge Henjek und Stenjek, die trinkfesteste und bekannteste Hornsection von ganz Polen, zumindest jedoch von ganz Zabrze.

Das legendäre Konzert im Zloty-Palast von Zabrze liegt nun auf CD vor. Zwischen sagenhaften, weil witzigen und zugleich musikalisch einwandfrei vorgetragenen Arrangements von Klassikern aus Rock und Pop gibt es Anekdoten und Erklärungen der einzelnen Familienmitglieder- ein Riesenspaß; ich habe schallend gelacht.
Allerdings frage ich mich, warum man die POPOLSKI-SHOW nicht gleich auf DVD rausgebracht hat. Zwar ist auf der CD eine knappe Viertelstunde Video zum Abspielen auf Computek enthalten woraus hervorgeht, dass Familie P. aus Z. auch optisch Akzente zu setzen vermag, aber ein ganzes, sichtbares Konzert wäre hier sinnvolle Alternative gewesen. Und gemessen an den zweifellos köstlichen Dialogen kommt die ebenfalls zweifellos wesentlich genialere Musik leider etwas zu kurz. Trotzdem, supergeile Sache, großer Spaß.
Interessierte können sich auf der HP der Familie einen Vorgeschmack auf das Album holen. Bril-li-ant!

-Als Comedy. Da die toll arrangiert und vorgetragene Musik auf diesem Tonträger neben Dia- und Monologen zwar a) die übergeordnete Rolle spielt, b)allerdings nur peripher in den konzeptionellen Rahmen dieser Webseite passt, enthalte ich mich einer numerischen Wertung.

Und ganz grundsätzlich stelle ich fest, dass DER POPOLSKI-SHOW nichts mit Verunglimpfung unserer Nachbarn aus Polen zu tun hat. Das Ganze ist als humoristisch und musikalisch hochwertige Satire bzw. Kabarett zu verstehen und steht in keinerlei Verbindung zu kackbraunen Gruppierungen. Alle, die schon den Bleistift für ’ne saftige Beschwerde gespitzt haben, können wieder Luft holen. Und sich über eine echte Schweinerei aufregen, davon gibt’s nämlich genug. Einfach mal Nachrichten schauen.
Oder die POPOLSKI-SHOW live anschauen und sich selbst überzeugen. Na sdrowje, libbe Freunde!

23.04.2008

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