Dhul-Qarnayn - Jilwah

Review

Mit “Jilwah” liegt mir zwei Jahre nach Release nun eine Single des Black Ambient-Projektes DHUL-QARNAYN aus Bahrain vor. Schnell ist mir bewusst geworden, dass es essentiell für das Verständnis dieser außergewöhnlichen Musik ist, die verworrenen Hintergründe und Geschichte der Band zumindest mal gehört zu haben.

Dhul-Qarnayn bedeutet “Der der zwei Hörner”, was die Assoziation zu Satan nahe legt. Die Figur erscheint jedoch im Koran als großer, gerechter Herrscher, der die Menschen durch den Bau einer eisernen Mauer vor einem Angriff von Gog und Magog schützt, zweier Völker, die am jüngsten Tag von Satan befreit werden und mit ihm in den Krieg gegen Christus ziehen. Somit liegt eine Assoziation zu Alexander dem Großen näher, der in seinem Wirken die “Hörner der Sonne”, gemeint sind Osten und Westen, bezugnehmend auf die östliche und westliche Bevölkerung, erreicht hat. Jedoch steht diese Interpretation grundlegend im Widerspruch zur satanischen Intention und Botschaft der Band und der Single. Nur eines der Rätsel, die mir “Jilwah” stellt.
Jilwah bedeutet Offenbarung und meint das “Schwarze Buch Satans”, das dem jesidischen Propheten Sheikh Adi durch Melek Taus, einen Engel, der die Welt erschuf, aber oft mit Iblis, dem islamischen Teufel, gleichgestellt wird, diktiert wurde.
Diese Prophezeiung bietet laut Homepage der Band das Konzept der Single. Ich jedoch würde es weniger als Konzept bezeichnen, die Musik bietet viel mehr eine Art Soundtrack für die Meditation über eben dieser Prophezeiung.

DHUL-QARNAYN entfernt sich auf “Jilwah” zunächst von allen Komponenten, die üblicherweise mit Metal in Verbindung gebracht werden und fordert dadurch vom angestrengten Hörer viel Toleranz im Verständnis dieses Begriffes. In der fast halben Stunde der Komposition tauchen weder E-Gitarren, noch Drums, geschweige denn Black Metal-üblicher Gesang auf. Stattdessen fesselt das Werk mit einem nahtlosen Fluss aus Samples atmosphärisch ritueller Gesänge, verzerrter Beschwörungen und oft unergründlicher Geräuschkulisse, der den Hörer auf eine unheimliche Reise in einen okkulten Gebetszirkel entführt. Auch finden sich Einflüsse arabischer Folk-Musik, so z.B. Frauengesänge, unterlegt mit Percussions und orientalischen Instrumenten.
Nach einer spannungsvollen Pause entlässt “Jilwah” den Zuhörer von dieser Reise und bietet erneut einen Soundtrack zum Verarbeiten des bisher Gehörten. Düstere, aber doch hoffnungsvollere, mächtige Keyboard-Klänge, die mich an Passagen aus “Herr der Ringe” erinnern, begleitet von Geräuschen von Regen, Gewitter oder gar Vogelgezwitscher entspannen den angestrengten Geist und bieten einen gelungenen Ausklang der Komposition.

So fesselnd “Jilwah” beim ersten Hörern sein mag, tut es dies jedoch leider meiner Meinung nach nur durch seine Einzigartigkeit und Abweichung von allen Erwartungen, die man vorher an die Single stellen würde. Dies bedeutet jedoch nicht gleich Qualität, denn die Übergänge der Samples sind zwar fließend und passend, erwecken jedoch im Ganzen den Eindruck, dass Learza, Kopf des Projektes, diese ohne inneren Zusammenhang wählte, sondern nur mit dem Ziel, eine dunkle und fesselnde Atmosphäre zu schaffen und dem Hörer so seine düstere Vision eines “Blut- und Seelenpaktes mit dem Satan” näher zu bringen und zu verbildlichen. Einige Passagen allein betrachtet überzeugen sehr und ziehen den Hörer in einen fesselnden Bann, dem er nicht entfliehen kann, insgesamt betrachtet verwischt dieser Effekt durch die immer neu überraschenden Hörerlebnisse aber leider.

21.01.2010

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