Dream Theater - Quarantième: Live À Paris
Review
Auf eine bewegte Bandgeschichte können DREAM THEATER inzwischen zurückblicken. Und sicherlich hätten sich die Gründungsmitglieder John Petrucci, John Myung und Mike Portnoy im Jahre 1985 nicht erträumen lassen, dass sie vier Dekaden später gemeinsam auf der Bühne ihr 40-jähriges Bandjubiläum feiern dürften. Nach dem Weggang von Drum-Oktopus Portnoy anno 2010 sah es dafür auch eher schlecht aus, doch zur Freude vieler Fans kehrte der Aussteiger Ende 2023 zurück und spielte mit seinen alten Bandkollegen das Anfang 2025 veröffentlichte und auf den Namen „Parasomnia“ getaufte Studioalbum Nummer Sechzehn ein.
Streng genommen betreiben DREAM THEATER mit „Quarantième“ ein wenig Etikettenschwindel, denn die im Rahmen ihrer „40th Anniversary Tour“ in der Pariser Adidas Arena aufgezeichnete und nun sowohl als Audio-Version auf CD oder LP wie auch als Videomitschnitt auf BluRay veröffentlichte Show fand bereits im November 2024 statt. Doch obwohl es sich immer lohnt, den Instrumentalvirtuosen ganz besonders genau auf die Finger zu schauen, wollen wir es in diesem Fall nicht so eng sehen und die festliche Stimmung nicht durch kleinkarierte Erbsenzählerei kaputt machen.
Stattdessen schauen wir lieber bei der Performance etwas genauer hin und stellen fest, dass DREAM THEATER der bandeigenen Detailverliebtheit zum Trotze keine handwerklich perfekte Reproduktion der Albumversionen ihrer Stücke zum besten gibt – und das ist auch gut so! Die eine oder andere Temposchwankungen macht die Stücke lebendiger, kleinere Unsauberkeiten die vermeintlichen Prog-Götter nahbarer und menschlicher. So viel Emotion, wie DREAM THEATER bei dieser Show in ihre Kunst legen, hätten böse Zungen der Band wohl niemals zugetraut und dabei doch nur nie richtig hingehört. Denn dass die Amerikaner auch die ganz große Gefühlsklaviatur beherrschen, beweisen sie mit Gänsehaut-Garanten wie „Vacant“, „The Spirit Carries On“ und vor allem dem immer wieder zum Heulen schönen „Hollow Years“.
Die Songauswahl versucht sich an einem Best Of der gesamten Bandgeschichte, was angesichts von 40 Jahren und 16 Studioalben ein aussichtsloses Unterfangen bleibt und wohl jeden Fan mehr als ein persönliches Highlight vermissen lässt. Immerhin bieten DREAM THEATER jeder der unterschiedlichen Bandphasen Raum, auch die Zeit mit Portnoy-Ersatz Mike Mangini wird nicht ausgeklammert. Der Fokus liegt aber klar auf woanders, drei Stücke des 1992er Durchbruch-Albums „Images And Words“ und gleich vier vom 1999er Evergreen „Metropolis Pt. 2: Scenes From A Memory“ nehmen jeweils eine knappe halbe Stunde des fast dreistündigen Sets ein. Dagegen werden die acht in den letzten zwanzig Jahren veröffentlichten Alben insgesamt nur mit einer halben Stunde Spielzeit berücksichtigt. Der Achtminüter „Panic Attack“ und das 24-minütige titelgebende Monumentalepos setzen hingegen das 2005 veröffentlichte „Octavarium“ an die Spitze der spielzeitbezogenen live-Präsenz.
Abseits der Zahlen und Statistiken stellt „Quarantième“ aber einfach ein mitreißendes und saustarkes Live-Dokument dar. Ton- und Bildqualität geben keinen Anlass zum Meckern und ob es nun die Rückkehr von Mike Portnoy oder die besondere Magie dieses einen Abends in Paris war, die Spielfreude seitens DREAM THEATER ist in jedem Falle überwältigend. Klar, wer mit verkopftem Prog-Gefrickel nichts anfangen kann, den wird auch diese Darbietung nicht überzeugen. Unter den zahlreichen erstklassigen Live-Alben der Band reiht sich „Quarantième“ jedoch mindestens im oberen Drittel ein und macht definitiv Laune auf ihre zukünftigen Konzertreisen.
Dream Theater - Quarantième: Live À Paris
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Progressive Metal |
| Anzahl Songs | 19 |
| Spieldauer | 166:52 |
| Release | 28.11.2025 |
| Label | InsideOut Music |
| Trackliste | 1. Metropolis Pt. 1 2. Overture 1928 3. Strange Deja Vu 4. The Mirror 5. Panic Attack 6. Barstool Warrior 7. Hollow Years 8. Constant Motion 9. As I Am 10. Orchestral Overture 11. Night Terror 12. Under A Glass Moon 13. This Is The Life 14. Vacant 15. Stream Of Consciousness 16. Octavarium 17. Home 18. The Spirit Carries On 19. Pull Me Under |
