Grey, Florian - Beautiful Nightmares
Sonja Schörg
FLORIAN GREY sind eine vierköpfige Gothic Rock Band aus Hamburg, die sich um den namensgebenden Frontmann FLORIAN GREY gebildet hat. Mit ihrer vierten Studioveröffentlichung “Beautiful Nightmares“ haben die vier Hamburger nach Aussage ihres Sängers eine Hommage an die Nacht geschrieben, die von ihren Lieblingsgruselgeschichten aus Fiktion und Leben inspiriert wurde. Ist ihnen das gelungen, oder ähnelt das Endprodukt eher der Handlung des berühmten Romans “Das Bildnis des Dorian Gray“ und treibt den Zuhörer langsam, aber sicher in den Wahnsinn?
Massenkompatibler Gothic Rock aus Hamburg
“Beautiful Nightmares“ wirkt auf den ersten Hördurchgang recht massenkompatibel und in seiner Art ein bisschen aus der Zeit gefallen – man kann als Zuhörer so einige Parallelen an erfolgreiche Musikstücke aus den frühen Zweitausendern ziehen. Oder, um es von der positiven Seite zu betrachten, die Scheibe ist zeitlos? Ganz sicher werden sich daran die Geister scheiden. Auf jeden Fall ist auf “Beautiful Nightmares“ eine interessante Stilmischung vertreten. “Love & Sulphur“ oder “Forever“ lassen vage die Glanzzeiten von HIM im Kopf aufleben. “If Love Could Kill“ erinnert an “Right Here In My Arms“ vom legendären Album “Razorblade Romance“. Insgesamt sind die Songs jedoch zu seicht geraten, um an die Qualität der Finnen heranzureichen.
Die Powerballade “In My Blood“, mit nur knapp drei Minuten Spielzeit gleichzeitig der kürzeste Song des Albums, lässt den Zuhörer musikalisch Parallelen zu CREEDs “My Sacrifice“ ziehen. Titelsong und Singleauskopplung “A Beautiful Nightmare“ funktioniert leider ein wenig nach dem Prinzip “reim dich oder ich fress dich“ und weiß textlich nicht zur Gänze zu überzeugen. Musikalisch am interessantesten ist “Ghost Serenade“ mit seinem treibenden, tanzbaren Beat und den monotonen Gesangspassagen. Ob das abschließende Cover von PUDDLE OF MUDDs “Blurry“ eine gute Idee oder eher ein Sakrileg war, ist wahrscheinlich abhängig vom jeweiligen Zuhörer. Klar ist jedoch sofort, dass dieser Song aus einer anderen Feder stammt als der Rest.
Schöner Alptraum oder gruseliger Traum?
“Beautiful Nightmares“ ist ordentlich produziert und angenehm anzuhören. Leider plätschert das Album aber größtenteils spurlos vorbei und hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Trotz der vielen schnellen Nummern ist jedoch das düster-verträumte Feeling, das man sich von einem Album mit dem Titel “Beautiful Nightmares“ verspricht, an einigen Stellen ganz gut getroffen. Wer gerne nostalgisch auf den Spuren gruftig-poppiger Klänge aus den frühen Zweitausendern wandelt, wird an “Beautiful Nightmares“ vermutlich seine Freude haben.
Ich gebe Sonja Recht, sie kommen nicht an HIM heran. Trotzdem ist es gut konsumierbarer Gothic Pop / Rock. Er überzeugt nicht zur Gänze aber gefällt mir trotzdem gut. Ein paar Songs werden sicherlich noch öfter bei mir laufen.
Dead by Dawn, A.t.N und Forever sind hierfür gute Beispiele