
Instrumentale Metalplatten können sich im Grunde nur Musiker aufzunehmen leisten, die mit Gitarren und Keyboards alleine Geschichten erzählen können. Instrumentale Black-Metal-Platten funktionieren nicht, jedenfalls nicht die volle Zeit über. Death Metal ohne Schlachtertexte ist auch ein Reinfall, und wer will Heavy Metal ohne Kastratenstimme hören? Instrumentalplatten sind also für Proggötter, und selbst da ist nicht alles toll, was ohne Gesang auskommt
HER REGEN, Soloprojekt eines jungen Herren, funktioniert auch nicht, und das, obwohl es von allen diesen Stilen nicht besonders viel hat. Genau genommen hat es von gar nichts etwas, auch keine Atmosphäre, keine Brutalität, keinen Charme, nichts Wiedererkennbares. Denkt man beim ersten Stück anhand einfacher Rhythmus- Leadgitarrenkombination bei schnörkelloser Melodie noch an alte KATATONIA, erübrigt sich dieser Eindruck schon später im Lied. Da regiert die Schräge in völlig undurchsichtigen Strukturen, die sich für keine Ausdrucksform entscheiden können.
Was mir außerdem Kopfschmerzen bereitet: warum glauben so viele Bands, ein gutes Gitarrenstück müsse zwangsweise mit permanenten Leadgitarren und schrecklich verquerer und steiffingiger Solodudelei ausgestattet sein? Das ist Humbug. Ein gutes Riff reicht.
Leider war das selbst innerhalb von mehr als einer Stunde nicht zu finden. Von kompletten guten Liedern wollen wir gar nicht sprechen, denn zusammen passt definitiv gar nichts auf diesem Demo. Jeder Versuch, heavy oder melodiös zu klingen scheitert schon kläglich im Ansatz, was übrigens auch an einem grauenhaft verhallten Gitarrensound liegt. Alles, was der Mann halbwegs gut und abwechslungsreich beherrscht, ist die Programmierung seines Drumcomputers. Vielleicht sollte er den eingeschlagenen Weg weiter verfolgen und neben dem Gesang auch noch auf die Gitarren verzichten…
Mit fortschreitender Spielzeit werden übrigens auch die Grimassen bitterer, die man anhand der weiteren acht Tracks ziehen muss. Stellt Euch vor, ihr kauft die erste Blutorange eures Lebens und erwartet eine zuckersüße Frucht. Beim Reinbeißen kommt das Erwachen. So fühlt sich „Her Regen“ an. Bitter, was? Individuell zu sein ist ja immer löblich – aber nicht SO individuell. Und sicher, Meisterwerke kann man natürlich von 18-Jährigen nicht erwarten. Angesichts solcher Platten wie „Dark Medieval Times“ oder „In The Nightside Eclipse“ kann man sie sich allerdings erhoffen, nicht wahr?!
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