Hypocrisy - The Final Chapter

Review

Was denkt sich ein Peter Tägtgren wohl dabei, wenn er sich ein ums andere Mal derart geniale Lieder aus den Rippen schneidet? „Schnell einspielen, ich habe doch keine Zeit, da ich nächste Woche schon das neue Pain Album aufnehmen muss; und die Woche darauf die neue CD von Immortal produzieren darf. Zum Glück kann ich dann als Marduk Tourgitarrist entspannen um mich auf das Komponieren neuer The Abyss Lieder konzentrieren; die neue War Platte lässt sich ja nebenbei eintrümmern.“. Ob das so nun wirklich so zutrifft, weiss ich nicht, es zeigt aber deutlich Peters, sagen wir mal, breitgefächerte Aktivitäten in der Metal Szene. Bei alledem bleibt seine Hauptband aber dennoch die beste, was dieses Meisterwerk erneut unter Beweis stellt, wobei er alle bisherigen Alben meiner Meinung nach übertrifft. Old School Fans werden wohl „Ausverkauf!“ oder „Langweilig!“ schreien, folgt „The Final Chapter“ den letzten beiden Alben und nicht den Anfängen Hypocrisys, in denen sie durch Old School Death Metal begeisterten. Sicher sind auch hier ein paar beinharte Death Metal Hämmer vertreten, die jedem Liebhaber die Schädeldecke wegsprengen. Der Opener „Inseminated Adoption“, „Through the Window of Time“ oder „Last Vanguard“ seien hier gute Beispiele, doch die Mehrzahl der Lieder sind meist vom Tempo gemäßigt, aber gerade deswegen überragend. Erfreulicherweise erreichen sie sogar oft das Niveau des Hypocrisy Klassikers überhaupt, „Roswell 47“. Midtempo, abwechselnd mit langsamen Lieder und zwischendurch eine Highspeedgranate, so lautet das Erfolgsrezept dieser Scheibe. Fürs Midtempo sei hier „Adjusting the Sun“ angeführt, das durch drückende Riffs und den Mitgröhlrefrain begeistert, und „A Coming Race“, welches einfach nur eine göttliche Melodielinie besitzt. Bei den langsamen Sachen setzt Peter gekonnt seine cleane Stimme ein, am besten in „Request Denied“ und „Inquire Within“. Leider bleibt einem ein Totalausfall auch nicht erspart, „Shamateur“ ist einfach strunzlangweilig. Erwähnenswert ist noch die Razor Coverversion „Evil Invaders“ , die lyrisch perfekt in Peters Alien Geschichten passt und eine Death Metal Nummer darstellt, die zum kollektiven Headbangen einlädt. Als letztes Lied steht das Titellied: musikalisch hymnisch, aber drückend traurig und intensiv, berichtet ein Mann verzweifelt von seiner Entführung und Misshandlung durch Aliens bis hin zum Entschluss zum Selbstmord. Einfach nur geil, wie nach den cleanen Vocals, Tägtgrens abartiges Gegrunze einsetzt. Überhaupt ist der Gesang ein Punkt, der die Scheibe so stark macht, denn sowohl Peters Gegrunze als auch sein cleaner Gesang sind einzigartig gut. Ein weiterer ist, dass alle Lieder von tollen Melodien durchzogen sind, egal ob SloMo Hymne oder Highspeedbrocken. Zusammen mit der unglaublich druckvollen Prouktion (produced by Tägtgren himself à Abyss eben) ein ideales Werk um sich mal ordentlich den Schädel durchpusten zu lassen. Man mag es kaum glauben, aber Peter hatte mit diesem Album gemäß dem Titel und dem Sprichwort „Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören“ im Sinne gehabt, dem Schaffen von Hypocrisy ein Ende zu setzen, doch glücklicherweise entschied er sich anders, so dass mittlerweile schon drei weitere Alben draußen sind: Eins bestestehend aus fast nur Midtempo Liedern, ein Old School Werk und ein moderneres Album, die aber alle nicht an „Das Letzte Kapitel“ heranreichen. In meinem Augen der Höhepunkt Hypocrisys, dank gnadenlos starker Lieder, starker Produktion und überragendem Gesang. Warum kann Death Metal nicht immer so schön sein?

08.08.2002
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