Kafka - The Will

Review

Hinter Kafka verbirgt sich eine italienische Hardcore Formation der besonderen Art. Man muss nicht das Presse-Sheet gelesen haben, um zu erkennen, dass Kafka ihr Metier sehr ernst nehmen. So kommt selbst die Promo CD extrem aufgestylt daher, mit einem dicken bunten, sehr ansprechend designten Booklet, in dem die italienischen Texte auch auf englisch nachzulesen sind. Alles wirkt wie aus einem Guss. Das Medium CD Release wird von Kafka mehr als Propagandamittel benutzt, als dass es nur eine kommerzielle Absicht verkörpert. Kafka geht es um mehr: das Verbinden von akustischem Chaos in Ton und Bild, weitergetragen auf vielen Touren und durch den Kontakt zu vielen Menschen aus den verschiedenen Szenen der bereisten Länder. Die Bezeichnung Chaos, die sich das Quintett dabei selber gibt, mag angesichts des transparenten Sounds, der auf der Scheibe herrscht etwas zu hoch (oder zu tief?) gegriffen sein, doch umschreibt sie ganz gut die Hummeln, die die Herren im Hintern haben. Mit teilweise catchy Melodien, die sich mit Moshparts abwechseln, wird schön tight gewerkelt (was bei Songs, von denen keiner die 3 Minuten-Grenze sprengt auch nicht allzu schwer sein dürfte…) und durch das aggressive italienische Gekeife von Sänger Alessandro („avanti! avanti!“:-) werden mehr als einmal Erinnerungen an die erste System Of A Down wach. Gespielt wird zwar new school Hardcore, doch findet sich mit „Scivolando Via“ auch ein waschechter Punksong auf der Scheibe. Musikalisch muss man den Jungs ein gutes Gespür für eingängigen Hardcore zusprechen, doch fürs nächste Mal darf man sich gerne um eine etwas druckvollere Produktion kümmern. Man hört zwar alle Instrumente schön heraus, doch fehlt dem ganzen eine Portion Schmackes. Manche Leute werden Alessandros Stimme sicher mögen, mir ist er jedoch einfach zu keifig. Bei allem Geschrei liegt er (vor allem bei „Scivolando Via“) auch das eine oder andere mal gehörig neben der Spur. Dass er dazu noch von der Instrumentalfraktion überfahren wird, liegt dabei sicher nicht nur an der Produktion, sondern ist sicher auch seinem dünnen Stimmchen zuzuschreiben. Wem 10 Euro für knappe 20 Minuten nicht zu viel sind, und wer mit eigenwilligen Stimmen zurecht kommt, kann ruhig mal ein Ohr riskieren. Ich schwanke zwar zwischen sechs und sieben Punkten, im Zweifel jedoch für den Angeklagten.

21.09.2004

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