Lacuna Coil - Dark Adrenaline

Review

Wenn LACUNA COIL ein neues Album auf den Markt werfen, ist man selten überrascht. Seit Anfang des neuen Millenniums haben die Italiener eine Nische gefunden, die scheinbar keine andere Band in der Art ausfüllen kann. Die Mischung aus Pop, Gothic und Alternative Metal scheint für die meisten unwiderstehlich zu sein. Anders lässt sich der andauernde Erfolg in Plattenverkäufen und Gigs mit so unterschiedlichen Acts wie MEGADETH, LAMB OF GOD oder ROB ZOMBIE kaum erklären.

Genau diese Mischung bekommt man auf „Dark Adrenaline“, Vollzeitalbum Nummer sechs, in seiner reinsten und besten Form. Natürlich ist diese Massenkonformität für viele Metaller ein riesiger Dorn im Auge. Blendet man diese Verbohrtheit jedoch aus, bietet sich einem ein dynamisches und abwechslungsreiches Album mit viel Melodie, Emotion und Energie. Die perfekte Produktion ist bei dieser Band fast schon nicht der Rede wert.

Schon der Opener und gleichzeitige Single- und Videoauskopplung „Trip The Darkness“ weist alle typischen „Trademarks“ auf und bringt das Schaffen von LACUNA COIL perfekt auf den Punkt. Eigentlich lässt sich diese Aussage auf die gesamte Albumlänge ausweiten, denn hier gibt es einfach keine Durchhänger. Richtig hart wird es, wie erwartet, nie. Doch trotz klaren Gesangs, Keyboards, einfachen Songstrukturen und Melodien en masse, wird es keine Sekunde lang kitschig. In Sachen geschmackvoller Arrangements macht der Band keiner etwas vor.

Schmachtende Balladen gibt es ebenfalls nicht, obwohl das Tempo schon mal im niedrigen Bereich gehalten wird („My Spirit“). Dafür könnte theoretisch jeder Song der neue Liebling des Metal-Disco-DJs werden. Denn durch den stets präsenten Druck, die fast schon unverschämt eingängigen Refrains und die großartige Gesangsleistung ist „Dark Adrenaline“ die perfekte Musik, um sowohl das Tanzbein als auch den Nacken zu schütteln. Oder als Hintergrundmusik zum Liebemachen. Denn das Gesangsduo Cristina (Frau) und Andrea (Mann) ist fast schon akustischer Koitus. Hier dient das Weiblein nicht als hübsches Beiwerk, während der Kerl sich die Seele aus dem Leib grunzt. Beide sind sich völlig ebenbürtig und setzen ihre Stimmen immer songdienlich und abwechslungsreich ein.

Ja, es steckt viel Pop in der Musik von LACUNA COIL. Und das ist auch gut so, denn dadurch bereichern sie die Welt mit Musik, die nicht immer nach dem nächsten Extrem sucht, sondern sich voll und ganz auf wirkungsvolle Songs konzentriert. Überraschungen gibt es auf diesem Werk genau so wenig wie Durchhänger. Selbst die schon mal von GRAVEWORM gecoverte (und völlig verhunze) Nummer „Losing My Religion“ von R.E.M. kriegt einen ordentlichen Stempel aufgedrückt und reiht sich perfekt bei den anderen elf Stücken ein.

16.01.2012
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