LaminiusX - Vitamin

Review

Große Gigs, zahllose Albenverkäufe, Gold, Platin. Das alles kann eine Band durchaus unter ihren Erfolgen auflisten. Bei LAMINIUS X aus Osnabrück liegt die Lage ein wenig anders: Sie zählen zu ihren größten Erfolgen Auftritte im Pariser Goethe Institut und die Tatsache, dass ihre Songs schon an französischen Schulen im Deutschunterricht analysiert wurden.

Da erscheint es nur logisch, dass auch bei ihrem zweiten Album “Vitamin“ der Akzent klar auf den Texten der Songs liegt. Und wie schon beim Vorgänger “One Man Show“ haben die drei Musiker in diesem Bereich mal wieder Großartiges abgeliefert. Was Sänger TimmiX hier zum Besten gibt, darf getrost als lyrisch bezeichnet werden. Zudem ist auch die sprachliche Auswahl mehr als abwechslungsreich: Die Songs sind in Deutsch, Englisch und Französisch verfasst. Teilweise wird sogar innerhalb der Titel die Sprache variiert. Diese Tatsache trägt viel zum Verständnis der Texte bei.

Leider steht die Instrumentalisierung völlig im Dienste dieses textlichen Konzeptes und kann so mit dessen Anspruch nicht ganz mithalten. Zunächst einmal kann das, was aus den Boxen kommt, zwar durchaus überzeugen, so sind knackige Riffs, ein treibendes, rhythmisches Konzept und eine gelungene Melodieführung durchaus positive Merkmale der Musik von LAMINIUS X, allerdings werden diese Elemente oft sehr einfach kombiniert und treten immer wieder zu Gunsten des Gesangs in den Hintergrund. Während dieser Momente klingt die Musik schon fast nach poppigem Rock der Marke Wir Waren Julimond oder nach dem modernen Highschool-Pop-Punk. Lediglich in kurzen Instrumentalparts oder während der Bridges kann sie sich voll entfalten und wenn die Melodieführung dann einmal von der Gesangsstimme auf Gitarrist NeskoX oder das immer mal wieder einsetzende Keyboard übertragen wird, hat “Vitamin“ seine musikalisch besten Momente, entwickelt emotionale Tiefe und erinnert daran, dass die Wurzeln der Band im Gothic Rock liegen.

Auf “Vitamin“ ist also längst nicht alles Gold, was glänzt. Musikalisch bieten LAMINIUS X allerdings schon gute Ansätze. Jedoch können diese nicht mit der überragenden Qualität der textlichen Arbeit mithalten. Wer auf moderne Literatur in musikalischem Gewand steht, sollte hier also durchaus mal ein Ohr riskieren.