Lordi - Superflytrap

Review

Nach dem klassisch-rockenden Einstieg in die „Diskographie“ von LORDI geht es chronologisch mit „Superflytrap“ weiter. Das zweite Album der monströsen „Lordiversity“-Collection zielt in die späten 1970er-Jahre –  und punktgenau landen die Finnen auf dem Glitzer-Planeten Disco. Seichter, stadiontauglicher Rock trifft dabei auf die elektronische Tanzmusik von „Saturday Night Fever“. Das war seinerzeit  eine durchaus erfolgreiche Kombination und auch im Kontext der Monsterrocker LORDI ist dies eine stimmige Wahl.

Dabei treibt LORDI den „Dynasty“-Sound noch weiter in Richtung „Disco“: „Dirty Livin'“ mit kratzigeren Gitarren und Monster-Gesang, aber Disco-Fox-freundlicherem Beat – tanzbar ist letztlich das gesamte Material auf diesem Album, Eins-Zwei-Tap-Drehung. Der grundironische Ansatz eines solchen imaginären Backkatalogs wie „Lordiversity“ eröffnet dafür ja alle notwendigen stilistischen Freiheiten – und diese werden mit „Superflytrap“ ziemlich ungezwungen ausgelebt.

„Superflytrap“ – Monster On The Dancefloor

Dass dabei übersexualisiert aufgeladene Texte natürlich nicht fehlen dürfen, ist folgerichtig und zieht sich durch. „Gonna Do It (or Do It and Cry)“, „Macho Freak“, durchgehende Anspielungen auf das Liebe-Machen stehen oft im Mittelpunkt – „Superflytrap“ geht halt die ganze Strecke. Das ziemlich plumpe Einstiegshörspiel mit Porno-Setting übertreibt es dann aber doch ein wenig – diese Art Sanitär-Rohrverlegen-Witz ist schlicht …ausgenudelt und recht peinlich, die 1970er-Attitüde ziemlich gezwungen. Ansonsten aber ist der Einstieg in „Superflytrap“ gelungen: Eine „Moskau“-Hommage trifft auf „I Was Made For Loving You“ in „Macho Freak“ (mit UhhAhh!), da sind flockige ABBA-Anleihen in „Believe Me“ zu finden, da ist ein funky-souliges Fundament in „Spooky Jive“ – jeder dieser Titel hätte es verdient gehabt auf der „Best-Of“-Platte „Killection“ zu erscheinen, hinreichend Ohrwurm-Potential liegt vor.

Leider verstecken sich anschließend auch ein paar Füller auf „Superflytrap“, die zwar gut ins Ohr gehen, aber in der Mitte der Platte einen kleinen… Hänger verursachen. Das melancholisch-entrückte Gefühl eines „City Of The Broken Hearted“ fangen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA etwas gelungener ein, „Bella From Hell“ arbeitet sich etwas zu sehr an seinem Grundrhythmus ab. Zudem wird hier deutlich, dass der Gesang von Mr. Lordi nicht durchgehend die ideale Ergänzung zu den Titeln von „Superflytrap“ darstellt. Hier ist die bereits zu „Skelectric Dinosaur“ aufgebrachte Kritik fortzuführen, dass zwar versucht wird die durchgehende Krächzigkeit angemessen dem Songmaterial anzupassen, eine größere stimmliche Variabilität und etwas mehr „Soul“ wäre hier aber durchaus erfreulich gewesen. Aber wir bewegen uns ja immer noch im Rahmen einer LORDI-Veröffentlichung, nicht in einer korrekt intonierten Wiederauflage der Glitzerkugel-Ära.

Also sei’s drum: „Cast Out From Heaven“ mit Gospel-Chor-Einsatz und nicht zuletzt mit dem bereits auf der „Killection“ veröffentlichten „Zombimbo“ mit schmissigem KISS-Flair wird nochmal ordentlich durchgestartet.

LORDI bewegen sich sicher auf der Tanzfläche

Die „Lordiversity“-Leistungskurve zeigt mit der zweiten Veröffentlichung „Superflytrap“ jedenfalls durchaus nach oben. Der grellbunte-groovende Sound passt ausgezeichnet zu LORDI, überzeichnen kann die Band ja ohnehin ganz wunderbar. Ganz sicher funktioniert „Superflytrap“ auch auf jeder gutsortierten Party und beim Frühjahrsputz ganz hervorragend – Eins-Zwei-Tap beim Staubsaugen.

Oh, sorry, falsches Video. Kann man ja leicht mal verwechseln…

20.11.2021

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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