Oomph! - Ego

Review

Ich muss schon gestehen, ein wenig enttäuscht war ich nach dem ersten Durchlauf der Scheibe schon. Hatte ich zwar auf eine Beibehaltung des auf „Plastik“ gefundenen Stils gehofft, so doch sicher nicht auf Stagnation. Und genau das war es, was ich beim ersten Durchlauf festzustellen glaubte – Nach knapp 4 Stunden Dauerkonsum musste ich meine Meinung jedoch revidieren: Es ist vor allem Allmacht und gleichwohl Ausdrucksvermögen Deros, die dieses Album wieder ein Stück weit intensiver werden lassen. Die Wechsel zwischen hereinbrechender Aggression, suchender Verwirrung und verletzlicher Sensibilität beherrschen die Platte wesentlich stärker. Und die Melodieführung… was mir auf dem Vorläufer schon die Freudentränen in die Augen schießen ließ, ist auf „Ego“ wieder wie selbstverständlich Teil des Erlebnisses „Oomph!“, dass man sich fragen kann, warum diese Band erst mit dem letzten Album wirklich zur Melodie gefunden hat… Tonfolgen, die zu Beginn vielleicht noch etwas aufgesetzt und contramelodiös anmuten, werden, je vertrauter sie werden, zur Welle, die einen auf dem schillernden Sound-Ozean weit hinauszutragen vermag. Die Sample-Kiste von Flux scheint indes unerschöpflich, abermals finden sich in den Songs neben den prägnanten, soundgebenden Computerklängen die nahezu versteckten Details, elektronische Finessen, die die CD u.U. erst nach etlichen Runden im Teller preisgibt. Textlich bewegt man sich nun auf einer sehr viel intimeren Ebene als noch auf den eher sozialkritischen Vorgängern. Viel Persönliches wird in poetische Wortkunst gefasst, welche nicht unbedingt immer nachzuvollziehen ist – aber auch gar nicht sein muss, nicht umsonst heißt dieses Album „Ego“. Und dennoch: Als „stilistischen Sprung“ (Dero) würde dieses Werk zu keiner Zeit bezeichnen, zu viele stilistische Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger weist die Platte auf. Einen Punkt, den ich auf diesem Album denn auch wirklich kummervoll vermisse, ist die rhythmische Progressivität von „Plastik“; Anno 2001 schlagen Oomph! vergleichsweise gerade Takte, was die Songs um einiges durchschaubarer werden lässt. Zuletzt bleibt mir also zu resümieren: „Ego“ ist ein geniales Werk, steht jedoch klar im Schatten seines 2 Jahre älteren Bruders. Und so denke ich, wer „Plastik“ mochte, der dürfte auch bei „Ego“ bedenkenlos zugreifen können.

13.07.2001
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