
Seit „Anarchytecture“ sind SKUNK ANANSIE ihren Fans im Grunde ein neues Album schuldig geblieben. In den neun Jahren zwischen genanntem Vorgänger und dem hier vorliegenden, neuen Werk „The Painful Truth“ passierte natürlich einiges. Sängerin Deborah Anne „Skin“ Dyer wurde zwischenzeitlich beispielsweise 2021 zum Officer of the Order of the British Empire ernannt und veröffentlichte eine Autobiografie. Der Weg zur neuen Platte war laut Presseinfo für die mehrfach mit Platin ausgezeichneten Band allerdings nicht ohne und man habe sogar einstweilen vor der Auflösung gestanden – mal wieder – ehe man sich zurück zog, sich zusammen raufte und mit „The Painful Truth“ ein dokumentarisches Album über ebendiese und weitere Schwierigkeiten aus der Taufe hob.
SKUNK ANANSIE kleiden ihren Sound mit Synths aus
Große Aufregung braucht man natürlich von SKUNK ANANSIE auch anno 2025 nicht im Sound zu erwarten. Die britische Alternative-Formation orientiert sich nach wie vor um Fronterin Skin herum, sodass auch wenig wundert, dass die neue Platte recht knackige, songorientierte Stücke enthält, in denen Dyers Soul-Stimme komplett im Mittelpunkt steht und bei denen die Gitarren eher sachte aufgetragen werden, nix mit heavy hier. Aber dennoch gibt es etwas Interessantes zu entdecken: Die zehn neuen Tracks werden durch einen liberalen Einsatz von Synths und Electronica geprägt. Zwar immer noch tief in ihrem Sound verwurzelt öffnet diese Art der Instrumentierung die Tür für ein paar interessante Songwriting-Entscheidungen.
Und mit einem echten Hinhörer beginnen sie ihr Album auch gleich mal. „An Artist Is An Artist“ eröffnet die Platte mit einer großen New Wave-Geste, die mit Themen wie dem Älterwerden in Zeichen der Künste auf Konfrontationskurs geht, fast als wolle Skin ihren Frust über die zunehmend artifizielle Pop-Industrie loswerden. Der dezente Punk-Charakter des Openers fordert zugegeben ein bisschen Eingewöhnung, aber nach einigen Umdrehungen bohren sich die mit kommandierendem Gusto vorgetragenen Zeilen ins Gedächtnis ein – und prompt ist es schwer, sich den Song irgendwie anders umgesetzt vorzustellen.
Dabei besticht „The Painful Truth“ mit seinem Abwechslungsreichtum
Dann setzt mit „This Is Not Your Life“ ein wiederkehrendes Element dieser Trackliste ein, über das unsereins anfangs ebenfalls zweifelte, ehe der Funke überspringen sollte. Dieser Track geht zusammen mit weiteren Vertretern wie „Lost And Found“ und „Animal“ sehr stark in Richtung Pop, spezifisch jene Inkarnation der von Independent abgeleiteten Popmusik, die vor 10 – 15 Jahren Hochkonjunktur feierte. Es ist Easy Listening, aber es ist nichtsdestotrotz sehr gut gemacht, klingt frisch und ist für einige hartnäckige Ohrwürmer mehr als brauchbar. Modernere Pop-Gepflogenheiten werden in „Shame“ und „My Greatest Moment“ bedient und schmiegen sich nahtlos an die etwas angestaubteren Momente an, wobei „Shame“ durch seine biedere Art das qualitative Nachsehen unter den genannten Tracks hat.
Wo SKUNK ANANSIE ebenfalls ein bisschen schwächeln ist bei „Cheers“. Der Song klingt wie inkonsequentes 2010er Radiofutter für den hohlen Zahn, selbst mit Skins eindrucksvoller Stimmakrobatik im Refrain. Ein „Shoulda Been You“ mit THE POLICE-Gedenk-Gitarren und seiner pointierter in Szene gesetzten Hook funktioniert da ungleich besser. Aber diese Ausrutscher streifen sich die Briten locker ab und setzen im mitreißenden Rausschmeißer „Meltdown“ noch einmal ganz groß an mit Gesangsharmonien zum Dahinschmelzen. Die Abwechslung, die auf „The Painful Truth“ aufgefahren wird, ist jedenfalls beachtenswert. Und auch wenn nicht jeder Track ein Gewinner ist, so steht am Ende doch ein solides Comeback, mit dem Fans und Interessierte sicher nichts falsch machen.
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