Soft Captain - Soft Captain

Review

Die Tage werden wieder kürzer. Und die Sonne weicht langsam einem monotonem Grau im Himmel. Welche Musik könnte einen daher mehr von der hiesigen Trübsal befreien als entspannter Yacht-Rock? Das denken sich wahrscheinlich auch die beiden Herren hinter dem Namen SOFT CAPTAIN. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt-Album möchten sie uns – zumindest für eine sehr kurze Spielzeit von nur 28 Minuten hinweg – etwas über den Herbst begleiten.

Überraschung in den Liner Notes

Schon das Intro zu dem Opener „Still Remains“ entführt den Hörer ohne Umschweife an irgendeinen vom blauen Meer gekrönten Sandstrand. Eine warme Brise weht über das Wasser hinweg salzige Luft ins Gesicht. Der Geruch von Kokosnuss, Sand und Meerwasser breitet sich aus. Und auch die sanft in das Mikrofon eingesungene Stimme lässt einen tief in den Liegestuhl einsinken.

Und während man verträumt der Stimme lauscht, fragt man sich, woher man eigentlich den Herren kennt, der einem da ins Ohr säuselt. Die Überraschung ist groß: Denn bei dem Sänger und Chef hinter dem Projekt SOFT CAPTAIN handelt es sich um keinen geringeren als … Manuel Gagneux von ZEAL & ARDOR! Richtig gelesen – jener Herr, der mit Songs wie „Devil Is Fine“ die Metal-Welt auf den Kopf gestellt hat. Dass Gagneux auch abseits des souligen Black-Metal-Crossovers viel Talent und musikalische Interessen hegt, ist allerdings kein alter Hut mehr. Neben ZEAL & ARDOR ist er auch schon (lange vor „Devil Is Fine“) unter dem Pseudonym BIRDMASK aktiv und kreativ. Neben Gangneux agiert zudem Samuel Tschudin („ZAPERLIPOPETTE!“) als weiterer Kapitän.

Entspannung vom Metal mit SOFT CAPTAIN

Wer bei der Erwähnung von ZEAL & ARDOR jetzt auf einen genialen Metal-Yacht-Rock-Cocktail hofft, der muss hier enttäuscht werden. SOFT CAPTAIN machen wirklich nur reinen Chillout-Rock für ganz Zartbesaitete. Dennoch geht die Musik gut ins Ohr und kann ihren ganz eigenen Charme und Dynamik erzeugen. Gerade bei dem fast schon souligen „Jacuzzy“ wünscht man sich in genau diesen, dazu ein kühler Cocktail und das Lied in Dauerschleife.

Leider weniger überzeugend ist dagegen das vor allem von Tschudin eingesungene „Too Long“, dessen Stimme nicht ganz zu der Melodie passen möchte. Besser wird es dann wieder bei „Feelings Come and Go“. Hier kommen durch die Gitarrenarbeit und Gesang sogar gewisse ZEAL & ARDOR-Momente hoch. Schunkeln mit Gänsehaut.

Wellenberge und -täler

Wie auch schon „Too Long“ braucht der Song „Another Way Out“ etwas mehr Überzeugungsarbeit. Ob es an dem gelangweilt klingendem Gesang liegt oder an der im Vergleich zum restlichen Album abweichenden Komposition – so richtig warm möchte das Stück nicht werden. SOFT CAPTAIN kompensieren das aber mit dem schon fast funkigen „Answer“ und „Nothing on my Mind“, bei denen bestimmt auch Prince als Inspiration gedient haben mag. Wie auch schon im Opener wird mit „Never Fell In Love“ noch einmal echte Karibikstimmung erzeugt. Und fast möchte man sich in eine Episode von Spongebob Schwammkopf träumen.

Alles in allem wird SOFT CAPTAIN dadurch zu einem nicht immer ganz ausgewogenem Projekt zweier Musiker, das sicherlich seinen Reiz hat (z.B. „Still Remain“ und „Jacuzzy“). Und wer nach einem langen, anstrengenden Metal-Festival geeignete Musik zum Runterkommen sucht, kann hier beherzt zugreifen. Dennoch sollte gerade Gagneux eher bei ZEAL & ARDOR bleiben.

14.09.2022

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