
Dichte Nebelschwaden ziehen am Horizont auf und legen sich mit eisiger Hand um eine vorgelagerte Landzunge an der Nordseeküste. Ein letztes Aufbäumen des Lichts, das von dem Leuchtturm am Rande einer Klippe in die kalte Nacht hinaus strahlt, wird von der Dunkelheit verschluckt.
Kauernd unter einem kahlen Laubbaum versuche ich mich vor den langsam herankommenden Dämonen zu verbergen, ehe ich von ihren roten Augen erfasst und in die ewige Dunkelheit herabgezogen werde.
„Krybl“ ist angsteinflössend, verzweifelt und gemein
Wenn man sich erstmal auf die schleswig-holsteiner Black-Metal-Instanz TAUTHR eingelassen hat, können die oben beschriebenen Bilder schnell im Kopf herumspuken. Die Band existiert bereits seit 1991 und muss damit der zweiten Welle zugeordnet werden. Auch wenn es TAUTHR nie wirklich geschafft haben, aus dem Underground ans Tageslicht zu kommen. Ob die Musiker das überhaupt gewollt hätten, darf aber ohnehin bezweifelt werden.
TAUTHR: Was lange währt wird endlich gut
Mit „Krybl“ veröffentlicht die Band das zweite Studioalbum. Die lange Wartezeit nach „Life Losing“ ist aber auch die einzige Konstante. Denn so wenig aktiv TAUTHR in den letzten 34 Jahren waren, so häufig wurde das Besetzungskarussell angestoßen. Aber was erwartet uns auf „Krybl“ eigentlich?
Im ersten Segment dringt roher und hinterlistiger Black Metal aus den Boxen, der gerade mit dem Opener „Damages“ keine Gefangenen macht. Wenn sich ENDSTILLE mit der Monotonie in ihren Songs rühmen, lässt sich das über die TAUTHR 2025 ebenfalls sagen. Immerhin stellt die erstgenannte Band das amtliche Folgeprojekt von TAUTHR-Gitarrist Wachtfels und Drummer M.D. dar. Die DNA ist also identisch.
Monotonie wird zum Experiment
Schon ab Song Nummer fünf („To The Sea“), ziehen die Musiker aber die Notbremse und legen eine überraschende Mischung aus verzweifeltem Gesang mit Industrial-Garnitur vor. Im folgenden „Ende 104“ sind im Zwischenteil gar lange Melodiebögen zu hören. Die ausgelegten Flächen und das häufig hyperschnelle Schlagzeug sind nicht nur beeindruckend, sie bilden eine klar erkennbare Trennlinie zu ENDSTILLE.
„Awake“ wiederum lässt Erinnerungen an „Grand Declaration Of War“ (MAYHEM) wach werden, wobei immer der am Irrsinn vorbeischrammende Gesang von Grolman im Vordergrund steht.
Im Finale bestreiten TAUTHR zwar ihre Herkunft („There Is No Black Metal“), was wir allerdings nicht bestätigen können. Mit „Krybl“ ist der Band ein ordentliches Black-Metal-Brett gelungen, das mit dem altertümlichen Songwriting und den sparsam eingesetzten Arrangements in erster Linie ENDSTILLE-Fans oder Genre-Liebhaber:innen der zweiten Welle überzeugen wird.

Oliver Di Iorio






























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