
Liebe kann alles mögliche machen. Liebe kann Freude machen, kann Spaß machen, kann aber auch Schmerz und Kummer bereiten und Individuen sogar in den Abgrund treiben. Von den lettzgenannten Aspekten der Liebe soll das neue TAYNE-Album „Love“ handeln, das von Bandchef Matthey Sutton offenbar in einer Phase der Dissoziation entworfen worden ist. Zündstoff bietet das Thema jedenfalls zu Hauf. Da ist es durchaus recht und billig, diese Thematik in Form des Industrial/Electronic Metal zu erkunden, da sich hier von feinsinnig texturierten Synth-Klanglandschaften hin zu dissonanten Noise-Kaskaden alle möglichen Klangbauten errichten lassen.
TAYNE und die Liebe
Was TAYNE letztlich aber hieraus gemacht haben, klingt mehr nach Trendverfolgung als nach inspirierter Inszenierung. Das muss jetzt nicht unbedingt negativ sein, aber es hält „Love“ doch mehr als nötig zurück. Am schlimmsten ist hier die Stimme des Fronters, der zum Großteil der Spielzeit relativ monoton und mit irgendwelchen Hall- und Dopplereffekten versehen vor sich hin säuselt. Hin und wieder faucht’s mal dazwischen, aber meist hat man mit seiner prozessierten Singstimme zu tun, die kaum Variation bietet und den dramatischen Aktionsradius eines Suppentellers aufweist. Die Gäste, das sind Rachel Aspe (CAGE FIGHT) in „Coherent“ und James Spence (ROLO TOMASSI) in „Fear“, bringen zwangsläufig etwas Abwechslung rein, aber besser wär’s, wenn jeder Track einen Gast gehabt hätte.
Ungleich positiver verhält es sich mit dem Sound selbst, der praktisch durchgehend mit scharfen Industrial-Beats, sägenden Synths und bratenden Gitarren aufwartet. Das ist alles natürlich gut produziert mit ausreichend Dreck und Rotz im Rohr und drückt amtlich in die Fresse. Aber auch hier zeigen sich TAYNE eher zweidimensional, da es zwar durchaus Abwechslung in Sachen Härte und Intensität gibt, aber die Möglichkeiten der Synths und Beats einfach nicht ausreichend ergründet wurden. „The Downward Spiral“ this ain’t. Dahingehend kann man auf Empfängerseite immerhin froh sein, dass die Platte nach einer knappen halben Stunde zu einem raschen Ende kommt, sodass sich die Repetition einfach aufgrund der Prägnanz der Veröffentlichung in Grenzen hält.
Die Briten bieten kurzweilige, aber leider auch repetitive Tanzflurbanger
In seiner letztlich dargebotenen Form geht „Love“ durchaus in Ordnung. Es wäre aber wünschenswert gewesen, wenn sich die Band songschreiberisch etwas mehr Experimentierfreude und Abenteuerlust zugetraut hätte. Das Highlight sind die drückenden, bisweilen schroff hämmernden Beats wie in „Down“ oder „Cause Worthless“, die sicher die Tanzfläche in Brand setzen werden. Die allein heben die Halbwertszeit der Veröffentlichung aber nur bedingt an. Suttons Gesäusel passt irgendwie in den Sound hinein, ist aber eben auch arg monoton und ein weiterer Faktor, der TAYNE mehr als nötig im Weg steht. Da ist Potential drin, aber die Briten bleiben an einigen Stellen leider unter ihren Möglichkeiten, sodass „Love“ für den Moment zwar angemessen unterhält, aber kaum eine Langzeitwirkung entfaltet.
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