The Royal - Dreamcatchers

Review

THE ROYAL sind eine Band, die Kritik und Beratung wirklich dringend benötigt. Und zwar deshalb, weil sich auf ihrem „Dreamcatchers“ von 2014 einige überragende Parts direkt neben einigen wirklich peinlich schlechten tummeln. Das Schlimmste daran ist aber, dass die Niederländer sich das Material selbst versauen und zwar ganz offensichtlich, um ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Dass wir das Album zweieinhalb Jahre nach Veröffentlichung aus Eigenantrieb trotzdem besprechen, liegt daran, dass THE ROYAL sich mit etwas Feinschliff durchaus einen Namen in der Szene machen könnten und man – wenn aller Ballast über Bord geworfen ist – als Fan von PARKWAY DRIVE und AUGUST BURNS RED auch an „Dreamcatchers“ Gefallen finden kann.

„Dreamcatchers“ startet mit „Hymn“, einem Intro, das genauso gut für ein Fantasy-Computerspiel geeignet wäre, wie für stimmungsvolle musikalische Untermalung in Chinarestaurants im Jahre 2056 – aber eben nicht für eine Metalcore-Platte, die jetzt gleich ordentlich Backpfeifen verteilen möchte. Das anschließende „Spirit Walker“ geht gleich in die Vollen, kann mit durchgedrücktem Gaspedal überzeugen und weist darüber hinaus sogar noch amtliche Gitarrenarbeit von Dick Van De Kamp und Pim Wesselink auf.

THE ROYAL schaffen es teilweise stark an WHILE SHE SLEEPS zu erinnern, besonders wenn es kernige Chöre gibt („Skyler“, „Dreamcatchers“). Dabei agieren sie deutlich steriler und technischer, was den Gegensatz größer und Mathcore-Freunde glücklich macht. Doch immer, immer wieder drängeln sich diese furchtbaren Synthiepassagen zwischen die großen Momente.

THE ROYAL wollen es wissen

„Earth Gazer (feat. Ryan Kirby)“ ballert direkt amtlich nach vorne und ist so exakt auf den Punkt, der Spannungsbogen ist quasi zum Zerbersten gespannt und wird gerade entladen, als sich wieder diese unsäglichen Synthies dazugesellen… Das zerhaut alles, versaut mehrfach die richtig großen Momente auf „Dreamcatchers“ und lässt trotzdem hoffen – es ist schließlich einfacher, etwas einfach wegzulassen, statt Kreativität zu zaubern oder sein Instrument ordentlich zu erlernen. Noch dazu ist der Biss von THE ROYAL auf „Dreamcatchers“ allgegenwärtig, man kann förmlich greifen, dass diese Band es will und dass diese Band sich darüber Gedanken macht, wie man Massen erreichen und begeistern könnte.

Von den Synthies bitte mindestens die Hälfte streichen

„Halfhearted (feat. Shawn Spann)“ schleudert orientalische Gitarrenmelodien auf massiven Riffsteilwände und hält die Spannung mit einem überzeugenden Pre-Chorus. „Lilith“ eröffnet überaus überzeugend, mit einem grob gezackten und schon Richtung Industrial tendierenden Takt, zwischendurch wird der Song immer wieder von einem verschwurbelten Part zerpflückt,  mit mehr Weite durch Gitarren und Drums optimiert. Das sind nur zwei der vielen Momente, in denen man wirklich nicht nachvollziehen kann, dass sich noch kein Label diese talentierte Band unter den Nagel gerissen hat und THE ROYALS nicht längst in aller Munde sind.

„Dreamcatchers“ ist einfach zu gut, um ignoriert zu werden

Unnötig ist leider das abschließende „Origins“, welches von THE ROYAL noch dreist als „Orchestral Version“ angepriesen wird, schlechter kann man ein Album wie „Dreamcatchers“ kaum beenden. Rein musikalisch wären hier streckenweise 8 oder sogar 9 Punkte zu verteilen. Nun drückt niemand gerne einzelne Passagen vor und als Ergebnis verliert „Dreamcatchers“ leider massiv an Wertung – die wirklich unterirdischen Intrumental- und Synthieparts braucht kein Mensch, nicht an diesen Stellen und nicht in dieser Form. Dennoch: „Dreamcatchers“ von THE ROYALS ist eine Platte, die man auf keinen Fall unterschlagen darf, während da draußen so viel unnötige Bands so dermaßen unintelligent vor sich hinballern.

05.11.2016

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