Tiamat - Amanethes

Review

Fünf Jahre sind eine lange Zeit, die Johan Edlund seit „Prey“ ins Land hat ziehen lassen, um nun mit dem vorliegenden Werk „Amanethes“ wieder an der Bildfläche zu erscheinen und vierzehn neue Tracks auf die Menschheit loszulassen, die insgesamt fast schon wie ein Best-Of der bisherigen Discographie anmuten. Dabei sind TIAMAT erneut anders und wer ein weiteres „Clouds“, „Wildhoney“, „A Deeper Kind Of Slumber“ oder „Prey“ erwartet hat, wird enttäuscht.

Das vorliegende Material eindeutig zu kategorisieren ist unmöglich, denn wie zuvor angedeutet, findet man auf „Amanethes“ viele klassische Elemente aus allen Perioden der Band wieder, aber auch viele neue, zum Teil sogar unerwartete Momente wie Kindergesang und Drums im Death-Metal-Tempo („Equinox Of The Gods“), eine reinrassige Hommage an PINK FLOYD mit einem wunderbar entspannenden Gitarrensolo („Meliea“) oder den zähflüssig-doomigen Rausschmeißer „Amanes“ mit bedrückend weinerlichem Gesang.

Jedenfalls eröffnet „Amanethes“ mit dem erstaunlich hart rockenden „The Temple Of The Crescent Moon“, dessen Leads wehmütig an längst zurückliegende Tage erinnert. Ein wenig klingen hier PARADISE LOST durch, aber Fans der ersten Stunden werden sich durch die neu gefundene Härte und Geschwindigkeit sicherlich freuen dürfen. „Equinox Of The Gods“ legt sogar noch einen Zacken drauf, bevor das episch-symphonische „Until The Hellhounds Sleep Again“ wieder mehr in der letzten TIAMAT-Ära wildert und dort zunächst auch für die weiteren Tracks verweilt. Interessant ist schließlich noch das vom Riff her an BLACK SABBATH angelehnte „Lucienne“ oder das verträumte „Summertime Is Gone“, bei dem sich Johan gesanglich auch schonmal an Herrn Steele orientiert. Zur Halbzeit fällt das Album mit „Raining Dead Angels“ dann noch einmal in einen Geschwindigkeitsrausch und bietet zugleich den sperrigsten Song des Albums, der vor allem in der Gothic-Szene seine Fans finden sollte. Wirklich Herzklopfen bekomme ich letztendlich noch einmal zu „Misantropolis“, einem wundervoll-melancholischen TIAMAT-Song mit tollen Melodien, der nahtlos in das rein akustische „Amanitis“ übergeht, das einige griechische Folklore-Elemente offenbart.

TIAMAT ist mit „Amanethes“ zwar ein durchaus interessantes aber auch extrem sperriges Album gelungen, das seine Zeit benötigt, um den einzelnen Songs folgen und sich daran erfreuen zu können. Ein übermächtiger Hit fehlt komplett. Mit den Vorgängern lässt sich dieses Teil nur bedingt vergleichen und erreicht (leider) zu keiner Zeit die Qualität der bereits zuvor genannten Highlights der Band.

28.04.2008
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