Twitching Tongues - Gaining Purpose Through Passionate Hatred

Review

TWITCHING TONGUES haben ihr viertes Album draußen. „Gaining Purpose Through Passionate Hatred“ heißt es – ein Glück unterscheiden sich Titel und Inhalt in puncto Eingängigkeit. Positive wie negative Vorwürfe in den Rezensionen der Vorgänger kann man auch ungehört und getrost anhand der Platte nachvollziehen. Was einerseits sehr gerade Melodien austeilt, geht dank häufiger Brüche und Passagenwürfelei dennoch nicht widerstandslos ins Ohr. Insgesamt überwiegt aber doch haarscharf die Gunst, denn TWITCHING TONGUES bügeln die Fragezeichen mit dickem, nur knapp nicht zu soßigem Sound. Was schlichtes für wenn Bock drauf, quasi.

Twitching Tempi – kontinuierlich unstet

„Harakiri“ ist da so ein Paradebeispiel: groovy zu Beginn, flott im ersten Drittel, flach im Refrain, Gangshout-Elan in der Mitte, wuchtig am Ende. Etwas gebremst und sensibler gleicht „Kill For You“ prompt aus – und offenbart auch Phrasenaffinität à la „do you see me, do you hear me“. Rüpeln können sie aber auch, wie „T.F.R.“ beweist. Und Emo-Doom („Forgive & Remember“). Überhaupt geht es im Tempi-Zickzack durch die Tracklist. Solange Nachdruck, Melodie und Colin Youngs beachtliches Stimmorgan nicht nachlassen, ist in „Gaining Purpose Through Passionate Hatred“ aber noch ein roter Faden zu erkennen. Hier und da sicherlich mit etwas Fitz versehen, aber vorhanden.

Allem Gehörten zum Trotz überrascht „Long Gone“ dann aber doch. Ein seichter, aber kraftvoll intonierter Schmachtfetzen zum Piano. Ein Gefühl für Dramatik und sein Stimmvolumen muss man Young definitiv lassen. Nur ab dem Moment, in dem die Streicher einsetzen, wird aus der Ahnung Gewissheit – nach grenzwertig kommt flach. Wie um diese Gedanken Lügen zu strafen, knallt „The Sound Of Pain“ danach unvermittelt ins Ohr. Und hält als erster Track bisher das wahrhaftige Highlight-Fähnchen hoch. Vermutlich lassen knappe zwei Minuten einfach nicht allzu viele Eskapaden zu.

Passabel Ding will Weile haben

Doch hintenraus lassen TWITCHING TONGUES noch ein paar Schmankerl blitzen: Wenn man sich tapfer durch die ersten Doom-Power-Minuten von Defection („Union Of The State“) kämpft, wartet eine chorale, träge Wand auf Gehör. „I Fell From Grace Feet First“ hängt ebenso in der schweren Gangart fest. Hier treffen sich dicke Töne und Pathos wirklich bestmöglich. Also: Hartnäckiges Reinhören lohnt sich, auch wenn man der Band nicht verfallen ist.

 

 

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16.04.2018

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