Visnu - Time For Blood

Review

Bitte lasst eure Sammlung nicht diese Platte hören! Lasst sie nicht mal in die Nähe der Regale! Versteckt das Ding! Im Keller, am besten in einer Bleikiste oder gleich auf dem Mond… Denn falls ihr “Time For Blood“ in Gegenwart eures erweiterten Thrash-Bestandes abspielt, werden so einige Alben ob ihrer Durchschnittlichkeit einfach in Flammen aufgehen. Gar solche von etablierten Bands, die sich als Genre-Elite wähnen, verziehen sich und quietschen nur noch.

Sicher, VISNU aus Aachen erfinden nichts neu, noch revolutionieren sie das Genre Dresch-Metall. Aber sie schaffen es, die Essenz des Thrashs in den vier dargebotenen Songs zu destillieren. Das geht bisweilen sogar dem ein oder anderen wiedervereinigten Althelden-Verein ab. Es regiert ganz klar die alte Schule und die Band hat -“um das Oldschool-Feeling zu bewahren“ – neben einer CD ihre Tonkunst auch gleich auf Kassette eingereicht. Für das Cover wird es selbstredend bei der nächsten Gelegenheit Prügel hageln, doch schmälert diese “Gestaltung“ den höchst positiven Eindruck nicht nachhaltig. Man geht gleichermaßen abwechslungsreich wie nachhaltig zu Werke, hat eine ganze Fülle an überzeugenden Riffs zu bieten, die erfreulicherweise durch liebliche Melodeien verlängert und mit eingängigen Refrains gekrönt werden.

Auch der charismatische Fronter, welcher sich anhört, als hätte ein vertikal eingeschränkter Chuck Billy einen geknebelten Mille im Arsch stecken, weiß zu begeistern und vermittelt zusammen mit der Instrumentalabteilung ein Höchstmaß an Spielfreude am technisch recht anspruchsvoll vorgetragenen Material. Streckenweise auf alte GRIP INC., in punkto Eigenwilligkeit auf NASTY SAVAGE und auf ABATTOIR (und ich meine nicht die ABBA-Metal-Cover-Truppe ABBATOIR!!!) verweisend, hat der Vierer schon ein eigenes Gesicht. Sagen wir mal Gesichtchen, denn bis zum Sturm auf den Thrash-Olymp geblasen werden kann, muss noch ein wenig mehr Eigenständigkeit her. Zudem fehlt an mancher Stelle die Entschlusskraft, nachzusetzen und wirklich keine Gefangenen mehr zu machen.

Der Sound ist für einen Eigenbau annehmbar, offenbart aber gerade in den Mitten einige Schwächen, so dass der Bass oft völlig versumpft und auch die Sechs-Saiter nicht immer ausreichend zur Geltung kommen. Hier herrscht noch Nachbesserungsbedarf.

Alles in allem beweisen VISNU aber eindrucksvoll, dass mit ihnen zu rechnen ist, wenn es um qualitativ hochwertigen Thrash der althergebrachten Machart geht. Vier Songs sind natürlich nicht allzu viel, um die Vorzüge der Band schätzen zu lernen und die Frage, ob die Jungs auch über Albumdistanz überzeugende Songs bieten können, muss erst noch beantwortet werden. An die zurzeit beste deutsche Thrash-Underground-Band HUMAN PARANOID kommt man noch nicht ran, ist aber auf einem verdammt guten Wege.

Freuen wir uns folglich auf den ersten Longplayer. Den müssen wir dann womöglich in der Nachbargalaxie verstecken.

25.07.2010

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