Der große metal.de-Monatsrückblick
Die größten Highlights und die schlimmsten Gurken im August 2018

Special

Der große metal.de-Monatsrückblick – August 2018

Editorial

Liebe Leser,

die Sommer-Hitze verabschiedet sich langsam in den Herbst-Urlaub. Ein Glück, schließlich hat auch dieser Monatsrückblick leider wieder länger gebraucht, als wir uns vorgenommen haben. Schuld daran ist der randvolle Kalender mit neuen Veröffentlichungen, aber natürlich auch der Rückschau auf den grandiosen-Festivalsommer – denn dafür war das Wetter schließlich perfekt. Beste Beispiele dafür sind unsere umfassenden Berichte zum SUMMER BREEZE Open Air 2018 und dem WACKEN Open Air 2018. Darüber hinaus gibt es mit dem Soundcheck eine fette Neuerung – und wie ihr sicher gemerkt habt, auch schon den ersten namhaften Sieger.

Aber wir müssen auch eine kurze Zwischenbemerkung abseits unseres musikalischen Augusts einwerfen. Denn unsere Konzertankündigung zur #wirsindmehr-Veranstaltung hat hohe Wellen geschlagen und für hitzige Diskussionen gesorgt, vor allem auf Facebook. Wir haben kein Problem mit kontroversen Meinungen und auch nicht damit, dass jemand eine andere Meinung vertritt als wir. Auch innerhalb der Redaktion sind wir nicht nur musikalisch häufig uneins, sondern auch in schwierigen Fragen des Alltags und des gesellschaftlichen Lebens. Aber, um es kurz zu machen: Es handelt sich zum einen erstmal um eine Konzertankündigung zu Bands, zu denen wir im Fall der TOTEN HOSEN, K.I.Z. aber auch CASPER schon berichtet haben – ja, wir sind metal.de, aber nein, unser Horizont endet nicht (immer) hinter dem Doublebass-Pedal. Natürlich gab es da auch eine zweite Ebene, nämlich, dass wir uns dem Aufruf angeschlossen haben. Dieser hat in erster Linie für uns nicht einmal etwas mit Politik zu tun, sondern mit einer ganz und gar allgemeinen Auffassung – Rassismus hat in unserer Redaktion keinen Platz. Punkt. Wen das überrascht, der verfolgt uns anscheinend nicht aufmerksam. Wir möchten und wollen damit an dieser Stelle auch keine komplexen Sachverhalte diskutieren oder breittreten. Aber: Wir haben einen Standpunkt und vertreten diesen auch offen, wenn es sein muss.

Aber nun zurück zu dem, worum es uns eigentlich geht – Musik. Auf den folgenden Seiten findet ihr wie immer die High- und Lowlights des Monats.

Eure metal.de-Redaktion

Der große metal.de-Monatsrückblick – Die größten Highlights im August 2018

PANZER SQUAD – „Ruins“

PANZER SQUAD aus Osnabrück sind nur zu dritt. Die Thrasher unterhalten trotzdem besser als jede Runde Panzer-Quartett, die im Hause metal.de jemals stattgefunden haben mag. 30.000 Riffs pro Platte – sticht! 1986 rules okay – sticht! Läuft auf: Black/Thrash – sticht. HELLBRINGER – sticht! KETZER – sticht! Aussucher hilft euch auch nicht mehr weiter, ihr Poser! PANZER SQUAD zocken auf „Ruin“ ebenso gnadenlosen wie abwechslungsreichen Thrash, dem ihr nichts entgegenzusetzen habt. Euer Supertrumpf trägt ja nicht mal Röhre …

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ALICE IN CHAINS – „Rainier Fog“

ALICE IN CHAINS sind immer noch da. Allein das ist ein Statement. Besser noch: „Rainier Fog“ ist ein richtiges Geschoss geworden. ALICE IN CHAINS setzen dabei auf Bewährtes: schräge Riffs, treibende Grooves, eingängige Refrains, oft zweistimmigen Gesang von DuVall und Cantrell, BLACK SABBATH. Fertig ist eine klassische Grunge-Platte, die sich neben den Staley-Klassikern nicht klein fühlen muss. Und die locker unseren Premieren-Soundcheck gewinnt!

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MANES – „Slow Motion Death Sequence“

Endres sagt: Auf „Slow Motion Death Sequence“ der Veteranen MANES treffen „Endneunziger Neo Prog, […] eingängiger Pop, Post Metal, Trip Hop, Drum’n’Bass, Electro, Jazz, Ambient und Avantgarde aufeinander“. Da auch bei metal.de nicht wenige eher schlichteren Gemüts sind, sei zur Sicherheit ergänzt: MANES, gestartet vor einem guten Vierteljahrhundert im Black Metal, sind 2018 dennoch eingängig und schlüssig. Nicht nur AnhängerInnen (norwegischer) Avantgarde sollten zwei Ohren riskieren. Eine Reihe Gäste am Mikro gibt’s auch.

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THE VINTAGE CARAVAN – „Gateways“

„Gateways“ zeigt VINTAGE CARAVAN nach einer Dekade als erwachsene Band. Alle Bandmitglieder haben die 20 locker erreicht. Ihre Musik war ja eh immer schon erwachsen – und ist aktuell dazu nicht nur abgeklärt, sondern auch äußerst frisch. Denn es gelingt VINTAGE CARAVAN so gut wie nie zuvor, die Magie ihrer Auftritte in abwechslungsreichen Songs einzufangen. „Gateways“ stellt damit die prinzipielle Unzerstörbarkeit klassischen Rocks deutlich heraus und die Vergleiche sind über die Generationen flexibel einsetzbar: GRAND FUNK, THE TEMPERANCE MOVEMENT, DEEP PURPLE, KADAVAR etc. pp. Klar soweit, oder?

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ANNISOKAY – „Arms“

Michael Jackson fragte einst: Annie, are you ok?“ 2018 und mit „Arms“ auf den Ohren sollte entgegnet werden: ANNISOKAY! „Arms“ bietet modernen Metalcore mit allem Drum und Dran: facettenreiche Screams, Klargesang, Härte und Emotionalität, melodische Leads und Groove. Und Hits. Einen nach dem anderen. ANNISOKAY, liebe Kinder!

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PARASITE INC. – „Dead And Alive“

PARASITE INC. klingen auf „Dead And Alive“ mitunter wie „DARK TRANQUILLITY, wenn man sie mit den frühen CHILDREN OF BODOM ausstopft“. Und überhaupt besticht der Melodic Death Metal von PARASITE INC. bei aller Eingängigkeit mit ausgesprochener Giftigkeit. „Dead And Alive“, so geht’s Geraune – hält (Mittel)alt und Jung bei Laune.

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LORD OF THE LOST – „Thornstar“

LORD OF THE LOST „Thornstar“ legen ein detailreiches Konzeptwerk vor. Thema ist das untergegangene Volk der Pangaen und deren Mythologie. Und wird deren Existenz aufgrund spärlicher Beweislage bisweilen gar angezweifelt – die Qualität von „Thornstar“ ist über Zweifel erhaben. Wer sich für abwechslungsreiche, düstere wie detailreiche, auch mal tanzbare und angemessen harte Musik aus dem Großraum „Gothic“ begeistern könnte, sollte sich LORD OF THE LOST dringend zuwenden.

Der große metal.de-Monatsrückblick – Die größten Highlights im August 2018

DARK MILLENNIUM – „Where Oceans Collide“

DARK MILLENNIUM mit ihrer progressiven Freigeist-Version von Death Metal sind mindestens bei der einschlägigen Zielgruppe immer noch eine Hausnummer. Vor einem Vierteljahrhundert wie heute fordernd, verbindet ihr neues Werk“Where Oceans Collide“ eigentlich einander Ausschließendes. Urteil: Das Ding „wirkt manchmal ein bisschen wie die härtere Fortsetzung von ‚Diana Read Reace‘, ist „progressiv, verkopft und völlig natürlich. Jeder Titel ist ein einziges Auf und Ab, ein ständiges Hin und Her, rastlos, immer weiter.“ Wir lehnen uns trotzdem zurück und genießen.

Der große metal.de-Monatsrückblick – Die größten Highlights im August 2018

MANTAR – „The Modern Art Of Setting Ablaze“

MANTAR zeigen mit „The Modern Art Of Setting Ablaze“: Ein Hype ist es nur, wenn die gewährte Aufmerksamkeit die Qualität der gebotenen Kunst übertrifft. Ergo: Um MANTAR existiert kein Hype. Denn: „Die zeitlosen Songs“ auf ihrem dritten Werk „wirken strukturierter, durchdachter, kompakter, knackiger, griffiger, sortierter, kommen direkter auf den Punkt und sind noch eine Spur eingängiger geraten“. Die „kauzig-dynamische, brachial-rohe, abgedrehte Melange aus Black, Doom, Death Metal mit Punk und Sludge“ ist immer noch „innovativ, dabei „rotzig, kraftvoll, intensiv und apokalyptisch“. Wir halten uns in diesem Hause strikt an die Fakten.

Der große metal.de-Monatsrückblick – Die größten Highlights im August 2018

FEUERSCHWANZ – „Methämmer“

FEUERSCHWANZ präsentieren „Methämmer“. Ist dieses ihre erste Metal-Platte? Eine Hammerplatte gar? Oder nur eine Met-Platte? Eine platte? Der Fachmann sagt: „Methämmer“ ist abwechslungs- und ideenreich, vermengt versiert Party-Folk, Heavy Metal und betörende Geigen. Zudem mischt sich tatsächlich Sozialkritik in die traditionelle Genitalik. So denn – FEUERSCHWANZ, „Schubsetanz“, im Raume steht: Substanz.

Der große metal.de-Monatsrückblick – Die schlimmsten Gurken im August 2018

THE MORLOCKS – „Bring On The Mesmeric Condition“

Die MORLOCKS um Sänger Leighton Koizumi gab es schon in den frühen Achtzigern. Jetzt gibt es sie wieder. Ihrem neuen Werk „Bring On The Mesmeric Condition“ und seinem latent poppigen Garagen-Rock bzw. -Punk attestieren wir zuviel Schema F sowie Unspektakuläres und kämpfen mit der Müdigkeit. (Wobei hier eine Minderheit, das sei angemerkt, der Platte durchaus einiges abzugewinnen weiß. Taste and opinions …)

PROTOTOMB – „Meta*elle“

PROTOTOMB zwinkern begleitschreibend und selbstironisch Fans von ENTOMBED und TOTO zu. Angesichts von „Meta*elle“ dürfte die Band gern selbstkritisch nicht nur die Produktion schärfer gestalten, sondern vor allem auch Struktur ins eigene musikalische Chaos bringen, die Songs insgesamt schlüssiger gestalten. Dann klappt es vielleicht auch mit dem False-Metal-Spagat.

CANAAN – „Images From A Broken Self“

CANAAN werden mit „Images From A Broken Self“ im „Gothic Rock/Darkwave/Ambient/Wasweißich“ (Santel) weiterhin kleine kalkweiße Brötchen backen müssen. Dass metal.de dem fehlenden Gitarrenlärm hinterhertrauert, dies schon aus Prinzip und von Berufs wegen – geschenkt. Schlimmer ist, dass die Songs derart vor sich hin plätschern, dass neben „Images From A Broken Self“ jeder kleine Flachland-Bach den Dicken machen kann. Sorry.

EVILNESS – „New Perspectives, No Evolution“

Freundinnen und Freunde der Kultur, rein musikalisch offerieren die Franzosen EVILNESS groovenden Death/Thrash, der wenig wehtut. Lyrisch allerdings ist „New Perspectives, No Evolution“ von noch einmal anderem Niveau: „Your vagina is an airport / seeing everybody’s cock land and take off“ – gute Chancen auf die Metaphern-Meisterschaft der bis zu 12-Jährigen dürften sich EVILNESS zurecht ausrechnen. Zumal Ludovic Chiffot es schafft, durchweg eintönig in einer Stimmlage zu grölen. Das soll ihm irgendein Demnächst-Teenie-Poet im Stimmbruch so souverän erstmal nachmachen …

Playlists der Redakteure – Das lief bei uns im August 2018

Dominik Rothe:

Michael Klaas:

 

21.09.2018
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