6:33 - Deadly Scenes

Review

Folgendes Szenario: Ich lege die CD „Deadly Scenes“ von 6:33 in meinen Player und erwarte aufgrund der Live-Aufnahmen, die ich bereits im Internet sehen respektive hören konnte (nicht zuletzt auch wegen der Bandfotos – 6:33 maskieren sich nämlich wie in den guten alten Zeiten), einen MUDVAYNE- oder SLIPKNOT-Klon. So staune ich auch nicht schlecht, als das eröffnende „Hellalujah“ mit Kirchenchoral beginnt. Und entgegen gängiger Metal-Klischees schlägt das Stück nicht in (satanisches) Geboller um, sondern bietet eine sonderbare Mischung aus der ROCKY HORROR PICTURE SHOW und so ziemlich allem, was der MIKE PATTON’sche Kosmos herzugeben hat. Gewürzt wird das Ganze hier und da mit etwas DEVIN TOWNSEND-Wahnsinn. Das bedeutet konkret: Musical-artige Songs mit vielen, zum Teil schrägen Melodien und stampfenden, energiegeladenen Rhythmen treffen auf – nun ja – MIKE PATTON, was man vor allem an der Stimme Rorschachs erkennt: Sein unglaublich vielseitiger Gesang zollt der amerikanischen Crossover-Legende unverkennbar Tribut. Unterstützt wird er dabei von femininem Gesang, der den Musical-Aspekt nochmals unterstreicht. Die Texte sind dabei durchzogen von morbidem Humor.

In gewisser Weise erinnert die Musik ihres mittlerweile dritten Albums an MR BUNGLE, auch wenn 6:33 weniger jazzig und mehr metallisch zu Werke gehen. Doch das französische Quintett ist nicht minder unberechenbar und kreiert sein eigenes, diabolisches Süppchen. So kann auf eine wilde, rockige Achterbahnfahrt schon mal ein sphärischer, von Synthies getragener Klangteppich folgen („Ego Fandango“). „The Walking Fed“ wird von treibender Percussion bestimmt, die durch Synthies und Jahrmarktgeorgel unterstützt werden. „I’m a Nerd“ ist ein stampfender Modern-Metal-Kracher mit Gitarren im Offbeat, bei dem sich wüste Kreisch- und Brüllattacken mit boygroupartigem Gesang abwechseln, nur um dann abrupt mit dem Rauschen eines 56k-Modems und der Bandansage einer Bank-Hotline zu enden. Das Titelstück mit seiner morbiden Geschichte beginnt mit einem Tango à la TIM BURTON, um sich dann in eine Mischung aus DEVIN TOWNSEND und Zappaeskem zu verwandeln – die Franzosen verstehen es, dem Hörer immer wieder etwas neues vor den Latz zu knallen und meistern eine der schwierigsten Aufgaben, die eine derart wilde Mischung mit sich bringt: Konsistenz. Das Album klingt einfach wie aus einem Guss. Und über allem schwebt der Geist des Musicals.

Selten versprüht ein Album derart viel Energie wie „Deadly Scenes“ von 6:33  und macht so sehr Laune. Das Einzige, was etwas sauer aufstößt, ist, dass die Scheibe sich gegen Ende ein bisschen zieht. Hier wäre etwas weniger definitiv mehr gewesen. Ansonsten kann man festhalten: Extrem tanzbar und eingängig bis zum Mitpfeifen, zur rechten Zeit aber auch wieder hart und unberechenbar – ein toller Start ins neue Metal-Jahr für jeden, der sich für derartige Musik begeistern kann. Für Fans von MIKE PATTON lohnt sich die Anschaffung allemal.

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16.01.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu 6:33 - Deadly Scenes

  1. Hypnos sagt:

    erinnert mich stark an die großartigen Vulture Industries