
TRIBAL GAZE aus dem US-amerikanischen Longview klingen im Jahr 2025 vielleicht so texanisch wie eine Band dieser Tage nur klingen kann. Die Pfanne aus Bohnen und Speck ist inzwischen wuchtigen Death-Metal-Klängen gewichen, die mit einer kernigen Hardcore-Schlagseite insbesondere beim nordamerikanischen Publikum auf Anklang stoßen. Aus dem Lone-Star-State gibt es etwa mit CREEPING DEATH oder FROZEN SOUL weitere Bands aus vergleichbarem musikalischen Dunstkreis, die zuletzt durchaus Erfolge feiern konnten. Letztere waren jedenfalls den hier thematisierten Fünfer mit auf Tour, wobei Nuclear Blasts Monte Conner ebendiese für sein Label entdeckte und direkt unter Vertrag nahm.
Bohnen und Speck
Mit „Inveighing Brilliance“ tauchen TRIBAL GAZE jedenfalls zum zweiten Mal mit einem Full Length auf und werden Fans von genannten Referenzen auch mit dieser Platte ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Das Album hat dafür zunächst einmal eine herausragende Produktion erhalten – modern genug, um die stampfenden Hardcore-Rhythmen tief in die Knochen der Hörer:innen zu schießen, gleichsam aber ausreichend Old School, um den Death-Metal-Wurzeln Rechnung zu tragen. Dabei agieren die Texaner stets kurzweilig und on point, ohne aber solche Hits zu schreiben, wie es FROZEN SOUL auf ihrer letzten Scheibe geschafft haben.
Und doch läuft „Inveighing Brilliance“ schlichtweg gut rein, ohne eben die ganz großen Taten zu vollbringen. Völlig konträr zu dem kernhässlichen AI-Artwork gelingt es den Texanern, ihrem Album einen Handwerkscharakter zu verpassen, der eben trotz teilweise moderner Bauteile authentisch und ehrlich ist. Die Stücke auf dem zweiten Album der Band verfügen über eine smoothe Dynamik, die zu Bewegung animiert und grundsätzlich Spaß macht.
Album mit Handwerkscharakter
Das von Seiten des Labels angepriesene MESHUGGAH-like Timing sucht man zwar auf „Inveighing Brilliance“ vergeblich und auch das Soundcheck-Schlagzeugsolo zum Abschluss bei „Lord Of Blasphemy“ hätte es nicht gebraucht, doch darüber kann man sicherlich hinwegsehen. Nicht immer braucht es Progressivität oder technischen Anspruch – TRIBAL GAZE sind schlagfertig und machen Musik fürs Laufband oder zum Sparring. Das darf ruhig auch mal.

Tribal Gaze - Inveighing Brilliance
Patrick Olbrich


















Tjo, noch so eines dieser zahlreichen trendigen DM Releases, wie sie nicht nur aus den USA, sondern auch mannigfaltig aus Finnland und UK exportiert werden. Als Freund dieser neueren Schule natürlich ein gefundenes Fressen, obschon der Punkt der Übersättigung sich langsam aber sicher erreicht ist. Und man fragt sich natürlich auch ganz unweigerlich, woher denn die ganzen Hörer dieser Trendcombos sind, weil der alteingesessene Deicide, Morbid Angel oder Death Fan ja schätzungsweise nicht unbedingt die Zielgruppe für tanzbare Violent-Polka Abende sind. Ist es Maggot Stomp da wirklich gelungen eine Wagenburg gegen Taylor, Ariana und Sabrina zu errichten? Oder läuft halt einfach „Ruling in a Land with No God“ und „Fate of Ophelia“ nacheinander in der Playlist, und der Alltagslook wird nur durch Bandana und schwarzes Tshirt (overoversize natürlich, da ist es schon von Vorteil, dass DM Shirts erst ab XXL angeboten werden) erweitert, aber Elefantenhose bleibt Muss. Nun gut, wird sich wohl nicht beantworten lassen und so fristen halt Bands wie Diabolizer, Imperishable (US), Mörtual oder Toughness ihr Nischen-Dasein in brotloser Exzellenz, während in Texas Madball DM langsam aber sicher die Öl-Industrie BIP-technisch ablöst. Wer hätts gedacht.
Musikalisch muss man den ethnobemusterten Wundauflagen zu Gute halten, dass sie hier auch wirklich ein griffiges Werk mit mehr Obituary-Huldigung als gewöhnlich anbieten, einen wirklich perfekt zum Stil passenden Sänger haben, einen perfekten Schlagzeug Sound nebst Produktion und eine so wunderbare no-frills Attitüde, dass sich das Bandana von ganz allein überstülpt. Leider auch no-frills beim Artwork und wie man ernsthaft so ein 2000er-Artwork zulassen kann, das sogar ein „In Dark Purity“ vor Neid erblassen lässt, darf gerne mal auf der nächsten Jahreshauptversammlung in Donzdorf vor dem Kaviar-Gang kritisch nachgefragt werden. (Naja, oke, „In Dark Purity“ ist schon nochmal ne Ecke härter. Aber da hat sich immerhin jemand Mühe geben, oder zumindest Zeit investiert. Und immerhin auch irgendwie was ikonisches geschaffen.) Musikalisch gehen 7 schon klar.