Amon Amarth
Amon Amarth

Interview

Odin scheint wieder an AMON AMARTHs Seite. Mit dem neuen Album "With Oden On Our Side" berfreiten sich die Schweden aus dem lähmenden Sumpf der Langsamkeit und geben zumindest geschwindigkeitstechnisch wieder richtig Gas. Drummer Fredrik Andersson teilte mit mir seine Sicht der Dinge zur neuen Platte.

Wie liefen die Aufnahmen zu “With Oden On Our Side”?

Wir haben dieses Mal in den Fascination Street Studios im schwedischen Örebro aufgenommen, weil wir das Gefühl hatten, in den Berno Studios, wo wir die letzten beiden Alben aufnahmen, unser Limit erreicht zu haben. Wir hätten natürlich dort weiter aufnehmen können, aber wir brauchten eine neue Umgebung, um einen Schritt weiter zu gehen und ein besseres Ergebnis als zuvor zu erreichen. Zudem ist das Fascination Street nur etwa zwei Stunden von unserem Zuhause entfernt, verglichen mit den acht Stunden, die wir zum Berno Studio immer auf uns nehmen mussten. So konnten wir wenigstens am Wochenende daheim sein und uns von der Arbeit eine Auszeit nehmen.

Habt Ihr denn jeder für sich selbst aufgenommen oder waren wie bei „Fate Of Norns“ auch wieder alle zur gleichen Zeit im anwesend?

Wir waren grundsätzlich immer alle zusammen im Studio, arbeiteten jedoch nicht immer parallel zueinander. Als ich zum Beispiel meine Drum-Parts aufnahm, waren die anderen gerade am Trinken oder spielten Video-Spiele, hehe!

Was für einen Effekt hatte diese auf die Atmosphäre innerhalb der Band im Vergleich zu den Aufnahmen zu „Versus The World“, wo jedes Bandmitglied einzeln im Studio war?

Die Atmosphäre war viel positiver als damals. Aber das gilt sowieso für das ganze letzte Jahr. Vor vier Jahren gab es Risse in der Band, die auf das viele Touren und interne Meinungsverschiedenheiten zurückzuführen waren, die lange nicht ausdiskutiert wurden. Diese Schwierigkeiten drohten uns schon, zu zerreißen. Innerhalb des letzten Jahres konnten wir diese Differenzen aber beilegen und uns völlig auf das Schreiben der Musik konzentrieren. Das funktioniert viel besser, wenn es in Gruppenarbeit geschieht, hehe! Es fühlt sich so ein bisschen wie ein neuer Beginn an.

Spiegelt sich der Zustand der Band auch in den letzten beiden Albumtiteln wieder? Denn „Fate Of Norns“ klingt um einiges negativer und hoffnungsloser als es der neue Titel tut. Ist Odin wieder an Eurer Seite?

Ja, definitiv. Es fing auch eigentlich schon bei “Versus The World” an, das symptomatisch für unser damaliges Gefühl gegenüber unserer Umwelt war. Wir empfanden, dass sich damals einfach jeder gegen uns gestellt hat. Für uns selbst ist es sehr interessant, wie die Titel der Songs ankommen. Der Song „Versus The World“ selbst ist zum Beispiel viel persönlicher gehalten, als es überhaupt jemand bemerkt hat. Er erzählt unsere Geschichte von Tag eins bis zu der Zeit, in der es der Band wirklich schlecht ging. Die Titel unserer letzten drei Alben drücken den jeweiligen, zu der bestimmten Zeit herrschenden Zustand innerhalb der Band und auch unserer persönlichen Gemüter aus. So lange diese transportierten Gefühle negativ waren, fühlte ich immer so etwas wie eine Gefahr aufkeimen aber ich denke, wir haben diese Gefilde nun verlassen und blicken einer positiveren Zukunft entgegen. Bereits als wir mit dem Schreiben für „With Oden On Our Side“ anfingen, fühlte sich das Material sehr stark an. Alle Riffs gestalteten sich genau so, wie wir sie haben wollten, und die gute Atmosphäre während des gesamten kreativen Prozesses hatte einen erheblichen Einfluß darauf.

Wie seid Ihr denn dieses Mal da ran gegangen? Offensichtlich war die Vorgehensweise eine andere, denn der auffälligste Track „Asator“ ist mehr Thrash als typisch AMON AMARTH.

Ein Unterschied liegt wohl darin begründet, dass wir während der Arbeiten keinen regulären Jobs nachgingen. Wir konnten uns voll und ganz auf das Album konzentrieren, wodurch wir uns als Musiker natürlich deutlich verbessern konnten. Zwei Monate lang sperrten wir uns montags bis freitags täglich von neun Uhr morgens bis fünf Uhr Nachmittags in den Proberaum ein und probten und schrieben. Auch wenn Johan [Hegg, Fronter, Anm. d. Verf.] und Olavi [Mikkonen, Gitarrist, Anm. d. Verf.] wie üblich 90% der Riffs beisteuerten, so setzten wir doch alles gemeinsam zusammen. Ebenso schrieb und stimmte Johan die Texte mit uns zusammen auf die Songs ab. Es war viel mehr Teamwork vorhanden als jemals zuvor und völlig ganz anders als noch bei „Fate Of Norns“, was komplett von Johan und Olavi zu Hause geschrieben wurde. Damals bekamen wir die Songs erst im Proberaum zu Gehör, als sie sie uns zeigten. Das jetzige Vorgehen war ein viel besseres, weil wir uns nun um einiges sicherer in den Songs fühlen und durch die vielen Proben mehr „in den Songs drinstecken“. Zudem probierten wir alle mögliche Kombinationen innerhalb der einzigen Songs während des Schreibens, der Proben und der Aufnahmen aus, so dass wir wissen, was funktioniert und was nicht. Und so entstanden dann schließlich Songs wie „Asator“.

Welchen Song bevorzugst Du denn?

Also ich würde sagen, „Runes To My Memory“, „Lokes Treachery“ und “der Titeltrack…wobei letzterer eigentlich der Favorit ist, denn ihn zu spielen, macht am meisten Spaß.

Der vollständige Titel ist ja eigentlich „Hermod’s Ride To Hel (Lokes Treachery Part 1)“. Gibt es auch einen zweiten Teil?

Noch nicht, nein. Lass es mich so sagen: wir haben einige Ideen für einen zweiten Teil, sicher ist aber noch nichts.

Auf der Bonus-Disc zu „With Oden On Our Side“ ist ein bisher noch nicht veröffentlichter Song namens „Return Of The Gods“ enthalten. Beschreib ihn bitte.

Der Song ist wirklich sehr heavy und tatsächlich ist es ein Instrumental! Er stammt von den „Once Sent From The Golden Hall“-Sessions aus dem Sunlight Studio, hat es damals aber wahrscheinlich nicht aufs Album geschafft, weil er nicht zu dem restlichen Material passte. Ist aber nur eine Vermutung, da ich damals ja noch nicht in der Band war.

Beim Artwork habt Ihr mit Eurer Tradition der farbenfrohen und aufwändig gestalteten Cover gebrochen. Wieso nun so schlicht?

Eigentlich war das Cover nicht so gedacht, da wir eine andere Idee hatten. An der arbeiteten wir eine Weile aber das Ergebnis wollte uns nicht zufrieden stellen. Also brauchten wir sozusagen einen Plan B. Das Cover sollte symbolisch rüberkommen und die Songs so treffend wie möglich beschreiben. Zu viel „Action“ hätte dem Ausdruck nicht gut getan, trotzdem ist das Cover sehr kraftvoll ausgefallen. Es hat natürlich einen Bezug zum Titel, die Figur auf dem Pferd ist offensichtlich Odin und die Dreiecke sind ein altertümliches Symbol für ihn. Wir wollten einfach etwas anders sein und gleichzeitig natürlich verdeutlichen, dass da eine Veränderung auch in der Band eingetreten ist.

Ihr habt dieses Jahr wieder auf dem Wacken gespielt und wie vor zwei Jahren erneut einen undankbaren Slot abbekommen, nämlich um zwei Uhr nachts. Wann kommt die Zeit, da Amon Amarth dieses Festival headlinen?

2008. Sollten wir für diese Ausgabe ein Angebot bekommen, werden wir solche Zeiten nicht mehr akzeptieren. Na ja, vielleicht nicht der Haupt-Headliner aber eine vergleichbare Zeit sollte schon drin sein. Aber das wissen die auch. Wir haben halt keine besondere Lust mehr entweder spät nachts oder nachmittags zu spielen. Natürlich muss jemand diese Slots ausfüllen und ich sage ja auch nicht, dass es total für den Hintern ist. Aber wir haben es jetzt zwei Mal gemacht und würden es nicht noch ein drittes Mal zu solch später Stunde machen. Dann würden wir eher auf einem anderen Festival spielen.

Was ist mit dem Viking-Camp und der kleinen Schlacht, die Ihr ja nun schon diverse Male live aufgeführt habt. Werden Euch die Krieger auch auf der anstehenden Tour begleiten?

Nein, leider nicht. Es war leider aufgrund technischer Schwierigkeiten und den verschiedenen Anforderungen der Venues nicht zu vereinbaren. Sie werden aber in den nachfolgenden Touren auf irgendeine Weise ins Programm integriert werden.

Dann danke ich für das Interview und wünsche Euch viel Erfolg auf der Tour!

Vielen Dank und danke für das Interview!

05.10.2006
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